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Toni Brunner tritt zurück

Der stille Rückzug eines politischen Wunderkinds

Ende Jahr legt der St.Galler SVP-Nationalrat Toni Brunner sein Mandat nieder - nach 23 Jahren im Bundeshaus. Der Abschied verläuft weit diskreter als der Antritt. Brunners politische Karriere begann mit einer Schlägerei an der Olma. Und verlief danach so, wie es keiner ahnen konnte.

Stefan Millius am 24. November 2018

In einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» gibt Toni Brunner bekannt, dass er Ende Jahr aus dem Nationalrat ausscheidet. Ein Jahr vor den nächsten Wahlen räumt er seinen Platz und lässt den jungen Rheintaler Mike Egger nachrutschen, der den ersten Ersatzplatz innehatte.

Die Begründug ist lapidar. Nach 23 Jahren im Nationalrat werde die Aufgabe repetitiv, die schönste Zeit - die Ära als Präsident der SVP Schweiz - habe er hinter sich.

Die Ära Toni Brunner ist geprägt von Premieren. Mit 21 Jahren wurde er wie aus dem Nichts als jüngster Nationalrat gewählt. In seinen acht Jahren als Parteipräsident gelang der SVP bei den Wähleranteilen der Vorstoss in neue Sphären.

Dass er dereinst nicht einfach irgendein St.Galler Nationalrat vom Land sein würde, sondern die Schweizer Politik mitprägt, hatte 1995 wohl kaum jemand geahnt. Unvergessen, wie er nach der Wahl direkt an der Olma dem damaligen «Radio aktuell» sein erstes Interview gab - leicht lädiert, weil er kurz zuvor in der Degustationshalle in eine kleine Prügelei verwickelt war. Brunner, mit Spuren der Abreibung im Gesicht, lachte laut ins Mikrofon. Das würde 23 Jahre lang sein Markenzeichen bleiben.

Politische Gegner warfen ihm stets vor, hinter der Maske des umgänglichen, stets grinsenden Menschenfreundes aus dem Toggenburg eine harte Politik zu verfolgen. Es machte sie wahnsinnig, dass man dem Toggenburger nicht böse sein konnte, selbst wenn er die SVP-Linie gnadenlos durchzog.

Brunner verband Bauernschläue, politischen Instinkt und die Nähe zum Volk zu einem unwiderstehlichen Mix, der ihn durch fünf weitere Wahlen für den Nationalrat trug. Seine Popularität hatte aber durchaus auch ihre Grenzen. In den Ständerat schaffte es Toni Brunner beispielsweise nicht.

Mit seinem Rücktritt per Ende Jahr beweist Brunner noch einmal Stil. Er lässt mit Mike Egger aus Berneck einen Parteikollegen nachrutschen, dessen Karriere gewisse Parallelen aufweist. Egger wurde mit 19 Jahren jüngster St.Galler Kantonsrat, jetzt ist er 26, und ähnlich wie Brunner hat er ein Gespür für populäre Themen und wie man sie verfolgt.

Es ist schwer vorstellbar, dass der 44-jährige Toni Brunner sich nun wirklich einfach auf seinen Bauernhof zurückzieht. Andererseits hat er politisch den Zenit wohl in der Tat erreicht, viele Möglichkeiten gibt es nicht mehr.

Gut möglich, dass er seine Erfahrung nun in eine neue Mission steckt: Dem Aufbau der politischen Karriere seiner Lebenspartnerin Esther Friedli. Diese hat mit einer Regierungskandidatur und einem Achtungserfolg bereits erste Ambitionen gezeigt. Nun kann sie aus dem Schatten ihres Partners treten. Und von diesem wird man sicher weiterhin hören.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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