Eine Gruppe von Einzelhändlern bläst zum Kampf gegen höhere Gebühren für Parkplätze in der Innenstadt. Diese seien «politisch motiviert». Der Vergleich zeige, dass man in Einkaufszentren am Stadtrat wesentlich günstiger parkiert.
Der Offene Brief geht an den St.Galler Stadtrat und die Verwaltungsräte der CityParking AG - ist ohne Zurückhaltung geschrieben, gepfeffert mit klaren Vorwürfen. Elf Einzelhändler und Unternehmer fordern den Stadtrat und die CityParking St.Gallen AG auf, die Gebühren in den zentrumsnahen Parkhäusern zu senken. Und zwar auf die Höhe der Tarife der Einkaufszentren an der Peripherie.
«Unsere Innenstadt braucht Kunden und keine Parkhäuser mit einer unanständigen Rendite», heisst es in dem Brief. Die CityParking AG mache derzeit bei einem Umsatz von 5,5 Millionen Franken einen Gewinn von 4,1 Millionen. «Eine Umsatzrendite von rund 75 Prozent lässt selbst die grössten Abzocker der Weltgeschichte vor Neid erbleichen», so die Unterzeichner weiter.
Dabei sei bei der Eröffnung der ersten Parkgaragen das kommerzielle Interesse gar nicht im Vordergrund gestanden. Es sei darum gegangen, die Attraktivität der Innenstadt für autofahrende Kunden zu erhöhen. Nun werde das Gegenteil gemacht: Über die Erhöhung der Parkgebühren wolle man Kunden davon abhalten, mit dem Auto anzureisen.
Die parkenden Kunden bezahlen laut den Briefunterzeichnern keinen Preis, der betriebswirtschaftlich gerechtfertigt, sondern politisch motiviert sei. Einst habe man mit dieser Preispolitik auf das Übermass an Verkehr in der Innenstadt reagiert, doch das sei Vergangenheit: «In der Innenstadt stehen prominente Verkaufsflächen leer, der Abendverkauf hat sich erledigt.»
Im Offenen Brief werden die Gebühren von vier Parkhäusern verglichen. Ein Beispiel daraus: Wer drei Stunden im CityParking Brühltor parkiert, bezahlt 6 Franken, bei Abendverkauf und am Samstag sogar 7.20 Franken. In der Shopping Arena und im Gallusmarkt beläuft sich die Gebühr auf 3 beziehungsweise 1.50 Franken.
Die beiden genannten Einkaufszentren seien «private und nicht politisch geführte» Institutionen und wüssten, dass preiswerte Parkhäuser für die Attraktivität eines Einkaufsorts wichtig seien, heisst es weiter. Geld müsse im Laden und nicht im Parkhaus verdient werden.
Die Unterzeichner glauben, dass auch die Verkehrs- beziehungsweise Parkplatzpolitik dazu geführt hat, dass die Stadt St.Gallen heute nicht mehr als überregionales Zentrum für die Einkäufe gesehen wird. Früher seien Kunden aus dem Rheintal, dem Toggenburg, dem Appenzellerland, dem Thurgau und dem Vorarlberg angereist. Um diesen Status wieder zu erlangen, seien Massnahmen gefordert.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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