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Textilindustrie

Schocknachricht aus Herisau: Das Traditionsunternehmen Cilander erwägt die Schliessung ++ Rund 190 Mitarbeitende betroffen

Das Herisauer Textilunternehmen Cilander kämpft gegen steigende Kosten und eine rapide sinkende Nachfrage für Textilprodukte aus dem In- und Ausland. Nun ziehen die Verantwortlichen die Schliessung der Betriebe an den drei Standorten Herisau, Flawil und Lützelflüh in Erwägung.

Odilia Hiller am 25. Januar 2024

«Die jüngsten Entwicklungen in der Textilindustrie und bei Schlüsselkunden veranlassen das Unternehmen, eine geordnete Einstellung der Geschäftstätigkeit der AG Cilander per Ende August 2024 zu erwägen. Von einer Schliessung wären rund 190 Mitarbeitende betroffen.» Diese überraschende Nachricht des Herisauer Textilunternehmens Cilander ist heute Donnerstag in den Redaktionen eingetroffen.

Der Verwaltungsrat und das Management der AG Cilander hätten sich im vergangenen Jahr aufgrund des abrupten Nachfrageeinbruchs im In- und Ausland und überproportional steigender Kosten in der Schweiz gezwungen gesehen, die «Unternehmensfortführung zu hinterfragen». Insbesondere die Inflation im Ausland, die den Konsum in der zweiten Jahreshälfte 2023 merklich gesenkt habe, sowie der starke Franken, in Kombination mit den hohen inländischen Energie- und Produktionskosten, hätten seit Sommer 2023 zu einem Auftragseinbruch und zu hohen finanziellen Verlusten geführt.

«Mit vollstem Einsatz gekämpft»

«Obwohl alle involvierten Parteien mit vollstem Einsatz gekämpft haben, sehen wir keinen gangbaren Weg, der die Handlungsfähigkeit des Unternehmens sichert. Die Produktionseinstellung und daraus folgend die Einstellung der Geschäftstätigkeit der AG Cilander auf Ende August 2024 scheint unumgänglich zu sein», so der Verwaltungsratspräsident Rolf Schmid.

Verwaltungsrat und Management bedauern die Situation ausserordentlich, Schmid untermauert die Bestrebungen zur Fortführung des Unternehmens. «In den letzten Monaten haben wir verschiedenste Szenarien geprüft. Eine rechtzeitige Schliessung ermöglicht den kontrollierten Marktrückzug. Ein schmerzlicher Schritt, aber gegenüber den Mitarbeitenden, Lieferanten und Kunden der verantwortungsvollste Weg.» Das Konsultationsverfahren wird aktiv genutzt, um weitere Ideen zu prüfen und Lösungen zu evaluieren.

Konsultationsverfahren eingeleitet

Die Schliessung hätte die Entlassung aller Mitarbeitenden zur Folge. Das Konsultationsverfahren wurde heute gegenüber der Personalkommission eingeleitet. CEO Burghard Schneider stellt die Mitarbeitenden ins Zentrum: «Mit einer geplanten Schliessung können wir den Mitarbeitenden den ordentlichen Austritt unter Wahrung der vertraglichen Kündigungsfrist und Bezahlung der Löhne ermöglichen. Zudem unterstützen und begleiten wir unsere Mitarbeitenden bei ihrer beruflichen Neupositionierung. Auch ein Sozialplan ist bereits in Arbeit. Für die Ausarbeitung darf auf die Unterstützung der Steinegg-Stiftung gebaut werden.»

Ebenfalls im Fokus stehen die Kunden, so der CEO: «Damit wir den Bedürfnissen unserer treuen und langjährigen Kunden gerecht werden, erhalten wir die Produktion möglichst lange aufrecht.».

Die definitive Schliessung der Produktion an allen drei Standorten würde spätestens per Ende August 2024 erfolgen.

Über die Cilander-Gruppe

Seit 1814 veredelt Cilander unterschiedlichste Flächengebilde (Bekleidungstextilien und technische Textilien) und verschafft diesen damit weitere Funktionen. Mit jährlich über 16 Mio. Laufmetern hochwertig ausgerüsteter Textilerzeugnisse gehört die Cilander-Gruppe mit Firmensitz in Herisau/Schweiz zu den europaweit führenden Anbietern hochfunktionaler Textilien und Veredelungsprozesse. Die vielseitigen Schweizer Qualitätsprodukte werden in über 80 Länder exportiert. Das Unternehmen betreibt drei Schweizer Produktionswerke am Hauptsitz in Herisau/AR, Flawil/SG sowie in Lützelflüh/BE. Mehrheitsaktionärin ist die zur Stiftung Steinegg gehörende Steinegg AG. (Quelle: Cilander)

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Autor/in
Odilia Hiller

Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.

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