Der Berufsverband der Pflegefachpersonen, SBK Sektion SG TG AR AI, nimmt zur Kenntnis, dass im Spitalverbund St.Gallen weniger Kündigungen als angenommen ausgesprochen wurden. Er ist aber irritiert über die Kommunikation und spart nicht mit Kritik.
Am Freitagmorgen, 24. November, kommunizierte der Verwaltungsrat der St.Galler Spitäler, dass per Ende November 117 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Kündigung erhalten. Wir haben darüber berichtet.
Kurz nach Mittag folgte die Stellungnahme des Berufsverbands der Pflegefachpersonen, SBK Sektion SG TG AR AI. Dieser schreibt: «Wir halten fest, dass ‚der Scherbenhaufen‘ mit der Ankündigung der Massenentlassung sehr gross ausgefallen ist. Die Nichtbesetzung der Stellen durch natürliche Fluktuationen oder die Streichung noch offener Stellen führt unweigerlich zu einem Qualitätsabbau.»
Enorme Verunsicherung
Die Art der Kommunikation irritiere nach wie vor und wirke unseriös, unsorgfältig und sei nicht nachvollziehbar.
Die Meldung der Massenentlassung Ende September habe enorm viel Verunsicherung, Existenzängste und Wut ausgelöst - einerseits bei allen Mitarbeitenden und andererseits bei der Bevölkerung.
Instrumente fehlen
Die Pflege könne nicht «intelligenter» arbeiten, wenn ihr die längst überfälligen Instrumente, wie zum Beispiel ein einheitliches elektronisches Patientendokumentationssystem nicht zur Verfügung stehe. «Es ist unverständlich, dass der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung nicht die notwendige Zeit gelassen haben, um eine nachhaltige Finanzierung der St.Galler Spitäler anzugehen», so der Verband in seiner Mitteilung.
Die Kosteneinsparung durch die Kündigungen würden sich schätzungsweise auf rund acht bis zehn Millionen Franken belaufen.
«Das sind etwa 20 Prozent vom prognostizierten Verlust für das Jahr 2023. Der angerichtete Schaden beim höchsten Gut, nämlich dem Fachpersonal, lässt sich damit nicht aufwiegen. Wir hören von Demotivation, innerlichen Kündigungen, Ängsten, vermehrten Krankenabsenzen und vor allem von Unverständnis gegenüber dem Vorgehen der Führung. Menschen sind keine Roboter und ein Spital ist kein Industriebetrieb mit Fliessbändern», kritisiert der Verband weiter.
Zudem ignoriere das ganze Vorgehen den Volkswillen, der sich klar für die Umsetzung der Pflegeinitiative ausgesprochen habe.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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