Im vergangenen Jahr sind in der St.Galler Kathedrale 180‘000 Kerzli angezündet worden. Das ist die grösste Zahl, die je erreicht wurde. Mit ein Grund für den Kerzli-Rekord ist ein anderer Höchstwert, welcher der Stiftsbezirk fürs Jahr 2023 verzeichnet.
2023 wurden 180‘000 Kerzli in der St.Galler Kathedrale angezündet. Das sind laut Medienmitteilung täglich fast 500 und so viele wie noch nie – auch nicht vor Corona. Vor den Jahren mit pandemiebedingten Einschränkungen waren es jeweils etwa 160'000 Kerzli jährlich.
Für diesen Boom dürften mehrere Gründe eine Rolle spielen. Dompfarrer Beat Grögli geht davon aus, dass nach der Pandemie die Besucherzahl in der Kathedrale stark gestiegen ist. Zwar werden die Besuche nicht systematisch erfasst. Im Gegensatz zum Grossmünster in Zürich, das ebenso einen Höchstwert vermeldet. Beat Grögli kann dafür die Zahlen der Stiftsbibliothek einbeziehen. Diese verzeichnete im Jahr 2023 mit rund 160‘000 Gästen ebenfalls einen Besucherrekord.
Grögli ist sich sicher: «Wer die Stiftbibliothek, den Gewölbekeller und den Ausstellungssaal besucht, will auch die Kathedrale erleben.» Es liegt also nahe, dass die steigenden Touristenzahlen sich auch positiv auf den Kerzli-Umsatz ausgewirkt haben.
Zeichen der Hoffnung
Doch alleine mit grösseren Touristenströmen lässt sich der Kerzli-Boom nicht erklären. Denn es scheint geradezu paradox, dass in einer für die katholische Kirche schwierigen Zeit Opferkerzli so beliebt sind wie noch nie. Der Grund für das Interesse mag an der Einfachheit und Sinnlichkeit des Rituals liegen: «Kerzli anzuzünden ist eine Handlung, die jeder versteht und die man gut zusammen machen kann», sagt der Dompfarrer und vergleicht: «Mit jemand anderem zusammen zu beten, ist viel schwieriger.»
Für soziale Projekte
Ein Kerzli kostet seit Jahr und Tag einen Franken, womit jedoch nicht nur der Materialpreis gedeckt wird. Der Gewinn aus dem Umsatz geht an soziale Projekte, wie dies bei Kollekten in einem katholischen Gottesdienst der Fall ist. Unterstützt werden etwa Schulen in Südamerika oder Friedensprojekte im Nahen Osten. Aber auch lokale Projekte wie die Gassenküche oder die «DomMusik» bekommen hin und wieder einen Zustupf aus der Kerzli-Kasse.
(Bild: PD)
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