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Harte Kritik

Nach Aussprache des Toggenburger Ärztevereins mit Bruno Damann sagt dieser: «Den Vorwurf des Ärztevereins muss ich nicht rechtfertigen»

Mit dem Entscheid, die Aufenthaltsdauer in der Berit Klinik auf zwei Nächte zu begrenzen, setze der Regierungsrat die Gesundheitsversorgung im Toggenburg aufs Spiel, lautet der Vorwurf des Toggenburger Ärztevereins. Regierungsrat Bruno Damann wehrt sich.

Manuela Bruhin am 03. April 2024

Es sind harte Worte, die der Toggenburger Ärzteverein gegen Regierungsrat Bruno Damann schiesst. Ende April wurde bekannt, dass die Kantone St.Gallen, Appenzell Inner- und Ausserrhoden eine gemeinsame Spitalliste führen werden. Für das Toggenburg bedeute diese jedoch nichts Gutes, vermeldete der Toggenburger Ärzteverein. «Sie sieht vor, die Leistungsgruppe «ANB-GNZ», also Akutstationäre Notfallbeten am Gesundheits- und Notfallzentrum, auf Spitalaufenthalte von höchstens zwei Nächten

zu begrenzen. Das bedeutet, die Berit Klinik muss die vom Kanton zugesprochene Leistungsgruppe «ANB-GNZ» ab sofort in diesem zeitlichen Korsett bewirtschaften.»

Dementsprechend werde die Rettung Notfallpatientinnen und -Patienten, bei denen sich bereits vor einer Spitaleinweisung eine Behandlungsdauer von mehr als zwei Nächten abzeichne, in ein anderes Spital einweisen und das Notfallzentrum müsse Notfallpatientinnen und -Patienten neu medizinisch unbegründet nach zwei Nächten verlegen, so der Toggenburger Ärzteverein weiter.

Dieser traf sich vor einigen Tagen mit Regierungsrat Bruno Damann zu einer Aussprache. «Diese fand leider nicht auf Augenhöhe statt», schreibt der Toggenburger Ärzteverein daraufhin in einer Mitteilung. «Gesundheitschef Damann brachte gegenüber der Delegation des TAEV auf eine etwas herablassende Art zum Ausdruck, dass die Bedürfnisse der niedergelassenen Ärzteschaft, der Kantonsräte und Gemeindepräsidenten und mithin der Toggenburger Bevölkerung für ihn keine Relevanz haben. Der zuständige Regierungsrat machte klar, dass einzig die Entscheidung des Kantonsrates und die Abstimmung zu Beginn der St.Galler Spitalstrategie ausschlaggebend seien.»

Bruno Damann, Sie werden relativ hart angegangen. Verstehen Sie den Unmut der Involvierten des Toggenburger Ärztevereins?

Dies kann ich nachvollziehen. Man ist immer enttäuscht, wenn man nicht das erreicht, was man sich vorgestellt hat.

Das Treffen mit Ihnen sei nicht auf Augenhöhe ausgefallen. Beurteilen Sie das ähnlich?

Nein. Dies habe ich nicht so empfunden. Ich habe nur versucht zu erklären, was die St.Galler Bevölkerung, der Kantonsrat und die Regierung entschieden haben. Tatsache ist, dass es in Wattwil keinen Spital mehr gibt.

Wie beurteilen Sie die Bedenken des Toggenburger Ärztevereins hinsichtlich der Einschränkung der Behandlungsdauer und deren Auswirkungen auf die Notfallversorgung?

Die Notfallversorgung ist dank der Berit Klinik zu jeder Zeit gewährleistet. Dies ist unabhängig, ob eine Institution noch Betten führt oder nicht. Solche Beispiele gibt es mehrere in der Schweiz.

Inwiefern berücksichtigt die Entscheidung des Regierungsrats die Bedürfnisse und Anliegen der niedergelassenen Ärzteschaft, der Kantonsräte, der Gemeindepräsidenten und der Toggenburger Bevölkerung?

Hier können wir uns leider nicht allein auf eine Region abstimmen, sondern müssen den Willen der St.Galler Bevölkerung durchsetzen. Das Volk hat ganz klar entschieden, dass es in Wattwil keinen Spital mehr gibt.

Wie rechtfertigen Sie die Aussage, dass die Bedürfnisse der Toggenburger Bevölkerung für Sie keine Relevanz hätten, wie es in dem Schreiben des Toggenburger Ärztevereins behauptet wird?

Für mich sind die Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung des Kantons St.Gallen relevant. Den Vorwurf des Toggenburger Ärztevereins muss ich nicht rechtfertigen.

Können Sie die Drohung, die stationären Behandlungen im GNZ Wattwil komplett fallen zu lassen, wenn die Behandlungsdauer im Kantonsrat thematisiert wird, näher erläutern?

Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass auch ein entsprechender Antrag zur Behandlungsdauer in einem GNZ im Kantonsrat für die Antragsteller negativ ausgehen könnte. So sind die Entscheidmechanismen im Parlament. Den Antrag darf ein Mitglied des Kantonsrates selbstverständlich jederzeit stellen. Dagegen kann und werde ich mich nicht wehren.

Welche Schritte plant der Regierungsrat, um sicherzustellen, dass die Gesundheitsversorgung im Toggenburg nicht weiter verschlechtert wird und die Anliegen der Ärzteschaft sowie der Bevölkerung angemessen berücksichtigt werden?

Wir haben einen Leistungsauftrag mit der Berit Klinik und bezahlen 1,6 Millionen Franken pro Jahr. Die Notfallversorgung ist uns ein grosses Anliegen – und sie ist auch im Toggenburg wie bis anhin gewährleistet.

Worte, die den Toggenburger Ärzteverein nicht zufrieden stellen dürften. Diese beurteilen die aktuelle Zusammenarbeit mit der Berit Klinik im Notfall als «um Welten besser als die frühere Zusammenarbeit mit der Spitalregion Fürstenland Toggenburg.» Ohne die Berit Klinik könne die Notfallversorgung der Region durch die Hausärztinnen und Hausärzte nicht mehr sichergestellt werden.

Der Toggenburger Ärzteverein akzeptiert den Entscheid der Regierung, die Aufenthaltsdauer in der Berit Klinik auf zwei Tage zu limitieren, nicht. «Der TAEV wird sich weiterhin für eine medizinisch fundierte Lösung der Notfallversorgung im Toggenburg einsetzen.»

(Bilder: Depositphotos/PD)

Stölzle /  Brányik
Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) aus Waldkirch ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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