6893 Meter wollen die Ostschweizer Patrik Koller, David Koller und David Pröschel mit ihrem elektrischen Offroad-Nutzfahrzeug bezwingen – das wäre Weltrekord. Das Fahrzeug wurde verschifft, das Team steht kurz vor der Abreise – und die Nerven liegen blank. Wir zeigen das Video dazu.
David Pröschel, nun ist es so weit, und der Terren ist unterwegs nach Chile. Hat alles gut geklappt?
David Pröschel: Wir haben uns bereits seit Monaten auf die Verschiffung des Fahrzeugs vorbereitet, aber die letzten zehn Tage vor der Verschiffung waren brutal. Täglich haben wir zwischen 12 und 14 Stunden gearbeitet. Es gab noch zahlreiche kleine Verbesserungen zu machen und manche Ausrüstungsgegenstände, auf die wir seit Wochen gewartet haben, sind im letzten Moment eingetroffen und mussten verbaut werden.
Ist es dennoch gut gegangen?
Als wir das Tor des Containers geschlossen haben, waren wir zufrieden und zuversichtlich, dass alles gut vorbereitet ist.
Eure Abreise steht ebenfalls unmittelbar bevor. Wie hoch ist der Stresslevel bei Ihnen?
Ehrlich gesagt: tiefer als in den schwierigen Momenten in den letzten drei Jahren. Wir haben jetzt nicht mehr fünf wichtige Arbeiten gleichzeitig zu erledigen, während wir in einem Berg von Korrespondenz versinken. Nun können wir einen Schritt nach dem anderen machen, auf uns selbst verlassen und sind nicht ständig von anderen abhängig. Das bringt uns Ruhe. Aber natürlich ist auch eine nervöse Vorfreude vorhanden.
Wie sehen die Tage dort für Sie aus? Was steht an?
Es geht Schlag auf Schlag mit wichtigen Aufgaben. Zuerst geht es an die Erledigung der Zollformalitäten und schliesslich ans Auspacken des Containers. Das wird bereits eine Herausforderung, weil wir nicht wissen, welche Infrastruktur am Hafen für uns bereitsteht. Dann werden wir weitere Ausrüstungsgegenstände und eine enorme Menge an Lebensmittel einkaufen müssen. Das muss exakt geplant werden. Dafür haben wir extra den Kalorienbedarf von jedem Teammitglied ermittelt und hochgerechnet auf die Belastung in der grossen Höhe.
Ab Mitte November sind Sie schliesslich in der Wüste unterwegs. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Seit Terren verschifft ist, hatten wir Zeit, intensiv zu trainieren. Wir machen lange Biketouren und Wanderungen. Wir kennen uns bereits aus mit dem Höhenbergsteigen und waren einmal auf 6893 Metern. So können wir gut einschätzen, was nötig ist.
Was denken Sie, wird die grösste Herausforderung für Sie sein?
Das Aufrechterhalten der Konzentration und Entschlossenheit, um in dieser extremen Höhe weiterzumachen. Die Kälte und die dünne Luft bringen Wesensveränderungen mit sich, die man sich kaum vorstellen kann. Man wird sorglos, unmotiviert, tagträumerisch – und das kann schnell gefährlich werden, wenn man eine sechs Tonnen schwere Maschine bedienen muss. Und es sind sehr ausgesetzte, steile Passagen, die wir passieren müssen und sie wirken da oben noch abschreckender. Dazu kommt natürlich die technische Herausforderung. Ein Defekt am Fahrzeug ist immer möglich. Wir müssen bereit sein, es wieder instand zu stellen.
Wie gross rechnen Sie die Chancen aus, den Rekord zu knacken?
Wir haben uns für den Rekord «Highest Altitude reached with an electric Truck» angemeldet, weil es keine Kategorie für Fahrzeuge generell gibt. Diese gab's zuvor noch gar nicht (lacht). Guinness hat die Schwelle deshalb auf 5800 Meter angesetzt. Wir sind zu 80 Prozent sicher, dass wir das können. Unser grosses Ziel ist jedoch, es höher hinauf zu schaffen, als jedes andere Fahrzeug – egal ob Benziner, Diesel, Motorrad oder Geländefahrzeug. Dieser Rekord liegt bei rund 6600 Metern. Wir rechnen mit einer 30-prozentigen Chance, dass wir das schaffen.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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