Falls Sie einen Samichlaus angetroffen haben, hatten Sie Glück. Vielerorts fehlen Freiwillige, die in das rote Gewand schlüpfen. Die St.Galler Chlausgruppe St.Martin hat einen kreativen Weg gewählt und via Jobinserat nach Chläusen gesucht – und war erfolgreich, sagt Vorstandsmitglied Marc Peter.
Marc Peter, der 6. Dezember bedeutet für Sie Hochkonjunktur. Konnten Sie mit Ihrer Aktion, in Zusammenarbeit mit Jobs.ch neue freiwillige Samichläuse anzuwerben, neue Interessenten ansprechen?
Ja, wir haben tolle Rückmeldungen bekommen. Es ist ein Thema, das bei vielen schöne Kindheitserinnerungen hervorruft. Diesen Personen ist es oft ein Anliegen, dass die Samichlaustradition weiterlebt. Zum einen konnten wir nicht in der Stadt St.Gallen ansässige Personen an andere lokale Chlausgruppen weitervermitteln. Zum andern helfen auch bei uns einige neue Personen mit. Erfreulicherweise gibt es auch viele Frauen, die uns unterstützen möchten, und die wir jetzt auch einplanen konnten. Zum ersten Mal seit mehreren Jahren müssen die Chläuse keine Zusatzschichten einlegen. Das ist sehr positiv.
Sind Sie rückblickend froh, einen etwas unkonventionelleren Weg eingeschlagen zu haben?
Ja, es war eine sehr tolle Erfahrung. Es war interessant, bei der Fachkräftemangel-Kampagne von Jobs.ch mitzuwirken. Zudem war auch der Austausch mit den anderen Chlausgruppen, und wie sie diese Tradition leben, sehr spannend. Am Ende hat es Öffentlichkeit auf einem anderen Weg darauf aufmerksam gemacht, dass der Erhalt solcher Traditionen Helfende braucht.
Welche Personen haben sich auf das Stelleninserat gemeldet?
Grundsätzlich sind es zwei Gruppen von Personen. Generell arbeitssuchende, die sich auf unterschiedlichste Hilfsjobs bewerben. Diese Personen hatten jedoch oft übersehen, dass es sich um eine unentgeltliche Tätigkeit handelt. Ein klärendes Gespräch hat schliesslich oft Klarheit ergeben, und die «Bewerbung» wurde wieder zurückgezogen. Die anderen waren häufig Personen, die sich emotional mit diesem Thema verbunden fühlen und mithelfen möchten.
Wie lange dauert es, bis ein neuer Chlaus voll einsatzfähig ist?
Mindestens zwei bis drei Saisons. Im ersten Jahr begleitet man üblicherweise einen Chlaus als Schmutzli. Oft ist in diesem Fall der Chlaus jemand vom Vorstand, damit wir die Person etwas im Einsatz kennenlernen können. Zudem ermöglicht es der neuen Person, die ganzen Abläufe aus der Perspektive des Schmutzli zu erlernen. Glauben wir, dass die Person geeignet ist im Umgang mit Kindern und es sich auch zutraut, steht der zweiten oder meistens eher dritten Saison nichts mehr im Weg. Oft wird die Person noch von einem erfahrenen Schmutzli bei den ersten Touren unterstützt. Mittlerweile macht es sich bemerkbar, dass wir seit mehreren Jahren aktiv nach Helfenden suchen. Es braucht wirklich eine gewisse Vorlaufzeit, um aus einem Helfenden einen Chlaus zu machen.
Mit Blick in die Zukunft: Werden sich künftig wieder mehr Freiwillige melden?
Es ist klar, die Freiwilligen kommen nur in ganz wenigen Fällen von selber. Auch in Zukunft müssen wir uns überlegen, wie wir auf diese Thematik aufmerksam machen können. Sich in einem Verein zu engagieren, ist leider heute nicht mehr gleich selbstverständlich, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Daher werden wir künftig permanent an diesem Thema dranbleiben müssen.
Mehr Informationen: www.samichlaus.sg
(Symbolbild: Depositphotos)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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