Die vier Spitalverbunde haben kürzlich kommuniziert, dass sie aufgrund ihrer finanziellen Situation gezwungen seien Personalkosten im Umfang von total rund 440 Vollzeitstellen abzubauen. Nun steht fest, wie viele Kündigungen tatsächlich ausgesprochen werden mussten.
Über alle vier Spitalverbunde hinweg haben per Ende November 117 der insgesamt rund 8'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Kündigung erhalten, was 1.5 % der Belegschaft oder 81 Vollzeitstellen entspricht.
Die aktuellen und künftigen strukturellen Reduktionen in den Stellenplänen können weitgehend über die natürliche Fluktuation erfolgen.
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Insgesamt beschäftigen die vier Spitalverbunde (ohne Auszubildende) rund 8000 Mitarbeitende (umgerechnet auf 100%-Stellen: 5800). Ziel des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitungen war es laut eigenen Angaben, dass die Einsparungen soweit wie möglich über strukturelle Anpassungen sowie unter Einbezug der natürlichen Fluktuation erfolgen.
Dieses Ziel sei erreicht worden, teilt der VR am 24. November mit: «Über alle vier Spitalverbunde hinweg sind per Ende November 117 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von einer Kündigung betroffen (entspricht 81 Vollzeitstellen), das sind deutlich weniger als ursprünglich angenommen. Die verschiedenen Massnahmen umfassten nebst den Kündigungen auch die Reduktion von Pensen, die Nicht-Besetzung von Stellen, Funktionswechsel und wenige Frühpensionierungen.»
Für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komme der Sozialplan bzw. Rahmenmassnahmenplan der St.Galler Regierung zur Anwendung.
Dazu der Verwaltungsratspräsident der St.Galler Spitäler, Stefan Kuhn: «Es hat mehr Zeit in Anspruch genommen, dafür konnten wir sozialverträglichere Lösungen ausarbeiten. Gesamthaft wurden so weit weniger Kündigungen ausgesprochen als ursprünglich angenommen.»
Administration und Support am meisten betroffen
Die Kündigungen erstrecken sich über sämtliche Berufsgruppen. Dabei sind mit 66 Kündigungen (51 Vollzeitstellen) am meisten Mitarbeitende in der Administration und in den Supportbereichen betroffen. Im Kerngeschäft mussten in der patientennahen Pflege über die ganze Gruppe der St.Galler Spitäler 37 Mitarbeitenden (21 Vollzeitstellen) und bei der Ärzteschaft 14 Mitarbeitenden (9 Vollzeit-stellen) die Kündigung ausgesprochen werden.
Strukturelle Anpassungen
Die erste Phase des strukturellen Umbaus sei damit abgeschlossen. Insbesondere durch die Transformation/Schliessung des Spitals Altstätten im Jahr 2027 und den vorgesehenen Zusammenschluss der vier Spitalverbunden zu einem Unternehmen seien weitere strukturelle Reduktionen in den Stellenplänen vorgesehen, die in den Jahren 2025 bis 2027 umgesetzt werden.
Diese Reduktionen können jedoch weitgehend über die natürliche Fluktuation erfolgen. Die jährliche Fluktuationsrate der einzelnen Spitalverbunde sei deutlich höher als die notwendige strukturelle Reform. Punktuelle Kündigungen seien aber nicht auszuschliessen.
Sozialplan für Betroffene
Der kantonale Rahmenmassnahmenplan sieht für betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter u.a. eine Lohnüberbrückung bzw. einen Lohnausgleich während max. zwei Jahren in der Höhe von 90% (ohne Unterhaltspflichten) bzw. 100% (mit Unterhaltspflichten) des bisherigen Nettolohnes bei gleichem Beschäftigungsgrad vor. Zudem sei eine einmalige Abfindung in der Höhe eines Monatsgehalts, unabhängig von den erhaltenen Leistungen aus dem Rahmenmassnahmenplan, festgelegt. Zusätzlich seien weitere Unterstützungsangebote Bestandteil des Sozialplans, wie Anspruch auf persönliche Betreuung und Beratung, Begleitung der Mitarbeitenden oder die Finanzierung von Beratung und Qualifizierungsmassnahmen durch externe Beratungspersonen, um die Arbeitsmarktfähigkeit zu sichern.
Kostengerechte Tarife zwingend
«Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitungen haben Verständnis für die Emotionen und Betroffenheit, die diese einschneidenden Personalmassnahmen ausgelöst haben. Der Schritt war schmerzlich, aufgrund der finanziellen Lage aber leider unvermeidlich. Die St.Galler Spitäler haben damit die Vorgaben erfüllt und erwarten nun ihrerseits Unterstützung aus der Politik, damit nun endlich zwingend auch faire und kostengerechte Tarife Realität werden. Denn nur so können die Spitäler auch künftig eine qualitativ hohe medizinische Versorgungsqualität und -sicherheit gewährleisten», ist der Medienmitteilung zu entnehmen.
Stand Personalabbau je Spitalverbund
Kantonsspital St.Gallen (KSSG)
Das KSSG erhielt die Vorgabe, Personalkosten im Umfang von rund 260 Vollzeitstellen einzusparen. Tatsächlich ausgesprochen wurden 89 Kündigungen (entsprechen 62 Vollzeitstellen). Weitere strukturelle Stellenreduktionen im Umfang von 124 Vollzeitstellen befinden sich in der Umsetzung und würden weitgehend über die natürliche Fluktuation erfolgen.
«Zudem können im Rahmen des Ergebnisverbesserungsprogramms anderweitige Einsparungen und Prozessverbesserungen vorgenommen werden, welche einer Kosteneinsparung von rund 70 Vollzeitstellen entsprechen», teilt der VR der Spitalverbunde mit. Dazu gehört unter anderem die Reduktion bzw. das Zurückstellen von Projekten und Vorhaben. Die verschiedenen personellen Sofortmassnahmen und die strukturellen Anpassungen führen dazu, dass das KSSG für 2024 ein ausgeglichenes Budget ausweisen kann. Am KSSG sind die Personalabbau-Massnahmen somit abgeschlossen.
Spitalregion Rheintal Werdenberg Sarganserland (SR RWS)
Die SR RWS hat von den angekündigten 125 abzubauenden Stellen bei 21 Mitarbeitenden (14 Vollzeitstellen) eine Kündigung ausgesprochen. Die weiteren strukturellen Reduktionen umfassen in den Jahren 2023/2024 50 Vollzeitstellen, welche grösstenteils über die natürliche Fluktuation abgefedert werden können. Zentrale Massnahme am Standort Altstätten ist die Reduktion des operativen stationären Bereichs. Am Standort Grabs erfolgt die Anpassung der Personalressourcen auf der Basis einer erhöhten Auslastung und des reduzierten Bedarfs im Supportbereich nach Wegfall des Standortes Walenstadt. Dazu erfolgen Umfangsanpassungen im Leistungsangebot. 2025 bis 2027 folgt der Abbau weiterer 58 Vollzeitstellen aufgrund struktureller Anpassungen. Diese sind wesentlich von Transformation/Schliessung des Spitals Altstätten im Jahr 2027 geprägt. Einerseits wird dies mittels natürlicher Fluktuation abgefedert, andererseits ist jedoch zu erwarten, dass für die Umsetzung Kündigungen notwendig werden.
Spital Linth
Das Spital Linth hat von den angekündigten 41 abzubauenden Stellen bei 7 Mitarbeitenden (5 Vollzeitstellen) eine Kündigung ausgesprochen. 13 Stellen konnten 2023 durch eine Reduktionen der Pensen und natürliche Fluktuation oder Funktionswechsel abgebaut werden. Es wurde kein diplomiertes Pflegefachpersonal am Bett abgebaut. Die weiteren strukturellen Reduktionen umfassen in den Jahren 2023/2024 19 Vollzeitstellen, welche grösstenteils über die natürliche Fluktuation abgefedert werden können. 2025 werden weitere 10 Vollzeitstellen abgebaut. Auch hier wird der grösste Teil durch natürliche Fluktuation abgebaut, aber allenfalls werden wenige Kündigungen notwendig sein. Zudem können in diesen fast drei Jahren weitere Einsparungen durch Prozessoptimierungen, Reduktion von Sachkosten und auch durch das Ergebnisverbesserungsprogramm vorgenommen werden.
Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT)
Die SRFT konnte die geforderte Einsparung im Umfang von acht Vollzeitstellen ohne Kündigungen umsetzen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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