Als erstes Polizeikorps in der Schweiz nimmt die Kantonspolizei St.Gallen in wenigen Tagen einen eigenen Leistungsprüfstab in Betrieb. Damit sollen Fahrzeuge unter die Lupe genommen werden, bei denen unerlaubt die Leistung gesteigert wurde.
Kaum hält der Frühling Einzug, sind sie auch schon da: Die Autoposer haben sich mittlerweile nicht nur im Kanton St.Gallen zu einem echten Problem entwickelt. Einige Pferdestärken mehr sind bei ihnen stets willkommen, um die Beschleunigung ihres Fahrzeugs so richtig schon in Szene zu setzen. Ob ein Besitzer oder eine Besitzerin bei seinem Auto unerlaubterweise eine Leistungssteigerung vorgenommen hat, konnte bisher aber nicht amtlich überprüft werden.
Technische Überprüfung
Nun schlägt die Kantonspolizei St.Gallen neue Wege ein – schweizweit als erstes Polizeikorps. Ende Mai wird ein eigener Leistungsprüfstand in Betrieb genommen. «Die steigenden Fälle von Autoposing haben bei den Überlegungen sicherlich eine Rolle gespielt», fasst es Kapo-Mediensprecher Florian Schneider zusammen. Häufig seien in solchen Fällen technisch veränderte Fahrzeuge im Einsatz – entsprechende Verdachtsmomente hätte die Polizei zwar, doch kontrolliert werden konnte dies in der Vergangenheit nicht. Beispielsweise nach Verkehrsunfällen mit leistungsstarken Fahrzeugen kamen bei technischen Überprüfungen die Verdachtsmomente auf, wenn nicht abschliessend erklärbar war, weshalb das Unfallfahrzeug gewissen Bedingungen nicht Stand gehalten habe.
Grundsätzlich stehen bei den Leistungssteigerungen nämlich nicht der Lärmpegel oder die Steigerung der Leistung selber im Vordergrund. «Vielmehr ist es ein Sicherheitsproblem», so Schneider weiter. Andere Fahrzeugkomponenten wie Fahrwerke und Bremsen sind von Werk nicht zwingend auf höhere Leistungen des Antriebs ausgelegt. Somit können sich Leistungssteigerungen massgeblich auf die Betriebssicherheit auswirken.
Auch Elektrofahrzeuge geprüft
Deshalb wurde in einem Projekt abgeklärt, ob ein eigener Leistungsprüfstand gewinnbringend und zu Gunsten der Verkehrssicherheit eingesetzt werden kann. «Wir gehen davon aus, dass es viele technisch veränderte Fahrzeuge auf den Strassen hat und das Gerät somit häufig in den Einsatz kommen wird», so Schneider. Denn nicht immer sind es nur Autoposer, die unerlaubt die Leistung steigern. Einige PS mehr können auch beispielsweise bei Familienfahrzeugen gefragt sein.
In einem Gebäude des Nationalstrassenunterhalts konnte der Leistungsprüfstand im Osten der Stadt St.Gallen gebaut werden. Laut Angaben der Polizei handelt es sich um einen Prüfstand der neusten Generation, der nach heutigem Stand der Technik sämtliche Steuertechnik-Tricks handhaben kann und auf dem sowohl Verbrenner- wie auch Elektrofahrzeuge mit hohen Leistungen geprüft werden können. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 170'000 Franken.
(Bilder: Kapo SG)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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