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Konkurrenz aus dem Fürstentum

Regierung will keine Denkpause am Spital Grabs

In Vaduz soll das Landesspital des Fürstentums neu gebaut werden - und grösser sein als zuvor. Die St.Galler Regierung sieht darin derzeit keine Bedrohung für den Spitalstandort Grabs. Das sagt sie auf entsprechende Bedenken zweier CVP-Kantonsräte. Diese zeigen sich nicht zufrieden mit der Antwort.

Stefan Millius am 22. März 2019

Das geplante neue Landesspital könnte das Spital Grabs unter Druck setzen, weil mit dem Neubau auch ein Leistungsausbau vorgesehen ist. Die Rheintaler CVP-Kantonsräte Andreas Broger und Sandro Hess haben in einer Einfachen Anfrage angetönt, es sei vor diesem Hintergrund vielleicht falsch gewesen, stark auf den Standort Grabs zu setzen in der Spitalstrategie. Und es stelle sich die Frage, ob man nicht allen Spitälern inklusive Grabs eine «Denkpause» verordnen müsse, wie das in Altstätten und Wattwil der Fall ist. Wir haben berichtet.

Nun liegt die Antwort der Regierung vor. Um es vorweg zu nehmen: Die beiden Kantonsräte sind nicht glücklich mit dieser. Es sei viel von «glauben» und «annehmen» die Rede, schreibt Andreas Broger. Abgesehen von den Patientenzahlen seien keine fundierten Aussagen zu finden, vieles werde auch einfach erhofft.

Die St.Galler Regierung verweist in der Antwort darauf, dass das Liechtensteinische Landesspital schon seit Jahrzehnten über ein eigenes stationäres Angebot verfüge. Dieses verzeichne heute aus mehreren Gründen tiefere Frequenzen als früher.

In Grabs haben die Patientenzahlen zwischen 2012 und 2017 zugenommen - von rund 7400 auf etwa 8300 Patientinnen und Patienten. Das macht Grabs zum grössten Regionalspital im Kanton, wie die Regierung ausführt, und verfüge auch über das breiteste Leistungsangebot.

Spannend ist aber die Frage: Wie viele der Patienten kommen aus dem Fürstentum? Im letzten Jahr seien 2179 stationäre Austritte von solchen Personen zu verzeichnen gewesen, schreibt die Regierung. Vom Gesamtzuwachs von rund 900 innerhalb von fünf Jahren seien 290 auf Patienten aus Liechtenstein gefallen - also unter einem Drittel. Damit will die Regierung wohl zeigen, dass die «Kundschaft» aus dem Fürstentum nicht vital ist für Grabs.

Entsprechend hält sie denn auch fest: «Der Neubau eines liechtensteinischen Landesspitals dürfte nach Auffassung des Verwaltungsrates der Spitalverbunde wenig Auswirkungen auf die Patientenfrequenzen am Spital Grabs haben.» Zum einen, weil in Vaduz ja heute bereits ein Spital stehe. Zweitens, weil in Grabs ebenfalls ein Spitalneubau erstellt wird. Und drittens verfüge das Spital Grabs über «ein breites, über die Grundversorgung hinausgehendes Leistungsangebot.»

Diesen Punkt bemängelt CVP-Kantonsrat Broger. In der Volksabstimmung 2014 sei der Wert auf eine wohnortnahe Grundversorgung gelegt worden, nicht auf eines, das darüber hinausgeht.

Allenfalls betroffen vom Vaduzer Neubau wäre man laut Regierung dann, wenn sich dort das Leistungsangebot massgeblich ändern würde. Das sei derzeit aber nicht vorgesehen. Eine andere Gefahr wird am Rande erwähnt: Während es früher den einen oder anderen Belegarzt von Vaduz nach Grabs gezogen hat, könnte theoretisch auch eine Gegenbewegung einsetzen.

Noch ist gar nicht klar, ob der Neubau des Landeshospitals beschlossen wird oder nicht. Es gebe heute keine Grundlage für eine Denkpause in Grabs, so die Regierung. Man werde aber die Diskussionen im Fürstentum verfolgen. «Aber selbst wenn ein Teil der liechtensteinischen Patientinnen und Patienten, die heute in Grabs behandelt werden, sich wieder nach Vaduz orientieren würde, wäre deswegen die Stellung des Spitals Grabs als grösstes St.Galler Regionalspital nicht gefährdet», heisst es weiter.

Übrigens ist der Wettbewerb zwischen Grabs und Vaduz zum Teil auch hausgemacht. St.Gallerinnen und St.Galler können sich am Landesspital behandeln lassen. Das ist im Rahmen eines Pilotprojekts möglich, aus dem die Regierung einen dauerhaften Zustand machen möchte.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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