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Strafsteuer für Besitzer

Lädelisterben: Ein St.Galler Phänomen?

Leere Ladenflächen gibt es nicht nur in St.Gallen. Der Vorschlag der Linken für eine Lenkungsabgabe ist dümmlich.

Jörg Caluori am 25. Juli 2018

Die Linke im Stadtparlament will Hauseigentümer mit einer Lenkungsabgabe strafen, wenn sie die Mieten nicht senken wollen. Dazu soll subito ein Gesetz her!

Liebe linke und grüne Motionäre: so eine eher dümmliche Idee kann nur dann entstehen, wenn man nur ein Problem rauspickt, ohne das ganze Phänomen des stationären Handels zu verstehen.

Leere Ladenflächen in der Innenstadt sind kein St. Galler Phänomen. Wenn ihr über den Tellerrand schaut und andere Städte weltweit besucht, könnt ihr dies überall feststellen. Ob in Düsseldorf, in Graz, in Sevilla oder sonst wo auf unserem Planeten, überall dasselbe: Geschäfte verschwinden, und es kommen wenig bis keine neuen nach.

Sogar in Zürich sind Ladengeschäfte an der ominösen Bahnhofstrasse heute ohne sogenanntes Schlüsselgeld zu mieten. Dies wäre noch eine positive Entwicklung an der weltweiten (Rück-) Entwicklung in den Städten, aber leider wird es nicht dabei bleiben, dass nur vereinzelte Läden dicht machen.

Dass in unserer grenznahen Gegend der oft zitierte Auslandeinkauf schuld sei, ist nur ein Teil der Wahrheit des Phänomens Lädelisterbens. Dieses Konsumverhalten verstärkt die Situation, wenigstens profitieren Konstanz und Dornbirn heute noch überdurchschnittlich. Dies hat nicht nur mit dem Kurswechsel zu tun, nein, unsere linksgrüne Politik hat immer wieder tatkräftig eine viel zu teure und restriktive Parkplatzbewirtschaftung eingefordert und damit versucht, die Mobilität ihrer Mitbürger zu bestimmen.

Jetzt haben wir in der Stadt in den vergangenen drei Jahren doch tatsächlich fast 20 Prozent weniger Verkehr und der Handel weniger Kundenfrequenzen. Wunderbar, dafür dicke stehende Autokolonnen in Kreuzlingen/Konstanz oder Lustenau/Dornbirn. Das ist exportierte Umweltbelastung.

Ihr wart doch in den vergangenen drei Jahrzehnten immer mit an vorderster Front, wenn es darum ging, für jede noch so kleine ungeregelte, meist auf gesundem Menschenverstand funktionierende Sache ein Gesetz zu kreieren, ob es darum ging, «öffentliche Luftsäulen» zu reglementieren oder Werbemittel auf öffentlichem Grund zu beschränken, ihr habt solche Themen immer verfolgt und unterstützt. Und heute haben wir aus eurer Sicht eine tolle verkehrsberuhigte, aber leider ebenso menschenberuhigte und unattraktive Stadt. Die Menschen werden so «vertrieben», sei es ins benachbarte Ausland oder neu in eine ganz andere, in die digitale Welt.

Für das Lädelisterben ist heute in erster Linie das Internet verantwortlich, da gelingt es Euch kaum (obwohl ein rühriger Vorschlag von Sommaruga zu Geldspielgesetz/Internetsperren vorliegt) kaum, dagegen zu halten. Warum fordert ihr nicht ein, dass jetzt auch Amazon, Zalando, Alibaba etc. für den Schweizer Markt gesperrt werden sollen, denn die vernichten täglich Arbeitsplätze in unserem Land?

Der Handel im Web nimmt täglich derart exorbitant zu. 99 Prozent der Konsumenten kaufen via Google ein, sprich suchen im Internet nach Angeboten. Und vom Vergleichen bis zum Kauf sind es wenige Klicks. Heute wird einfach alles im Internet angeboten, teilweise auch massiv günstiger. Internetläden schiessen wie Pilze aus dem Boden. Alles, vom Auto übers Kinderbett bis zur Unterhose. In den USA wurden im Weihnachtsgeschäft 2017 50 Prozente der Geschenke übers Web eingekauft -und im 2018?

Das wäre doch Euer Thema?

Dieser Entwicklung schaut ihr einfach so tatenlos zu? Da könnt auch ihr nichts entgegensetzen, aber vielleicht ist Eure Denke so: Lieber 100 Millionen Päckli im Tag als ein paar Tausend Konsumenten in der Stadt. Oder haltet ihr es so wie die linke St.Galler Gymi-Lehrerin, die ihren Schülern in der ersten Lektion wörtlich beizubringen versucht: «Wenn Ihr bestimmte Bücher zu bestimmten Themen für Euer Studium benötigt, könnt ihr diese in der Buchhandlung am Platz besichtigen, denn die haben eine tolle Auswahl. Aber kaufen müsst ihr bei Amazon, denn dort ist es günstiger.»

Ist das Eure kurzsichtige Denke: ich helfe einem «armen» Schüler, nicht zu viel Geld auszugeben aber die Konsequenzen sind mir völlig egal. Was geht mich ein polnischer Arbeiter im Verteilzentrum von Amazon Breslau in Polen an, der auf 500 Euro brutto Monatssalär kommt.

So, liebe Linke, überlegt euch in Zukunft zuerst, wenn ihr wieder eine so tolle Idee wie die Lenkungsabgabe für leerstehende Verkaufsflächen ausbrütet, ob ihr nicht einfach im falschen Film seid oder einfach einer linksideologischen Doktrin eines Ewiggestrigen aufsitzt.

Der Markt wird es regeln, die Besitzer der Liegenschaften werden sich schon genau überlegen, wie lange oder was sie sich leisten können, und die Mietpreise werden sinken. Dazu benötigen wir sicherlich kein neues Gesetz!

Zum Schluss noch dies: Ein relativ neuer Ladeninhaber in St. Gallen stöhnte auch über die hohe Miete und dass er dies aufgrund dramatisch sinkender Umsätze kaum mehr über die abgemachte Mietzeit stemmen könne, der Vermieter hätte bis dato noch kein Gehör für seine Sorgen. Eben dieses Gebäude an der Multergasse wurde vor nicht allzu vielen Jahren von einem eingeschriebenen SP-Mitglied für ein paar Millionen Fränkli an den «Meistbietenden», an eine Versicherung verkauft, nachdem er das vorher über Jahrzehnte ansässige, von St. Gallern geliebte Geschäft seiner Familie für immer zuschloss. Wie war das noch mal mit dem Wasser predigen…

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Autor/in
Jörg Caluori

Jörg Caluori (*1953) ist freischaffend und wohnt in Niederbüren und Kapstadt.

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