Zwei Herisauer Kaufleute legten im Jahre 1814 mit der Gründung der Firma Appretur Meyer & Mittelholzer am Glattbach den Grundstein für das älteste Appenzeller Textilunternehmen im Kanton. Die Umbenennung in Aktiengesellschaft Cilander erfolgte 14 Jahre später.
Seit der Gründung im Jahre 1814 treibt die Passion für textile Lösungen Investitionen und Innovation. So wird 1871 eine neu erstellte Bleicherei mit Sengerei im Werk Eisenhammer in Flawil in Betrieb genommen. 1886 folgt die Einrichtung einer Färberei in Herisau.
Die Erfindung des Transparentverfahrens 1912 zur Herstellung von Schweizer Baumwoll-Organdy erlangt weltweite Berühmtheit. Organdy ist eine leichtere und knitterärmere Alternative zu Batist und wird häufig für Festkleidung eingesetzt. Erste bedruckte Textilien werden 1920 gefertigt.
Viele Entwicklungen
1936 werden basierend auf eigenen Patenten Kunstharzausrüstungen eingeführt, welche Bügelfrei- und Knitterarmausrüstungen ermöglichen. Ab 1983 wird das Unternehmen vom reinen Baumwollveredler zum «Problemlöser» für sämtliche Textilfasern umstrukturiert und es werden Kompetenzen und Kooperationen im Bereich Technische Textilen aufgebaut. So wird 2004 in das Geschäft mit Schleifmittelunterlagen eingestiegen. Auch wird im Zuge dieser Entwicklung 2007 die Firma Geissbühler & Co AG aus Lützelflüh/BE übernommen.
Der Betrieb in Lützelflüh prägt seit fast 350 Jahren die schweizerische Textilindustrie und ist einer der ältesten Industriebetriebe im Kanton Bern. Der Färbermeister Hans-Georg Kästli aus Herisau/AR, dem Hauptstandort der AG Cilander, zog vor vielen Jahren in die Ferne und erhielt in Lützelflüh 1677 von der Obrigkeit die Konzession zur Einrichtung einer Bleicherei und Färberei. Nach der Integration in die AG Cilander wurde 2009 ein neues Beschichtungszentrum eröffnet, welches europaweit einzigartige wasser- wie auch lösungsmittelbasierte Beschichtungen ermöglicht.
Erster Textilveredler
Auch mit Themen der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit setzt sich die Firma früh auseinander. So wird 1920 eine Pensionskasse für die Cilander-Mitarbeitenden eingerichtet. Im Werk Herisau wird 1965 eine eigene Abwasserreinigungsanlage erstellt. 1993 erfolgt die Zertifizierung Oeko Tex 100 als erster Textilveredler weltweit, gefolgt von Oeko Tex 1000 im Jahr 1997.
Im Jahr 2000 erfolgt die erste Zertifizierung Oeko Tex 100 plus weltweit. Im gleichen Jahr wird das Unternehmen nach ISO 14001 zertifiziert. Die ISO 9001-Zerfikation erfolgte schon 1996. 2017/18 werden erste formaldehyd-freie Bügelfrei-Ausrüstungen entwickelt. Auch wird 2018 eine neue Kläranlage erbaut. Ende 2022 wird eine Photovoltaik-Anlage auf dem Gebäude der Hauptwerkstätte errichtet, welche den Betrieb mit Sonnenenergie versorgt.
Massschneiderungen
So sind Produkte der AG Cilander weltweit bekannt für höchste Qualität und Nachhaltigkeit. Die Produkte werden in über 80 Länder exportiert. Jährlich wurden in den letzten Jahren über 16 Mio. Laufmeter hochwertig ausgerüstete Textilerzeugnisse gefertigt.
So ist die Marke ALUMO ein Paradebeispiel von Schweizer Qualität und Nachhaltigkeit. ALUMO steht für Hemdenstoffe in unübertroffener Qualität. Die erlesenen ALUMO-Stoffe werden für die besten Massschneidereien und Kleiderhersteller der Welt gefertigt. Seit 2021 ist die ALUMO AG eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Cilander. Die Partnerschaft besteht jedoch schon seit den 1990er Jahren: Es gab eine Zusammenarbeit zwischen ALUMO (Marke/Vertrieb), der Weberei Appenzell (Textilhersteller) und Cilander (Textilveredlung).
Name geändert
Der Grundstein für die Firma wurde durch Carl Albrecht in Grünigen 1918 durch den Betrieb einer eigenen Weberei gelegt. 1941 stösst Robert Morgen zu Albrecht. Zusammen kreieren sie «Albrecht & Morgen», woraus ALUMO abgeleitet wird. In den 1950ern findet eine Konzentration auf Hemdenstoff feinster Qualität statt und der weltweite Vertrieb mit dem Slogan «ALUMO, the fine Swiss fabric» wird forciert. 1986 wird «Albrecht & Morgen» durch die Walser Gruppe aus Herisau erworben und der Firmenname wird auf ALUMO geändert. Im Jahr der Integration in die AG Cilander wird auch mit dem Weben in der Partnerweberei in Ägypten begonnen.
Die Entwicklung der schweizerischen Textilindustrie geht Hand in Hand mit dem Untergang von Cilander. Mehr als ein Jahrhundert lang haben Hunderte von Schweizer Webereien - viele davon im Appenzellerland in der Region um St. Gallen - langfaserige ägyptische Baumwolle zu Stoffen verwebt. Weitere Schritte wie Färben, Behandeln, Bedrucken und Veredeln der luxuriösen Stoffe mit chemischen Verfahren wurden auch in Betrieben in der Region vorgenommen, und zwar unter Einhaltung der Schweizer Umwelt- und Arbeitsstandards, welche zu den strengsten Anforderungen der Welt gehören. So wurde sauberes Wasser und saubere Luft sowie ein relativ hoher Lebensstandard für die Mitarbeiter ermöglich.
Letzte Woche nun wurde der finale Entscheid der Schliessung endgültig gefällt.
(Bild: PD)
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