Seit 2020 ist Susanne Hartmann St.Galler Regierungsrätin. In unserer Rubrik «Short Break» hat sie uns persönliche Fragen beantwortet, auf welche wir in einem anschliessenden Podcast-Gespräch Bezug genommen haben. Unter anderem geht es auch um den frühen Tod ihres Vaters.
Sie lebt gerne. Und setzt sich ebenso für eine bessere Welt ein. Sich dafür auf die Strasse kleben, würde die St.Galler Regierungsrätin Susanne Hartmann aber nicht. Für sie ist klar: «Veränderungen sind am besten durch den Dialog möglich.» Und dabei wolle sie auf Authentizität setzen und sich keinerlei Floskeln bedienen.
Wir haben die 53-jährige Wilerin zu einem Podcast-Gespräch eingeladen und ihr vorgängig einen Fragebogen zugestellt, auf den wir im persönlichen Interview Stellung beziehen.
Nachfolgend das Audio-Gespräch sowie ebenso Susanne Hartmanns Antworten auf unsere Fragen.
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Jahrgang: 1970
Berufsbezeichnung: Regierungsrätin (Rechtsanwältin, Primarlehrerin)
Wohnort: Wil
Zivilstand/Kinder: verheiratet / leider keine
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In drei kurzen Sätzen: An welchem Punkt in Ihrem Leben stehen Sie heute?
Ich habe und hatte immer das Glück, eine Tätigkeit auszuüben, welche mir sehr viel Freude bereitet – ob als Primarlehrerin, als Gerichtsschreiberin, als Stadtpräsidentin oder jetzt als Regierungsrätin. Die zeitliche Belastung im Regierungsamt ist zwar hoch. Die Zukunft unseres vielfältigen Kantons mitgestalten zu dürfen, nehme ich als grosse Verantwortung und zugleich als Privileg wahr. Dies umso mehr, als im Bau- und Umweltdepartement zentrale Fragen der Zukunftsgestaltung zusammenlaufen: Energie, Klimawandel, Biodiversität, daneben die Entwicklung des Strassenverkehrs, aber auch den Bau von Berufs- und Kantonsschulen, eines Klanghauses oder die Renovation des Theaters St.Gallen. Ich habe das Glück, eine tolle Familie und viele Freundinnen und Freunde zu haben. Von ihnen fühle ich mich getragen, mit ihnen gehe ich gemeinsam durchs Leben.
Was würden Sie als bisher absolutes Highlight in Ihrem Leben bezeichnen?
Es gibt kein einziges absolutes Highlight. Ein Highlight: Die Wiler und später die St.Galler Wählerinnen und Wähler haben mich und damit meine Werte von Freiheit, Toleranz und Offenheit mehrfach gewählt.
Was war ein Tiefpunkt, eine grosse Niederlage?
Der absolute Tiefpunkt meines Lebens war der frühe Tod meines geliebten Vaters.
Was sind Ihre Visionen, was möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Ich möchte mithelfen, die Welt zu retten … was pathetisch klingt, hat einen wahren Kern: Ich möchte alles in meiner Macht Stehende tun, um unsere Lebensgrundlage – die Erde – zu schützen. Ich setze mich gemeinsam mit der Regierung für die Stärkung der erneuerbaren Energien, für den Erhalt der Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt, für einen zukunftsfähigen Kanton St.Gallen ein. Wir leben in einer Zeit der vielen Krisen. Da ist es verständlich, dass viele sorgenvoll in die Zukunft blicken. Ich bin zutiefst überzeugt, dass Zukunft vor allem eines bedeutet: Möglichkeit. Wir werden gemeinsam die Chancen und Möglichkeiten zu nutzen wissen und eine lebenswerte Zukunft gestalten.
Welche gesellschaftliche Entwicklung macht Ihnen am meisten Sorgen?
Das Auseinanderdriften der Gesellschaft in unterschiedliche Gruppen und Schichten, der zunehmende Kontaktverlust zwischen den Gruppen und Schichten, der Egozentrismus. Zudem bereitet mir Sorgen, dass sich zunehmend mehr Menschen nicht mehr an unsere Regeln des Zusammenlebens halten. Toleranz, Meinungsfreiheit, gegenseitiger Respekt, also Anstand sind für unsere Gesellschaft die grundlegenden Regeln, auf denen unsere Gemeinden, der Kanton und der Bundesstaat steht. Gerade der gesellschaftliche Zusammenhalt und diese Werte brauchen wir auf unserem gemeinsamen Weg in die Zukunft. Ohne sie ist unsere feingliedrige Demokratie nämlich nicht funktionsfähig.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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