Stadt und Region St.Gallen fordern vom Kanton ein rasches Handeln in Sachen S-Bahn, um die Defizite im Kern der Agglomeration zu beheben.
Trotz der S-Bahn-Ausbauschritte 2013 und 2018 bleibt das Gesamtsystem ein Flickwerk» schreiben die Stadt St.gallen und Regio St.Gallen-Appenzellerland-Bodensee in einer gemeinsamen Stellungnahme. Mit dem neuen Fahrplan 2019 habe für den Agglomerationskern annährend wieder der Stand vor 2013 erreicht.
Stadt und Regio verweisen auf eine Studie, die man gemeinsam mit den Kanton erstellen lassen habe. Diese zeige: «Entgegen bisheriger Verlautbarungen wäre eine verbessertes S-Bahn-System auch ohne drittes Gleis zwischen Gossau und St.Gallen möglich.» Der Kanton hatte sich 24 Stunden zuvor dahingehend verlauten lassen, dass ein solches zusätzliches Gleis unabdingbar sei für eine Verbesserung der Situation.
Vom Kanton St.Gallen fordert man nun, «Bedeutung und Dringlichkeit einer optimalen S-Bahn als Standortfaktor und Treiber für die Entwicklung von kantonalen Schlüsselarealen anzuerkennen und die Umsetzung in die Wege zu leiten.»
Stadt und Regio SG verweisen auf den Ausbauschritt der S-Bahn im Jahr 2013, der für die Region wesentliche Verbesserungen gebracht habe. Die Bedienung der Bahnhöfe im Agglomerationskern, nämlich Winkeln, Bruggen und Haggen, habe sich in den letzten Jahren hingegen kaum positiv entwickelt und sei eher ein Rückschritt, wenn es auch für Winkeln und Bruggen leicht besser geworden sei.
In Haggen sei der eingeführte Viertelstundentakt wieder zu einem 15/30-Minuten-Takt abgebaut worden, Wittenbach müsse bis mindesten 2021 mit einem Anschlussbruch zwischen S-Bahn und Fernverkehr leben. Das Versprechen, in der Region St.Gallen würden die Voraussetzungen für einen Viertelstundentakt geschaffen, «bleibt somit eine Verheissung».
Bezugnehmend auf die Mitteilung des Kantons halten Stadt und Regio SG fest, mit einem dritten Gleis ist eine optimale S-Bahn möglich. Jedoch bringe die erwähnte Studie eine wesentliche neue Erkenntnis: Eine gegenüber heute verbesserte S-Bahn sei auch ohne drittes Gleis zwischen Gossau und St.Gallen möglich. Bisher seien Anliegen für Verbesserungen mit Verweis auf ein mutmasslich notwendiges drittes Gleis jeweils abschlägig beantwortet worden. «Nun zeigt sich, dass verhältnismässig geringe Investitionen für ein Wendegleis in Gossau Sommerau von ca. CHF 5 bis 10 Mio. notwendig wären», heisst es weiter.
Das Ganze sei also lösbar, so Stadt und Regio SG. Mittels einer zusätzlichen S-Bahn zwischen Gossau und St.Gallen im Halbstundentakt könnte der Viertelstundentakt für die Bahnhöfe Winkeln und Bruggen erreicht werden. Gleichzeitig würde damit auch der Viertelstundentakt für Haggen wieder möglich. Als «wesentlicher Mehrwert» dieser Massnahme wird auch festgehalten, dass die S-Bahn S1 zwischen Wil-Uzwil-Flawil-Gossau und St.Gallen zusammen mit dem Interregio-Zug einen Viertelstundentakt ergäbe. Kürzere Aufent-haltszeiten von maximal zwei bis drei Minuten im Bahnhof St.Gallen brächten bessere Verbindungen über den Hauptbahnhof hinaus.
Bei der Betrachtung der Kosten müsse man auch den Nutzen einbeziehen. Die Erreichbarkeit der Entwicklungsschwerpunkte St.Gallen West und Gossau Ost sowie St.Fiden durch einen besseren Takt und schlankere Durchbindungen im Bahnhof StGallen sei «zentral». Die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr sei «erwiesenermassen ein Schlüssel für die erfolgreiche und dynamische Entwicklung von Arealen.»
Stadt und Regio SG fordern, die Umsetzung jetzt in die Wege zu leiten, damit etwa 2025 ein Angebot bereitstehe. Nach dem Fahrplan des Kantons sollen erst 2023 Entscheidungsgrundlagen vorliegen, so dass vor 2030 keine Verbesserungen zu erwarten seien.
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