logo

SVP-Politiker David Zuberbühler

Nationalrat beschwert sich: «Wahlkampf ist auf dem Tiefpunkt angelangt»

Er musste schon ordentlich einstecken in diesem Wahlkampf. Der Sitz von SVP-Nationalrat David Zuberbühler wackelt. Sowohl die «Mitte» als auch die FDP kritisieren ihn heftig. Aktuell wird ihm in Leserbriefen ein Desinteresse vorgeworfen . Nun hat «Zubi» genug.

Marcel Baumgartner am 28. September 2023

Seit acht Jahren ist David Zuberbühler im Nationalrat. Vor acht Jahren war es die FDP, die den einzigen Sitz in Appenzell Ausserrhoden der SVP überlassen musste. Vor vier Jahren dann das gleiche Spiel: Wieder unterlagen die Freisinnigen.

Dieses Jahr soll die Wende geschafft werden. Unternehmer Matthias Tischhauser lässt keine Gelegenheit aus, David Zuberbühler als «Hinterbänkler» und erfolglosen Kantonsvertreter zu bezeichnen.

Auch in einem von «Die Ostschweiz» produzierten Podcast-Gespräch mit allen drei Kandidaten kam es zu Auseinandersetzungen.

Nun, da es in die heisse Phase geht – die Stimmcouverts sind in den Briefkasten eingetroffen –, wird offensichtlich nochmals ordentlich Öl ins Feuer gegossen.

Kritik in den sozialen Medien

Auf seiner Facebook-Seite verkündet David Zuberbühler: «Der Wahlkampf um den Nationalratssitz von Appenzell Ausserrhoden ist an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Seit einigen Tagen versuchen Kreise rund um den FDP-Kandidaten, mich in ein schlechtes Licht zu rücken. Dafür haben sie eine Leserbrief-Kampagne orchestriert. Die Botschaft, die verbreitet werden soll: Ich würde mich weigern, den Einladungen zu Anlässen und Diskussionsrunden zu folgen.»

Bevor «Zubi» konkret darauf eingeht, was er von diesem Vorwurf hält, versucht er, anhand der Leserbriefspalten zu belegen, dass ein gezielter Angriff auf ihn stattgefunden hat.

Er schreibt dazu: «Dass es sich um eine organisierte Kampagne handelt, kann man in der Appenzeller Zeitung vom 27. September überprüfen. Dort beklagt sich eine Lesegesellschaft aus Heiden über mein Verhalten, und der nächste Leserbrief der FDP Wald beginnt mit den Worten, man schliesse sich der Meinung aus Heiden an. Die beiden Leserbriefe sind zeitgleich erschienen – wie wussten die Absender schon vorher, was der jeweils andere schreibt?»

Volle Agenda

Den Vorwurf an sich bezeichnet Zuberbühler als absurd. Jeder wisse, dass er sich gerne unter die Leute mische und keiner Diskussion aus dem Weg gehe.

«Wenn mir aber ein Veranstalter einen einzigen Termin für einen Besuch vorschlägt und ich am bewussten Abend für einen anderen öffentlichen Auftritt bereits zugesagt habe, bleibt mir nichts anderes übrig als eine Absage. So würde es vermutlich auch den meisten Ausserrhodern gehen, ohne dass sie Nationalrat sind: Die Agenda ist voll, und ein Termin lässt sich nur finden, wenn es mehrere Optionen gibt», führt der SVP-Nationalrat aus.

Konkret habe die die FDP-Ortspartei Wald für den 10. Oktober eingeladen. An diesem Abend führe er in Herisau aber seinen traditionellen Sessionsrückblick durch.

«Nicht mein Niveau»

Für «Zubi» ist klar: «Wer einen amtierenden und im Wahlkampf beschäftigten Nationalrat mit einem einzigen Terminvorschlag bedient, der will gar keine Zusage. Das einzige Ziel besteht darin, die Absage danach gegen mich zu verwenden. Das zeigen die bewussten Leserbriefe.»

Er werde sich nicht auf dieses Niveau herunterlassen und setze weiterhin auf einen fairen, anständigen Wahlkampf. «Das ist mein Charakter, und damit bin ich stets gut gefahren», so David Zuberbühler abschliessend.

FDP-Kandidat weiss von nichts

Und was sagt der freisinnige Kandidat Matthias Tischhauser zu den Vorwürfen? Auf Anfrage von «Die Ostschweiz» erklärt er, keine Kenntnis von den Vorkommnissen zu haben: «Ich lese keine Leserbriefe und noch viel weniger die Facebook-Posts von meinem Mitkandidaten.» Vielmehr staune er nun darüber, was er ihm beziehungsweise der FDP alles in die Schuhe schieben wolle. «Vor vier Jahren gab es Medienberichte zum gleichen Thema. Ob ich dafür wohl auch noch schuld bin?»

Die Personen in den Leserbriefen – Ernst Graf, Jens Weber und Thomas Stahr – würden lediglich ihre Erlebnisse schildern. Er, Tischhauser, könne das nicht überprüfen. «Ich selber veranstalte keine Podien, gehe aber überall hin, wo ich eingeladen werde, und zwar mit grosser Freunde, mich mit der Bevölkerung auszutauschen und einer Debatte zu stellen», so Tischhauser weiter.

Dafür verschiebe er auch gerne Geschäfts-, Kunden- und andere Termine. Erst recht, wenn es um politische Bildung der Jugend wie am Podium an der Kanti Trogen geht.

«Ständerat Andrea Caroni hat kürzlich in einem Interview mit der Appenzeller Zeitung übrigens etwas sehr Ähnliches gesagt; dass er grundsätzlich überall hingehe, wo er eingeladen werde – und das als Teil seines Amtes ansehe. Das wäre auch mein Verständnis als Amtsinhaber», führt der Kandidat der FDP aus.

Matthias Tischhauser

Matthias P. Tischhauser

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.