Matthias P. Tischhauser
Er musste schon ordentlich einstecken in diesem Wahlkampf. Der Sitz von SVP-Nationalrat David Zuberbühler wackelt. Sowohl die «Mitte» als auch die FDP kritisieren ihn heftig. Aktuell wird ihm in Leserbriefen ein Desinteresse vorgeworfen . Nun hat «Zubi» genug.
Seit acht Jahren ist David Zuberbühler im Nationalrat. Vor acht Jahren war es die FDP, die den einzigen Sitz in Appenzell Ausserrhoden der SVP überlassen musste. Vor vier Jahren dann das gleiche Spiel: Wieder unterlagen die Freisinnigen.
Dieses Jahr soll die Wende geschafft werden. Unternehmer Matthias Tischhauser lässt keine Gelegenheit aus, David Zuberbühler als «Hinterbänkler» und erfolglosen Kantonsvertreter zu bezeichnen.
Auch in einem von «Die Ostschweiz» produzierten Podcast-Gespräch mit allen drei Kandidaten kam es zu Auseinandersetzungen.
Nun, da es in die heisse Phase geht – die Stimmcouverts sind in den Briefkasten eingetroffen –, wird offensichtlich nochmals ordentlich Öl ins Feuer gegossen.
Kritik in den sozialen Medien
Auf seiner Facebook-Seite verkündet David Zuberbühler: «Der Wahlkampf um den Nationalratssitz von Appenzell Ausserrhoden ist an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Seit einigen Tagen versuchen Kreise rund um den FDP-Kandidaten, mich in ein schlechtes Licht zu rücken. Dafür haben sie eine Leserbrief-Kampagne orchestriert. Die Botschaft, die verbreitet werden soll: Ich würde mich weigern, den Einladungen zu Anlässen und Diskussionsrunden zu folgen.»
Bevor «Zubi» konkret darauf eingeht, was er von diesem Vorwurf hält, versucht er, anhand der Leserbriefspalten zu belegen, dass ein gezielter Angriff auf ihn stattgefunden hat.
Er schreibt dazu: «Dass es sich um eine organisierte Kampagne handelt, kann man in der Appenzeller Zeitung vom 27. September überprüfen. Dort beklagt sich eine Lesegesellschaft aus Heiden über mein Verhalten, und der nächste Leserbrief der FDP Wald beginnt mit den Worten, man schliesse sich der Meinung aus Heiden an. Die beiden Leserbriefe sind zeitgleich erschienen – wie wussten die Absender schon vorher, was der jeweils andere schreibt?»
Volle Agenda
Den Vorwurf an sich bezeichnet Zuberbühler als absurd. Jeder wisse, dass er sich gerne unter die Leute mische und keiner Diskussion aus dem Weg gehe.
«Wenn mir aber ein Veranstalter einen einzigen Termin für einen Besuch vorschlägt und ich am bewussten Abend für einen anderen öffentlichen Auftritt bereits zugesagt habe, bleibt mir nichts anderes übrig als eine Absage. So würde es vermutlich auch den meisten Ausserrhodern gehen, ohne dass sie Nationalrat sind: Die Agenda ist voll, und ein Termin lässt sich nur finden, wenn es mehrere Optionen gibt», führt der SVP-Nationalrat aus.
Konkret habe die die FDP-Ortspartei Wald für den 10. Oktober eingeladen. An diesem Abend führe er in Herisau aber seinen traditionellen Sessionsrückblick durch.
«Nicht mein Niveau»
Für «Zubi» ist klar: «Wer einen amtierenden und im Wahlkampf beschäftigten Nationalrat mit einem einzigen Terminvorschlag bedient, der will gar keine Zusage. Das einzige Ziel besteht darin, die Absage danach gegen mich zu verwenden. Das zeigen die bewussten Leserbriefe.»
Er werde sich nicht auf dieses Niveau herunterlassen und setze weiterhin auf einen fairen, anständigen Wahlkampf. «Das ist mein Charakter, und damit bin ich stets gut gefahren», so David Zuberbühler abschliessend.
FDP-Kandidat weiss von nichts
Und was sagt der freisinnige Kandidat Matthias Tischhauser zu den Vorwürfen? Auf Anfrage von «Die Ostschweiz» erklärt er, keine Kenntnis von den Vorkommnissen zu haben: «Ich lese keine Leserbriefe und noch viel weniger die Facebook-Posts von meinem Mitkandidaten.» Vielmehr staune er nun darüber, was er ihm beziehungsweise der FDP alles in die Schuhe schieben wolle. «Vor vier Jahren gab es Medienberichte zum gleichen Thema. Ob ich dafür wohl auch noch schuld bin?»
Die Personen in den Leserbriefen – Ernst Graf, Jens Weber und Thomas Stahr – würden lediglich ihre Erlebnisse schildern. Er, Tischhauser, könne das nicht überprüfen. «Ich selber veranstalte keine Podien, gehe aber überall hin, wo ich eingeladen werde, und zwar mit grosser Freunde, mich mit der Bevölkerung auszutauschen und einer Debatte zu stellen», so Tischhauser weiter.
Dafür verschiebe er auch gerne Geschäfts-, Kunden- und andere Termine. Erst recht, wenn es um politische Bildung der Jugend wie am Podium an der Kanti Trogen geht.
«Ständerat Andrea Caroni hat kürzlich in einem Interview mit der Appenzeller Zeitung übrigens etwas sehr Ähnliches gesagt; dass er grundsätzlich überall hingehe, wo er eingeladen werde – und das als Teil seines Amtes ansehe. Das wäre auch mein Verständnis als Amtsinhaber», führt der Kandidat der FDP aus.
Matthias P. Tischhauser
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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