Das Verdikt des Wahlsonntags war eindeutig. Allerdings interpretieren einige Parteien das Ergebnis äusserts kreativ. Beim Vorpreschen der SP mit ihrer Kampfansage für den zweiten Wahlgang schwingt eine gehörige Portion Arroganz und noch mehr Ignoranz mit.
Der Glaube, dass man die Stimmen aus dem ersten Wahlgang eins zu eins zusammenrechnen könnte und somit Esther Friedli noch abfangen könnte, ist naiv. Ein Grossteil der Stimmen die Franziska Ryser erhalten hat, kamen aus dem jüngeren Teil der Bevölkerung. Dieser sieht sich von Barbara Gysi aber sicherlich nicht gleich repräsentiert und das viele Liberale aus Prinzip keine Sozialdemokratin wählen werden, ist auch hinreichend bekannt.
Die SP hätte sich am Wahlsonntag besser bedeckt gegeben und eine saubere Analyse gemacht. Dann wären die Parteistrateginnen und -strategen bestimmt auch zum Schluss gekommen, dass der St. Galler Ständeratssitz für die SP verloren ist. Die SP hätte danach entscheiden müssen, wollen sie mit dem Rückzug ihrer Kandidatin aus ihrer Sicht das kleinere Übel Susanne Vincenz-Stauffacher ins Stöckli hieven oder werden sie mit einer erneuten Kandidatur von Barbara Gysi zur Steigbügelhalterin von Esther Friedli.
Nun hat sich die SP mit ihrem Schnellschuss für zweiteres entschieden und damit stärken sie ihren grössten politischen Gegner in Bern unnötig noch mehr.
Felix Kuster ist Präsident der FDP Regionalpartei Rorschach. Er lebt in Goldach.
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