SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel äussert sich im Interview zur Bilanz von Schneider-Ammann und über die mögliche Nachfolgerin Karin Keller-Sutter.
Seit Dienstagvormittag ist klar: Johann Schneider-Ammann verlässt per Ende Jahr den Bundesrat nach acht Jahren Amtszeit. Damit macht der 66-jährige Emmentaler den Weg frei für eine Ostschweizer Nachfolge.
Roland Rino Büchel, Johann Schneider-Ammann tritt nun effektiv zurück. Von den Medien wurde er häufig als «Träger Bundesrat» dargestellt. Deckt sich das mit Ihrer Meinung?
Ich schätze seinen trockenen Humor. Zudem war er mit seiner Bodenständigkeit ein Trumpf für die Schweiz – und nicht eine Belastung. Er ist ein anderes Kaliber als zum Beispiel der Genfer Pierre Maudet. Dieser Typ wurde im Sommer letzten Jahres quasi als Retter der Schweiz dargestellt. Die Schweiz braucht keinen Blender à la Macron. Lassen wir solche Politiker in Frankreich und in der EU wirken.
Demnach verkaufte sich der FDP-Politiker gegen aussen einfach zu schlecht? Oder suchten die Medien bewusst die populistischen Schlagzeilen?
Es ist wohl eine Mischung von beidem. Zudem machen angefragte Parlamentarier gerne grosse Sprüche und heulen mit den (Medien-)Wölfen. Das gilt vor allem die Hinterbänkler, welche die Gunst der Medien erhaschen wollen. Davon hat es nicht wenige in Bern.
Mit seinem Rücktritt geht das Rennen um einen Ostschweizer Bundesratssitz los. Hoch gehandelt wird Ständerätin Karin Keller-Sutter. Hat sie die Stimme der SVP?
Bis jetzt habe ich von ihr vor allem gehört, dass sie nicht will. Um in meiner Partei Stimmen zu holen, muss der Kandidat/die Kandidatin ein klar bürgerliches Profil haben. Die Begeisterung meiner SVP-Nationalratskollegen über das St. Galler „Ständerats-Dream-Team“ Keller-Sutter/Rechsteiner hält sich in Grenzen.
Profitiert die Ostschweiz als Region effektiv von einem Bundesrat aus diesem Landesteil?
Schaden tut es natürlich nicht. Doch insgesamt wird das überschätzt. Aber es ist natürlich legitim, dass die möglichen Kandidaten auch ihre Herkunft in die Waagschale werfen.
Welcher Ostschweizer Politiker wäre Ihrer Meinung nach prädestiniert für dieses Amt?
Toni Brunner. Doch er ist im Moment keine Option. Es geht jetzt um den Sitz der FDP.
Auch CVP-Bundesrätin Doris Leuthard hat bereits ihren Rücktritt in Aussicht gestellt. Ein Verlust für den Bundesrat?
Meine Begeisterung für Doris Leuthard hat sich immer in Grenzen gehalten. Das ist bei allen Personen so, welche übertrieben stark auf ihre Aussenwirkung setzen.
Sie wurde als Liebling des Volkes gefeiert. Kommt hier hinter den Mauern des Bundeshauses mitunter Neid auf?
Neid gibt es immer. Es «menschelet» natürlich auch in Bundesbern. Wichtiger ist, dass Sein und Schein in etwa deckungsgleich sind. Wenn bei Frau Leuthard hierzu Fragen gestellt werden, hat das nicht unbedingt mit Missgunst zu tun. Sondern mit einer nüchternen Analyse der persönlichen Erfahrungen der Bundesparlamentarier und der Fakten.
CVP und FDP müssen nun Ihren Sitz neu besetzen. Ist ein Angriff einer anderen Partei denkbar bzw. allenfalls schon Thema?
Ich habe davon weder konkret etwas gehört noch gespürt. Ich gehe davon aus, dass die Parteien ihren Einfluss auf eine andere Art und Weise geltend machen. Das war und ist insbesondere bei Bundesrat Ignazio Cassis der Fall. Wenn die SP ihn als «Praktikanten» darstellt, hat das damit zu tun, dass er nicht immer das tut, was sie Sozis gerne hätten.
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Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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