Der FC St.Gallen und Sportchef Alain Sutter gehen ab sofort getrennte Wege. Als Zweiter der Super League die Zusammenarbeit mit einem der wichtigsten Angestellten zu beenden, ist ein mutiger, aber richtiger Entscheid.
Es war irgendwann während der Saison 2000/01 als ein Sportverantwortlicher des FC St.Gallen in trauter Runde sagte: «Im Erfolg musst du wachsam sein, musst du alles und jeden hinterfragen und dann die wichtigen, zukunftsweisenden, oft auch sehr unpopulären Entscheide fällen. Wenn du diese Entscheide erst triffst, wenn die Zusammenarbeit nicht mehr klappt und der Misserfolg schon da ist, ist es längst zu spät.»
Von dieser Warte gesehen hat der FC St.Gallen alles richtig gemacht. Auch wenn die Trennung von Sportchef Alain Sutter in der aktuellen Situation wenig verständlich erscheinen mag. Schliesslich sind die Ostschweizer erfolgreich. Als Tabellenzweiter sind sie der erste Verfolger der Berner Young Boys. Da kann der Sportverantwortliche nicht viel falsch gemacht haben.
Sehr gute Arbeit geleistet
In der Tat hat Alain Sutter, was die erste Mannschaft betrifft, sehr gute Arbeit geleistet. Er vermittelte stets, einen klaren Plan zu haben. Wenn ein Spieler den FC St.Gallen verliess, hatte er immer einen Plan B oder Plan C – will heissen: Er hatte immer einen adäquaten Ersatz zur Hand.
Er war auf verschiedene Szenarien vorbereitet und hatte seine klaren Vorstellungen, welches Gesicht die Mannschaft haben musste. Und ganz offensichtlich hatte er auch seine klaren Vorstellungen, wie die Führungsstruktur im Sportbereich auszusehen hat.
Diese stimmten nicht mit jenen der Clubverantwortlichen überein. Wer in diesem für einen Club entscheidenden Bereich Differenzen hat, muss die Zusammenarbeit zwangsläufig beenden.
Sportführung breiter abstützen
In Zukunft soll die Führung im Sportbereich breiter abgestützt werden. Damit konnte sich Alain Sutter offensichtlich nicht anfreunden. Dass eine(!) Person für die erste Mannschaft, den Nachwuchs und die Frauenabteilung verantwortlich zeichnet, ist aber in der Tat mit einer Fülle von Aufgaben verbunden, die nicht mehr von einer Einzelmaske seriös bewältigt werden kann.
Mit welchen Personen in Zukunft die Führungspositionen im Sportbereich besetzt werden, ist nun die Aufgabe von Roger Stilz. In den vergangenen Jahren war der Tübacher immer mal wieder ein Thema, wenn es beim FC St.Gallen um die Besetzung von «Sportstellen» ging. Nun hat er es geschafft. Er ist am Ziel angekommen.
Markus Scherrer war langjähriger Sportjournalist, unter anderem für die ehemalige Tageszeitung «Die Ostschweiz». Er ist heute Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde Flawil
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