Eine Kanti an zwei Standorten? Die St.Galler Regierung will davon nichts wissen. Der Stadtrat von Rapperswil-Jona bleibt aber hartnäckig.
Die St.Galler Regierung hat die Interpellation «Kantonsschule Wattwil - zwei Standorte prüfen» beantwortet. Und das Verdikt ist klar: Der Regierungsrat hält nichts von der Idee.
Nun reagiert der Stadtrat von Rapperswil-Jona. Dieser ist natürlich wenig begeistert davon, dass man der eigenen Stadt mit der Kanti geografisch nicht näher kommen will. Er fordert die Regierung auf, «alternative Lösungen» aufzuzeigen. Diese müssten «der demographischen Entwicklung Rechnung tragen. Man befürchte «einen folgenschweren Fehlentscheid aus regionalpolitischen Gründen».
Das Hauptargument des Stadtrats: Man müsse eine neue Kantonsschule für rund 700 Schüler dort bauen, wo der überwiegende Teil der Schüler herkomme. Die Zahlen sprechen für sich: Derzeit stammen rund drei Viertel aller Schüler der Kantonsschule Wattwil aus dem Linthgebiet, 41 Prozent davon aus Rapperswil-Jona.
Der Stadtrat beruft sich auf demographische Daten, die zeigen, dass der Anteil der Schüler aus dem Linthgebiet wieder zunehmen, eine Sicht, die auch die Regierung teile. Nur verhältnismässig wenige Schülerinnen und Schüler stammen aus dem Toggenburg.
Die Regierung hoffe, die tiefe Belegung aus dieser Region mit Fördermassnahmen steigern zu können, so der Stadtrat, aber das sei «zwar gut gemeint, letztlich aber Wunschdenken», so die Einschätzung des Stadtrats. Es sei wahrscheinlicher, dass die Maturitätsquote im zunehmend städtisch geprägten Rapperswil-Jona weiterhin überdurchschnittlich zunehmen werde.
In ihrer Interpellationsantwort geht die Regierung selbst darauf ein, dass bei Schülern fast ausnahmslos eine Schule favorisiert werden, die mit einem möglichst kurzen Schulweg verbunden ist. Deshalb sei «der Standortentscheid zugunsten von Wattwil aus diesem Blickwinkel zu überdenken.»
Der Stadtrat von Rapperswil-Jona räumt ein, dass die Idee einer Kantonsschule mit zwei Standorten nicht nur Vorteile bringe. Die regierungsrätlichen Überlegungen zum Vorschlag muten für ihn aber «etwas gar umständlich und verwirrend» an. Die Nachteile würden stärker gesichtet als die Vorteile des Kompromisses. Es sei anzeigt, die Standortfrage «noch einmal grundsätzlich aufzuwerfen.»
Der Stadtrat wirbt für eine Rückweisung der Vorlage, um mehr Zeit zu gewinnen für eine neue. Ein «regionalpolitischer Fehlentscheid», wie er es nennt, würde sich nicht «mit vernünftiger Kostenfolge korrigieren lassen.»
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