Die St.Gallerinnen und St.Galler sprechen sich deutlich aus für die IT-Bildungsoffensive. Sie nehmen die entsprechende Vorlage mit knapp 70 Prozent Ja-Stimmen an. Noch in diesem Jahr soll es mit Massnahmen losgehen. Einbezogen werden alle Schulstufen.
Es gab keinen Abstimmungskampf. Es gab kaum sichtbare Gegner. Und das Resultat spiegelt diese Vorgeschichte. Die IT-Bildungsoffensive im Kanton St.Gallen ist förmlich durchmarschiert. Sämtliche 77 Gemeinden haben die Vorlage - unterschiedlich deutlich - angenommen. Hier sind alle Resultate zu finden.
Zwei Drittel sagen Ja: Das ist mehr als deutlich. Bei einem Paket mit Investitionen von 75 Millionen Franken ist das Ergebnis keine Selbstverständlichkeit. Einziger Makel: Die Stimmbeteiligung war mit 30 Prozent ziemlich tief. Was wiederum mit der fehlenden Opposition zusammenhängen dürfte.
Aber offensichtlich teilten die Stimmbürger die Ansicht von Regierung und Parlament. Die Botschaft lautete vereinfacht gesagt: Die Digitalisierung ist in vollem Gang, sie wird weitergehen, und wer nicht verlieren will, muss etwas tun.
Deshalb soll das Thema Informationstechnologie nun auf allen Bildungsstufen verstärkt angegangen werden. Die gesprochenen 75 Millionen Franken werden über acht Jahre hinweg investiert. Und das bereits ab diesem Jahr.
Allfälige Stolpersteine für die Vorlage hatte die Regierung früh aus dem Weg geräumt im Rahmen der Vernehmlassung. Als Kritik laut wurde, dass die klassische Berufsbildung mit der Lehre zu wenig berücksichtigt werde, baute sie diesen Bereich noch ein. Und das ohne Mehrkosten gegenüber der ursprünglichen Vorlage.
Wer die IT-Bildungsoffensive nicht gut oder sinnvoll fand - und solche Leute gab es vermutlich - hatte einen schweren Stand. Dass der Bildungsstandort St.Gallen die veränderten Bedingungen durch die Digitalisierung nicht einfach ignorieren kann, ist klar, und auf welchem Weg das geschehen soll, ist Ansichtssache. Ein Nein hätte vermutlich einen momentanen Stillstand bedeutet, gefolgt von einigen bescheidenen punktuellen Massnahmen.
Die Regierung sprach auch stets davon, ihr Ansatz habe «schweizweit Pioniercharakter». Schon heute positioniert sich der Kanton als IT-Standort und beruft sich auf diverse führende Unternehmen, die hier angesiedelt sind. Diesen Weg will man nun festigen, indem man viel früher ansetzt - auf allen Schulstufen.
Allerdings: Auch nach dem Ja wird die Vorlage noch zu reden geben, und zwar bei der konkreten Umsetzung. Der digitale Unterricht auf Stufe Volksschule beispielsweise ist nicht bei allen Eltern (und Lehrern) unumstritten. Das iPad für die Kleinsten: Das ist wohl die Zukunft, aber es dürfte über den Abstimmungstermin hinaus einige Zeit dauern, bis sich alle daran gewöhnt haben.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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