Die Anschuldigungen des SP-Politikers lassen sich die Stiftsbibliothek und der Katholische Konfessionsteil des Kantons St.Gallen nicht gefallen. Sie werfen Peter Olibat und den Initianten Unsachlichkeit und Gesprächsverweigerung vor.
Das lässt der Roger Fuchs, Kommunikationsverantwortliche des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St.Gallen nicht auf sich sitzen: Er moniert, dass einerseits journalistisch unausgewogen über die Interpellation des SP-Stadtparlamentariers Peter Olibat berichtet wurde und nimmt andererseits Stellung zu den in der Interpellation geäusserten Vorwürfen, die «Kopfschütteln ausgelöst haben».
So heisst es in der heute verschickten Mitteilung: Unter anderem schreibt der Interpellant, dass es sich bei der Stiftsbibliothek um kein Museum handle und es keine Besucherinformation gebe, die eine kontextuelle Einordnung der Mumie erlaube. Dazu der Stiftsbibliothekar Cornel Dora: «Die Stiftsbibliothek ist selbstverständlich ein Museum, sogar das meistbesuchte in der Ostschweiz.» Was die Einordnung betrifft, so liege eine mustergültige Aufarbeitung vor, die 1998 mit dem Titel «Schepenese – Die ägyptische Mumie der Stiftsbibliothek St.Gallen» in Buchform publiziert worden und bis heute im Shop erhältlich sei. Dabei wurde die Frage der Provenienz aufgearbeitet, und man hatte die Särge sowie die Mumie selbst untersucht. Als Folge davon wurde gemäss Dora die Präsentation der Mumie neugestaltet und die Mumie besser vom Publikum abgetrennt als zuvor. Des Weiteren ist festzuhalten, dass aus Gründen der Würde nie mit der Mumie für einen Besuch des Museums geworben wird. «Es ist abwegig zu behaupten, dass die Stiftsbibliothek mit Schepenese Geld verdient.»
Und weiter heisst es: Kritisiert wird in Olibats Interpellation auch der Katholische Konfessionsteil des Kantons St.Gallen, rechtmässiger Eigentümer der Mumie. Die Rede ist von Verweigerungshaltung und bisheriger Nichtkooperation. Raphael Kühne, Präsident des Administrationsrats (Exekutive) des Konfessionsteils hält dagegen und verweist auf sein Statement, das er anlässlich der Session des katholischen Parlaments vom 22. November 2022 abgab: Demnach verschliesst sich der Administrationsrat keinesfalls einer seriösen, wissenschaftlich und differenziert geführten Bearbeitung des Themas. Mit dem ab 2023 in Kraft tretenden Kulturgüterdekret hat man auch eine gute Grundlage dazu. Gleichzeitig appelliert Kühne an alle, die ein Anliegen haben, sich an die zuständigen Stellen zu wenden. «An den Katholischen Konfessionsteil ist weder seitens des ägyptischen Staates noch seitens der Gruppe um Milo Rau irgendein Anliegen formuliert worden», bringt es der Administrationsratspräsident auf den Punkt.
Sowohl Kühne als auch Dora seien sich einig, dass durch die Mumie Schepenese der Stadt St.Gallen ganz sicher kein Reputationsschaden drohe. Diese in der Interpellation ebenfalls getätigte Aussage sei nicht nachvollziehbar. «Mumien werden an vielen Orten der Welt ausgestellt, wobei die Präsentation oft weniger würdevoll ist als im Barocksaal der Stiftsbibliothek St.Gallen», lässt sich Dora zitieren.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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