Der Kantonstag «125 Jahre HSG» hat Exponentinnen und Exponenten aus Politik, Wirtschaft und Universität zusammengebracht. Thematisiert werden die Vergangenheit und die Zukunft der HSG. Dabei kommt auch Selbstkritisches zur Sprache. Mit Bildergalerie.
Ann Julie Sevray, Präsidentin der Studentenschaft, eröffnet den Jubiläumsanlass von gestern Mittwoch mit einem Grusswort. Sie erläutert, was die Universität St.Gallen aus dem Blickwinkel der Studierenden auszeichnet. Das ehrenamtliche Engagement der Studentinnen und Studenten in rund 140 Vereinen mit einer breiten Fülle an Themen sei einzigartig und präge die HSG stark.
«Der Campus ist stets in Bewegung und quillt über vor Ideen. Hier entstehen Netzwerke mit Verbindungen für das ganze Leben», sagt sie. Die Qualität der Lehre mit dem Bezug zur Praxis bereite die Studierenden optimal auf den Berufseinstieg vor.
Exzellenz versus Image
In einer Podiumsdiskussion unter der Leitung der Professorin Claudia Franziska Brühwiler diskutieren Regierungspräsident Stefan Kölliker (SVP), Kantonsratspräsidentin Andrea Schöb (SP), Rektor Bernhard Ehrenzeller und Ann Julie Sevray über die Bedeutung des neuen Universitätsgesetzes, aber auch über den Umstand, dass die HSG in breiter Hinsicht ausgewiesene Exzellenz bietet, und trotzdem immer wieder mit einem schlechten Image zu kämpfen hat.
Für sie sei im neuen Universitätsgesetz sehr wichtig gewesen, dass das Rektorat gegenüber den Institutionen gestärkt und die interne Aufsicht verbessert werde, betont Andrea Schöb. Stefan Kölliker zeigt sich zufrieden, dass die unternehmerischen Freiheiten gewahrt geblieben sind. Sie gehörten zur Basis des Erfolgs der Universität St.Gallen. Auch Bernhard Ehrenzeller gibt seiner Erleichterung darüber Ausdruck, dass trotz klar gesetzter Linien die Autonomie weiterbesteht. Die Studentenschaft sei sehr froh, dass sie auch mit dem neuen Universitätsgesetz ihre Meinung einbringe könne.
Bescheidene Ostschweizer:innen
Keine leichte Aufgabe war es für die Podiumsteilnehmenden eine Antwort darauf zu finden, warum die Innenansicht der HSG sehr positiv ausfällt, in der Aussenansicht aber oft ein ausschliesslich negatives Bild gezeichnet wird. Gerade weil sie diese Frage sehr beschäftige, habe sie einen Weiterbildungslehrgang an der Universität St.Gallen besucht und sei positiv überrascht worden, erklärt SP-Mitglied Andrea Schöb. Für sie bleibe die Frage offen, weshalb all die Qualitäten gegen aussen nicht besser sichtbar gemacht werden könnten.
Ein Grund wird in der Diskussion darin geortet, dass die Ostschweizerinnen und Ostschweizer im Vergleich sehr bescheiden seien und nicht gerne Stolz und Exzellenz hervorstreichen würden. Er hoffe, der neue Campus am Platztor werde dereinst zu mehr Sichtbarkeit und damit zu einem besseren Image in der Bevölkerung beitragen, erklärt Stefan Kölliker. Bernhard Ehrenzeller wünscht sich in diesem Zusammenhang, dass das neue Square-Gebäude noch stärker zu einem Denkplatz wird, um zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen.
Was die Forschung bewegt
Vier Kurzreferate gaben Einblick, was die HSG und die Forschenden der Universität bewegt. Johannes Schöning bezeichnete die Gründung der «School of Computer Science» als bedeutenden Schritt für die Ostschweiz. Sie sei mit ihren Informatikstudiengängen mit unternehmerischer Ausrichtung die akademische Heimat für Forschung und Lehre in der Informatik, biete aber gleichzeitig auch eine breite Basisausbildung für alle anderen Schools an der HSG, erklärte der Professor für Human-Computer Interaction.
Student Athavan Theivakulasingham stellt die Jungunternehmerplattform Start Global vor und erläutert, wie man an der HSG ein Startup gründet und es auf den Markt bringt. Die von Studierenden geführte, gemeinnützige Organisation besteht aus 9000 Mitgliedern aus 90 Nationen und organisiert alljährlich die grösste studentische Startup-Konferenz in Europa.
Pioniere der Nachhaltigkeitsforschung
Judith Ströhle lehrt am Institut für Wirtschaft und Ökologie, das 1992 von Professor Hans Christoph Binswanger mitgegründet wurde, und eine Pionierrolle in der Nachhaltigkeitsforschung übernahm. «Nachhaltigkeit heisst für uns, über den Tellerrand hinauszublicken», sagt die Professorin für Sustainability Governance. Ziel sei einerseits, neue Ideen zu schaffen und Mut zu kreieren, andererseits Nachhaltigkeit in bestehende Systeme zu integrieren.
Andreas R. Kirchschläger, Mitglied des Universitätsrates und Geschäftsführer der Elea-Stiftung, präsentiert ambitionierte Wünsche, wo die Universität St.Gallen in 125 Jahren stehen soll. Sie werde erfolgreich sein, vielleicht sogar noch erfolgreicher als heute, gibt er sich enthusiastisch. Seine Überzeugung bekräftigt er mit einer langen Liste an Gründen für den Erfolg, die auch einiges an Augenzwickern enthält. Claudia Schmid
Hinweis: Text und Bilder werden uns mit freundlicher Genehmigung der Universität St.Gallen zur Erstveröffentlichung zur Verfügung gestellt.
(Bilder: Hannes Thalmann)
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