Schweizweit musste die GLP Niederlagen verbuchen. Nicht anders war es im Kanton St.Gallen. Hier wandert der Nationalratssitz der GLP an die SVP. Und Parteipräsident Ramon Waser erzielte auf «seiner» Liste das schlechteste Ergebnis. Denkt er an Rücktritt?
Nein, es lief nicht gut für die GLP am Wahlsonntag. Der Erfolg von vor vier Jahren ist verflogen – und mit ihm auch einige Sitze im Parlament.
Da passt es, dass sich GLP-Chef Jürg Grossen entschuldigen musste. Aber nicht etwa für die bittere Niederlage, sondern für seine Aussage in einem Podcast, dass Bundesrätin Baume-Schneider nicht die «hellste Kerze auf der Torte» sei. Der «Blick» hat darüber berichtet.
Aber bleiben wir bei der Ostschweiz.
Vor vier Jahren überraschte hier die Wahl von Thomas Brunner in den Nationalrat. Erstens, weil die GLP einen Sitz holen konnte. Zweitens: Mit wem sie das tat.
Es war nicht etwa der bekannte Pietro Vernazza, sondern Thomas Brunner.
Brunner wirkte dann auch eher still und schon fast heimlich in Bern. Aufgefallen ist er nie.
Es schlug ebenfalls keine grossen Wellen, als er verkündete, nicht erneut zu kandidieren. Man spekuliert, dass er nicht vorzeitig zurückgetreten ist, um nicht Vernazza nachrücken zu lassen. Das Verhältnis zwischen der Partei und Vernazza dürfte nicht das beste gewesen sein. Letztlich hat er die GLP verlassen und liebäugelte offenbar kurz mit einem Beitritt zur Mitte.
Wie auch immer: Die GLP des Kantons St.Gallen stand vor einem schwierigen Unterfangen. Sie wollte ihren Nationalratssitz retten, ohne einen Bisherigen auf der Liste und vor dem Hintergrund, dass ihre Themen bei den Wählerinnen und Wählern aktuell wohl nicht wirklich zogen.
Es kam, wie es kommen musste. Der Sitz ging flöten und wanderte zur SVP. Nationalrats- und Ständeratskandidat Andrin Monstein erzielte wohl über 10'000 Stimmen und damit ein gutes Resultat. Aber es genügte eben doch nicht.
Mit deutlich weniger Stimmen musste sich GLP-Parteipräsident Ramon Waser zufriedengeben. Er holte 4475 Stimmen und landete auf dem letzten Listenplatz.
Ramon Waser, wie tief sitzt nun – ein paar Tage nach dem Wahlsonntag – bei Ihnen der Schock noch?
Die Enttäuschung ist sicher noch da, allerdings gilt es, das Ergebnis zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen, um bei den kantonalen Wahlen im März besser abzuschneiden.
Hätte die GLP besser abschneiden können, hätte Sie mit einem Bisherigen antreten können?
Bisherige bringen erfahrungsgemäss einen Vorteil bei den Wahlen. Wie das Ergebnis mit Thomas Brunner ausgefallen wäre, kann jedoch nicht beantwortet werden. Leider hat die GLP auch in verschiedenen Kantonen Mandate verloren, in denen sie mit Bisherigen angetreten ist.
Welche Faktoren gilt es jetzt, innerhalb der Partei zu klären?
Der Wahlkampf und das Wahlergebnis werden nun analysiert. Danach werden wir uns jetzt auf die kantonalen Wahlen im März konzentrieren. Es gilt, unsere Kräfte zu bündeln und mit guten Kandidierenden in allen Wahlkreisen anzutreten.
Sie selber erzielten auf der Liste den zwölften und damit letzten Platz. Wie interpretieren Sie dieses Ergebnis?
Ich bin auf dem zwölften Listenplatz gestartet und da geendet. Natürlich wünscht man sich immer ein besseres Ergebnis, den Verlust des GLP-Sitzes schmerzt mich jedoch deutlich mehr als mein persönliches Resultat.
Steht ein Wechsel an der Parteispitze zur Debatte?
Ich bin top motiviert, die GLP auch in die Wahlen im März zu führen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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