(Bild: Bodo Rüedi)
Die Dokumentarfilmerin und Journalistin Eveline Falk hat mit ihrem Film über Züchtigungen und Gewalt gegen Kinder an der evangelikalen Domino-Servite-Schule in Kaltbrunn die ganze Schweiz erschüttert. Ihre Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, hinzuschauen - auch gegen Widerstände und Drohungen.
Die Fernsehjournalistin Eveline Falk hat ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Domino-Servite-Schule in Kaltbrunn geholfen, ihre Angst abzulegen und von der physischen, sexuellen und psychischen Gewalt zu erzählen, die sie als Kinder erlebten. Dabei handelt es sich nicht um Vorfälle aus finsteren Nachkriegsjahrzehnten. In den Fokus rücken Ereignisse, die bis in die Nullerjahre wieder und wieder geschahen – ausgeübt von evangelikalen Pädagogen unter dem skandalösen Vorwand, die Kinder damit auf einen – ihrer Ansicht nach – von Gott vorgegebenen Weg zu bringen.
Eveline Falks Filmreportage «Die evangelikale Welt der Läderachs – Züchtigung im Namen Gottes» aus dem Umfeld des Schokoladenunternehmers Jürg Läderach, Mitgründer der Domino-Servite-Schule, hat die ganze Schweiz aufgewühlt. Die St.Galler Behörden hat sie veranlasst, noch einmal hinzuschauen: Der Kanton hat eine Anlaufstelle für Betroffene geschaffen, die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen Handlungen gegen die sexuelle Integrität wieder aufgenommen.
(Bild: Bodo Rüedi)
Für diese aussergewöhnliche Leistung ernennen wir Eveline Falk zu unserer Ostschweizerin des Jahres 2023. Es braucht Mut, Vorgänge ans Licht zu bringen, die mächtige Kreise lieber hinter einer Mauer von Schweigen, Anwälten und Einschüchterungsversuchen verbergen.
Eveline Falk schafft es dank ihrer sensiblen Vorgehensweise, einen Rahmen zu schaffen, in dem sich Menschen öffnen und persönliche Schicksale auch für die Zuschauenden eine Nähe schaffen, die berührt und zum Nachdenken anregt. Eveline Falk erinnert uns daran, dass unser persönliches Erleben und unsere Empfindungen auch im öffentlichen Diskurs einen Platz haben dürfen.
(Bild: Bodo Rüedi)
«Läderachs haben mir in den vergangenen zwei Jahren auf allen Ebenen alles abverlangt.» Den Satz äussert die Journalistin und Dokumentarfilmerin an der Verleihung des 58. Ostschweizer Radio- und Fernsehpreises der SRG Ostschweiz im November. Dass sie diesen im Jahr 2023 erhalten würde, war lange vor Ausstrahlung des Läderach-Films klar. Einig waren sich alle: Es war höchste Zeit.
Zur Person
Eveline Falks journalistische Wurzeln liegen in der Ostschweiz. Seit 1994 bei SRF hat sie beim «Regionaljournal» angefangen, danach war sie als erste Frau viele Jahre Ostschweizer Korrespondentin fürs Fernsehen und wechselte dann zur «Rundschau» nach Zürich. Ihr Lebensmittelpunkt blieb jedoch stets die Ostschweiz. Damit ist sie wohl die einzige Dokfilmerin, die in der Region Ostschweiz so stark verwurzelt ist.
Eveline Falks Dokfilm «Die evangelikale Welt der Läderachs – Züchtigung im Namen Gottes» wurde am Donnerstag, 21.9.2023 auf SRF ausgestrahlt und kann hier gestreamt oder hier angesehen werden:
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Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.
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