Die Universität St.Gallen beendet die Zusammenarbeit mit Wolfgang Stölzle als Ordinarius und Direktor des Instituts für Supply Chain Management (ISCM). Ausserdem wird die Zusammenarbeit mit einem ebenfalls am ISCM tätigen Titularprofessor beendet.
^
Die Universität St.Gallen hat im Oktober 2022 eine Kommission mit einer Administrativuntersuchung beauftragt, die Geschäftsführung von Wolfgang Stölzle am Institut für Supply Chain Management (ISCM) zu untersuchen. Die Untersuchungskommission stellte in ihrem Schlussbericht vom 2. Mai 2023 fest, dass am Institut eine problematische Führungskultur bestand.
Wolfgang Stölzle befand sich, so die Kommission, in mehrfachen Interessenskonflikten zwischen dienstlichen und privaten finanziellen Interessen. Ausserdem habe er sich wiederholt dienstrechtliche Verfehlungen zuschulden kommen lassen.
«Schadet dem Ansehen der Universität»
Gestützt auf den Kommissionsbericht wurden weitere Abklärungen getroffen, Gespräche geführt und eine Gesamtwürdigung vorgenommen. «Nach Ansicht der HSG schadet Wolfgang Stölzle dem Ansehen der Universität gem. Art. 41 des Universitätsstatuts insgesamt in schwerwiegender Weise.» Das führt die Universität in einer am Dienstag versandten Medienmitteilung auf.
Weiter heisst es da: «Wolfgang Stölzle beruft sich auf seine Eingabe vom 4. September 2023 im Rahmen seines rechtlichen Gehörs, worin aus seiner Sicht die Feststellung des Verstosses gegen einschlägige dienstliche Vorschriften und damit weiterführende Massnahmen vollumfassend widerlegt werden. Wolfgang Stölzle stuft die Vorwürfe, die anonym von Mitarbeitenden gegen ihn erhoben wurden, als unbegründet ein und verweist darauf, dass der Kommissionsbericht vom 2. Mai 2023 ebenfalls Handlungsbedarf seitens der HSG reklamiert. Eine Schädigung des Rufes der Universität ist für ihn nicht zu erkennen.»
Gegen Regeln verstossen
Im Dezember 2022 beauftragte die Universität eine Untersuchungskommission mit Abklärungen von Plagiatsvorwürfen gegen einen Titularprofessor der HSG. Die Kommission kommt, gestützt auf zwei Gutachten, zum Schluss, dass eine wesentliche Verletzung der Regeln der wissenschaftlichen Integrität vorliegt.
Sie stellt fest, dass der Professor mehrfach Textteile studentischer Arbeiten für Eigenpublikationen ohne entsprechenden Quellenverweis verwendet hat. Damit bestätigen sich aus Sicht der Universität die Plagiatsvorwürfe in mehreren Fällen.
Titularprofessor bestreitet Vorwürfe
Der Titularprofessor bestreitet das Ergebnis der Kommission. Seines Erachtens können die heutigen Integritätsrichtlinien mit Bezug auf den historischen Kontext und die damals gelebte Praxis auf die in Frage stehenden Publikationen keine Anwendung finden.
Darüber hinaus macht er eine enge und konsensuale Zusammenarbeit mit den einzelnen Studierenden geltend. Falls sich Studierende durch dieses Verhalten ihres Betreuers verletzt fühlen, bedauere er dies, und er erwähnt, dass dies in keiner Weise beabsichtigt gewesen sei. Die laufende Überprüfung der Habilitation des Titularprofessors ist weiterhin im Gang.
Sachwalter am Institut eingesetzt
Um langwierige und kostspielige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, haben sich die Parteien auf Vereinbarungen zum Austritt per Saldo aller Ansprüche geeinigt. Der Titularprofessor wird die Universität St.Gallen zum 30.4.2024 verlassen.
Im Falle von Wolfgang Stölzle wird der Austritt zum 31.7.2024 wirksam. Beide sind bis zu ihrem Austritt freigestellt. Das Institut für Supply Chain Management wird bis auf Weiteres von Prof. Dr. Thomas Friedli als Sachwalter geleitet.
«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.