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Einführung des Lehrplans 21

Die neuen Klassenzimmer an der Primarschule in Degersheim können fast alles - Nur fliegen können sie noch nicht

Die Einführung des Lehrplans 21 stellte einen der wichtigsten Meilensteine in der Deutschschweizer Bildungslandschaft dar und läutete gleichzeitig die endgültige Abkehr von Frontalunterricht und Faktenlernen ein.

Die Ostschweiz am 05. September 2024

Denn dem Ruf der Wirtschaft folgend, soll Bildung nicht nur Synapsen trainieren, sondern die Lernenden zur selbstständigen Erarbeitung von Lösungswegen befähigen und hierbei die Teamarbeit signifikant fördern. Ziel ist es, aus Daten Informationen abzuleiten, um daraus nützliche Kompetenzen für die berufliche und persönliche Zukunft zu entwickeln. Dies fordert nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch die Infrastruktur. Denn sie übernimmt Teile des Bildungsauftrags, wie an der Primarschule in Degersheim, wo vier Klassenzimmer durch die ortsansässige Möbelherstellerin Lista Office LO fit für ihre neuen Aufgaben gemacht wurden.

Seit gut drei Jahren hat der Lehrplan 21 in der ganzen Deutschschweiz Einzug gehalten. Die Art und Weise der Bildungsvermittlung bedarf hierbei neuer Strategien. Bei der Auswahl der Strategien bleibt die Methodenfreiheit der Lehrkräfte aber gewährt. So obliegt es weiterhin der Lehrperson, mit welchen Methoden sie die Lernenden zum Erreichen der Lernziele unterstützen möchte. Für die Einrichtung einer Schule bedeutet dies, dass jedes Klassenzimmer mit solchem Mobiliar ausgestattet werden sollte, mit welchem sich jede angewandte didaktische Methode umsetzen lässt.

Herausforderndes Fördern und Fordern

Eine zentrale Herausforderung des Lehrplans 21 ist die flexible Gestaltung des Unterrichts. Dies fordert von den Lehrkräften nicht nur Fingerspitzengefühl bei der Wahl der didaktischen Methode. Auch das individuelle Fördern und Fordern der Lernenden bedarf eines hohen Masses an Kreativität und Innovationsbereitschaft. So benötigen einige Lernende eine verstärkte Förderung, andere hingegen ein motivierendes Fordern von der Lehrperson

Das Klassenzimmer als Pädagoge

2010 entwickelte Reto Thöny, Vizedirektor der Stadtschule Chur, das Churermodell. Da sich dessen kompetenzorientierter Ansatz der Wissensvermittlung gut mit der Philosophie des Lehrplans 21 deckt, gewann das Churermodell in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung. Auch die Primarschule in Degersheim unterrichtet nach den Grundprinzipien des Churermodells und hat dafür eigens vier Unterrichtsräume umgestalten lassen. Denn eine zentrale Anforderung ist die Multifunktionalität des Klassenzimmers.

Statt fixen Möblierungs- und Sitzplatzstrukturen geben Vielfalt und Agilität den Ton an. Denn die neuen Klassenzimmer bieten Raum für Instruktionen, Solo-, Partner- und Teamarbeiten und sollten deshalb nach Bedarf rasch, einfach und leise sowohl durch Lehrende als auch Lernende transformierbar sein. Dabei trainieren die Schülerinnen und Schüler bereits bei der Nutzung ihres Klassenzimmers eine zentrale Kompetenz: Das Selbst-Management. Denn bereits früh wird eigenverantwortliches Handeln geübt. Dies beginnt mit der Wahl und Ausgestaltung der optimalen Arbeitsumgebung. Durch die Vielfalt an unterschiedlichen Lernumgebungen, die mit der agilen Möblierung umsetzbar sind, erhalten somit selbst Raum und Einrichtung ihren eigenen pädagogischen Auftrag.

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Um die Anforderungen des Lehrplans 21 nach dem Churermodell umzusetzen, wurden vier Unterrichtsräume umgestaltet. Stefan Gübeli, Schulleiter und Madlene Keller, Klassenlehrerin der Primarschule in Degersheim beantworteten dazu einige Fragen:

Stefan Gübeli, was ist das Churermodell und weshalb hat sich Ihre Schule dazu entschlossen, diese Methode der Wissensvermittlung zu wählen?

Das Churermodell ist auf die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler innerhalb der Klasse ausgerichtet. Ziel ist es, Lernsituationen zu schaffen, die einerseits an die unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden anknüpfen und anderseits allen Kindern Anschlussmöglichkeiten beim Lernen bieten. Selbständigkeit, Eigenverantwortung, vernetztes und kritisches Denken werden ganz besonders gefördert und bilden die Basis für die Erarbeitung von Kompetenzen. Das Churermodell basiert auf kompetenzorientiertem Arbeiten, was sich mit den Anforderungen des Lehrplans 21 deckt.

Madlene Keller, Sie sind nicht allein Klassenlehrerin in Degersheim, sondern auch Teil des Fachteams von churermodell.ch. Welche Rolle spielt für Sie das neue Mobiliar?

Klassenzimmer und Ausstattung spielen eine zentrale Rolle. Verschiedene Lernformen müssen rasch und ohne grosse aufwändige Umbauten umsetzbar sein. Dabei ist es wichtig, die anderen Kinder während der Einrichtung von Lernsettings nicht zu stören. Das ideale Mobiliar muss deshalb rasch, leise und unkompliziert sowohl von Unterrichtenden als auch von Schülerinnen und Schülern verschoben und umgestaltet werden können.

Die vier Räumlichkeiten wurden von der ebenfalls in Degersheim ansässigen Möbelherstellerin Lista Office LO umgestaltet: Wie hat sich die Neumöblierung auf die Lernenden ausgewirkt?

Lista Office LO hat uns im gesamten Beratungsprozess vollumfänglich begleitet. Verschiedene Möbel durften wir vor der Beschaffung ausführlich testen. Dies gab uns die Sicherheit, dass unsere Schüler und Schülerinnen mit den neuen Möbeln gut arbeiten können und gerne arbeiten wollen. Meine Wahrnehmung im Zusammenhang mit der Neumöblierung ist, dass die Schulzimmer atmosphärisch fühlbar verändert wirken. Alles ist luftiger und leichter und es sind viele Freiräume entstanden. Dies hat spürbare positive Auswirkungen auf das Denken und auf die Motivation der Lernenden.

Was ist Ihr Fazit zur neuen Ausstattung, Stefan Gübeli?

Der zeitgemässe Unterricht basiert auf eine Methodenvielfalt in der Didaktik. Mit der neuen Möblierung kann diese Vielfalt unkompliziert gelebt werden. Ohne grossem Aufwand kann zwischen Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten gewechselt und die Theorie der modernen Pädagogik, wie im Lehrplan 21 verankert, eins zu eins wirksam umgesetzt werden. Unser Anliegen war es, in den neu möblierten Klassenzimmern bewegten Unterricht zu ermöglichen. Daher standen Mobilität und Flexibilität im Vordergrund. Dieses Ziel wurde vollumfänglich erfüllt und die Schülerinnen und Schüler geniessen die Vielfalt an Arbeitsmöglichkeiten extrem.

(Bilder: pd)

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