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Männer in Not

Damit Männer in Krisen auch künftig eine zweite Chance bekommen: Das Wiler Haus Otmar braucht selber Hilfe

Seit über 100 Jahren bietet das Haus Otmar in Wil Männern in schwierigen Lebensumständen Zuflucht. Nun ruft die Institution selber um Hilfe – das Gebäude ist in die Jahre gekommen, und ein Küchenumbau steht an.

Manuela Bruhin am 02. Januar 2024

Eine Arbeitswelt, die sich immer schneller dreht. Lebensumstände, die ebenfalls Fahrt aufgenommen haben. Und Herausforderungen, die für den Moment zu gross sind, um sie allein meistern zu können. Schicksalsschläge können jeden von uns treffen. Und nicht immer ist da eine helfende Hand.

Umso wertvoller ist eine Institution wie das Haus Otmar an der Mattstrasse in Wil. Männer in schwierigen Lebensumständen finden dort eine Anlaufstelle und, der Notsituation angepasst, fürs Erste eine günstige Wohnmöglichkeit. «Meist sind es persönliche Probleme oder Notsituationen, weshalb die Männer zu uns kommen», sagt der ehrenamtliche Vereinspräsident Ruedi Elser im Gespräch. «Früher waren auch Arbeitslosigkeit, Trennungen und Konkurse Gründe, die einem Aufenthalt vorausgingen.»

Haus Otmar

Seit jeher eine Anlaufstelle für Männer in schwierigen Lebensumständen: Das Haus Otmar in Wil. Nun ist es in die Jahre gekommen.

Kein betreutes Wohnen

Meist beträgt die Verweildauer zwischen drei und sechs Monaten – es gibt aber auch einen Mieter, der bereits seit über 20 Jahren im Haus Otmar lebt. Die Männer sind zwischen 23 und 70 Jahre alt. Einige von ihnen gingen offen mit ihrem Schicksal um. Andere hingegen würden sich eher zurückziehen.

«Wir sind kein betreutes Wohnen», betont Elser. Das Haus Otmar bietet keine Tagesstruktur an, unterstützt aber die Männer in Alltagsbelangen. Immer mit dem Ziel, sie wieder in Richtung selbstständiges Wohnen zu führen. «Der Besuch bei uns sollte kein Dauerzustand sein, sondern dabei helfen, im Alltag wieder Fuss zu fassen.»

Naemi Krähenmann

Naemi Krähenmann

«Eigentlich wäre mehr Betreuung nötig», sagt die Leiterin des Wohnheims, Naemi Krähenmann. Für die Männer, die teilweise schwere Schicksalsschläge zu verkraften haben, ist sie rund um die Uhr erreichbar. So unterschiedlich die Hintergründe sind – das Zusammenleben funktioniert.

«Ich bin erstaunt, wie harmonisch das hier läuft», sagt Krähenmann. Das hat sich herumgesprochen: Das Haus Otmar erhält auch Anfragen aus der weiteren Region.

Haus Otmar

Checkübergabe an die Verantwortlichen des Hauses St.Otmar im Restaurant Falkenburg Wil: Margrit Niedermann, Ruedi Elser, Margot Spiller, Naemi Krähenmann, Werner Meier und Andreas Bolakis (von links).

Renovation nötig

Nun braucht die Institution jedoch selber Hilfe. Der Verein besteht seit 1906, zu Anfang führten die Mitglieder das Gebäude als katholisches «Jünglingsheim». Seit den 1960er-Jahren ist der Verein offener geworden und versucht, sich der veränderten Arbeitswelt und den Lebensumständen anzupassen.

Laufend wurden beispielsweise die insgesamt 26 Zimmer renoviert, sofern das Geld vorhanden war. Unter den Männern gibt es die sogenannten Selbstzahler. Andere wiederum können einen vergünstigten Tarif in Anspruch nehmen, wenn sie von den sozialen Diensten weiterverwiesen werden.

Die laufenden Kosten des Betriebs können vom Verein selber getragen werden. Steht eine grössere Investition wie jetzt gerade an, ist der Verein jedoch auf zusätzliche Spenden angewiesen.

Spender gesucht

Nun steht das grosse Projekt des Küchenumbaus an. Und auch die Gemeinschaftsräume sind in die Jahre gekommen. Unterstützt wird der Verein St.Otmarsheim von der katholischen und der evangelischen Kirchgemeinde sowie der Stadt Wil.

Ein Schreinerbetrieb hat bereits mit seinen Lehrlingen die Küchenplanung ehrenamtlich übernommen, von verschiedenen Betrieben in der Umgebung kamen ebenfalls Beiträge zusammen, um die Gesamtkosten von etwa 60'000 Franken stemmen zu können.

«Wir sind auf gutem Weg», fasst es Elser zusammen. Noch werden weitere Unterstützungsgelder gesucht, damit das Projekt realisiert werden kann. Damit Bedürftige auch in Zukunft auf die Anlaufstelle zählen können.

(Bilder: PD)

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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