An der FCSG-Medienkonferenz vom Mittwoch, 3. Januar 2024.
Die Spekulationen liefen heiss, nachdem der FCSG zu einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz eingeladen hatte. Und eine davon bewahrheitet sich: Sportchef Alain Sutter verlässt den Verein. Alles Wichtige aus der Medienkonferenz.
Die Einladung, welche der FCSG gestern Dienstagabend an die Medien verschickt hat, war der Startschuss für viele Mutmassungen: Trainer Peter Zeidler sollte an der Medienkonferenz nicht dabei sein – würde sein Vertrag etwa vorzeitig aufgelöst? Zumindest diese These hat sich heute Vormittag nicht bestätigt.
Dennoch zeigte ein sichtlich berührter Matthias Hüppi, dass er nun der Öffentlichkeit keine einfache Entscheidung kundtun musste: Der langjährige Sportchef Alain Sutter verlässt den Verein. «Die meisten sportlichen Wegweisungen werden dann gefällt, wenn etwas in Schieflage geraten ist. Das ist bei uns definitiv nicht der Fall», resümierte er an der Medienkonferenz. Dennoch habe man eine hochintensive Zeit hinter sich, die den Verantwortlichen einiges abverlangt habe.
Mehrere Personen nötig
Der Führungsentscheid wurde demnach nicht von heute auf morgen gefällt, sondern war vielmehr eine logische Konsequenz der vorausgegangenen Diskussionen. Seit den Sommermonaten habe man sich intensiv mit der Führungsstruktur im Sportbereich auseinandergesetzt. «Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die gesamte Verantwortung nicht mehr nur auf einer Person lasten darf. Deshalb wollen wir die Führung verstärken», fasst es Hüppi zusammen.
Offenbar war der bisherige Sportchef Alain Sutter damit nicht ganz einverstanden. Obwohl jegliche Gespräche und Diskussionen mit Respekt geführt worden seien, habe man keine Einigung erzielen können. Die Folge: Sutter verlässt den Verein.
«Entscheid auf persönlicher Ebene sehr schwierig»
«Wir haben allen Grund, Alain Sutter für sein grosses Engagement zu danken», so Hüppi weiter. «Der Entscheid war auch auf persönlicher Ebene sehr schwierig, weil ich Alain bereits seit 20 Jahren kenne und sehr schätze. Dennoch muss ein Entscheid für den Club mit Abstand zu persönlichen Beziehungen passieren.»
Es sei nie ein böses Wort gefallen, und dieser respektvolle Umgang werde auch weiterhin gepflegt. Die Tatsache, dass von den vielen Gesprächen der vergangenen Wochen kein einziges Wort an die Öffentlichkeit gelangte, zeige auf, wie gut der Verein aufgestellt sei. Und die Zusammenarbeit nach wie vor funktioniere.
An der FCSG-Medienkonferenz vom Mittwoch, 3. Januar 2024.
Ein St.Galler rückt nach
Als Nachfolger tritt der gebürtige St.Galler Roger Stilz ab heute dem Club bei. Im zarten Alter von sieben Jahren startete er seine Fussballkarriere beim FC Goldach. Der 46-Jährige sammelte bereits beim SC Victoria Hamburg Erfahrungen als Spielertrainer und Jugendkoordinator.
Es folgten Stationen beim Hamburger SV und beim 1. FC Nürnberg. Von 2016 bis 2020 leitete Stilz das Nachwuchsleistungszentrum des FC St. Pauli. Bis November 2021 war er Sportdirektor des SK Beveren in der höchsten und zweithöchsten Belgischen Liga. Anschliessend amtete er rund ein Jahr als Geschäftsführer Sport beim SV Jahn Regensburg in der 2. Bundesliga.
«Lehrblätze» eingefahren
Hüppi lobt an der Medienkonferenz insbesondere die fundierte Ausbildung von Stilz. Bedingt durch die verschiedenen Stationen habe er einige «Lehrblätze» gehabt, doch seien wohl alle das eine oder andere Mal auf die Nase gefallen, betonte Hüppi weiter. «Nun wird er in seiner Rolle die Führung der ersten Mannschaft übernehmen.»
Doch Halt. Weshalb entschied sich die Clubführung wieder zu einem «Eins-zu-eins»-Wechsel? Immerhin wurde der Rücktritt Sutters damit begründet, die Verantwortung eben auf mehrere Schultern verteilen zu wollen.
«Roger Stilz wird die bestehenden Strukturen genau durchleuchten, die Organisation kennenlernen – und entscheiden, wo wir uns weiterentwickeln können», so Hüppi. Einen genauen Zeitpunkt könne man derzeit zwar nicht nennen. Doch er soll «zeitnah» sein.
Zeit ist knapp
Dies bekräftigte auch Stilz selber. Er werde ab heute viele Gespräche führen, wofür sich auch das Trainingslager, welches morgen Donnerstag in Spanien beginnt, eignen würde. Eine wichtige Unterhaltung stehe aber noch aus. «Mit Alain Sutter habe ich bisher aufgrund der knappen Zeit noch nicht gesprochen. Das möchte ich aber in der nächsten Zeit auf jeden Fall nachholen.» Er betonte weiter den kollegialen Umgang mit Alain Sutter.
Roger Stilz
Hüppi führte aus, dass die Grundlagen für die sportlichen Erfolge der Mannschaft Alain Sutter gelegt habe. In einer schwierigen Zeit sei er damals zum FCSG gestossen, und von Anfang an sei das grosse beidseitige Vertrauen spürbar gewesen. «Es war eine gute Zeit, und jetzt wird eine andere eingeläutet.» Dass man sich am Schluss nicht einig war, wie die Zukunft auszusehen habe – darüber wollen die Verantwortlichen auch kein Geheimnis machen.
Ähnliche Werte
Der heutige Tag beschreibt Stilz selber als einen tollen Start ins neue Jahr. Er habe über die Festtage Energie getankt und freue sich auf alles, was komme. Insbesondere zwei Punkte hätten zu einer Vertragsunterschrift mit dem FCSG geführt. Einerseits treffe er hier auf Menschen, welche die gleiche Integrität und Professionalität an den Tag legen würden. «Sie haben ein ähnliches Wertesystem, wie ich es habe. Es hat sich richtig gut angefühlt», erklärt Stilz.
Zudem sei sein Profil im Verein gefragt. «Es gibt nichts Schlimmeres für mich, als eine Stelle anzutreten, die nichts mit den gewünschten Aufgaben zu tun hat.» Sein Ziel sei nicht gewesen, unter allen Umständen zurück in die Ostschweiz zu kehren. «Aber der Punkt ist dennoch sozusagen das Tüpfelchen auf dem i», so Stilz weiter. Er habe schliesslich die Hälfte seines Lebens hier verbracht und wisse genau, welche grosse Bedeutung der FCSG für die Region habe. «Umso mehr freut es mich, ab heute ein Teil davon zu sein.»
Dennoch müsse der Fussball zwingend im Vordergrund stehen. Es sei ein kompetentes Business, welches tägliche Leistung von den Spielern und der Mannschaft abverlange. «Jeden Samstag wird abgerechnet.»
Und im weiteren Verlauf der Medienkonferenz lässt er schliesslich tiefer in seine Ansichten blicken: «Ich mag es, wenn es knallt.» Ob und wie es knallt, zeigt die Rückrunde: Am 20. Januar spielt der FCSG auswärts gegen Lausanne.
(Bilder: mbr/FCSG)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.