Zwar stehen uns zuerst die National- und Ständeratswahlen bevor, aber auch in Sachen Regierungsratswahlen kommt Bewegung auf. Die St.Galler FDP bringt ihre Kandidaten in Stellung. Diese sechs Personen sind im Rennen – darunter auch eine Frau aus der Tagblatt-Chefetage und der Parteipräsident selbst.
Am 8. März 2020 finden im Kanton St.Gallen die Erneuerungswahlen der Regierung statt. Seinen Rücktritt auf Ende der laufenden Legislatur angekündigt hat bereits FDP-Regierungsrat Martin Klöti. Er ist seit März 2012 Mitglied der St.Galler Regierung und steht dem Departement des Innern vor. Neben seinem Sitz gilt es im März des nächsten Jahres auch jenen von CVP-Regierungsrat Benedikt Würth zu besetzten, welcher in den Ständerat gewählt worden ist.
Schon seit Monaten führt Klötis Partei, namentlich die vor eineinhalb Jahren eingesetzte Findungskommission, Gespräche mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten, die der FDP den Regierungsratssitz sichern sollen. Anfangs umfasste die Liste rund 100 Namen. Nun lichtet sich das Feld allmählich.
Wie «Die Ostschweiz» aus verlässlichen Quellen erfahren hat, sind auf der sogenannten Short-List der Findungskommission aktuell die sechs folgenden Namen aufgeführt:
FDP-Präsident Raphael Frei
FDP-Kantonsrat Jens Jäger
FDP-Fraktionspräsident Beat Tinner
FDP-Kantonsrat Jigme Shitsetsang
FDP-Kantonsrat Martin Stöckling
Christine Bolt, stellvertretende Leiterin der St. Galler Tagblatt AG
Die 43-jährige Christine Bolt, seit Herbst 2014 stellvertretende Leiterin der St. Galler Tagblatt AG und Leiterin der Bereiche Lesermarkt und Marketing, wäre demnach die einzige Frau auf der Liste. Mit FDP-Mitglied Bolt wurden schon vor rund 1,5 Jahren erste Gespräch bezüglich einer Kandidatur geführt. Gegenüber «Die Ostschweiz» erklärt Christine Bolt: «Ich kann bestätigen, dass ich im Rennen bin. Der Ball liegt nun bei der Findungskommission. Schlägt sie mich der Parteileitung vor, entscheidet am 24. Oktober die FDP-Delegiertenversammlung, mit wem sie für die Nachfolge von Regierungsrat Martin Klöti antritt.»
FDP-Parteipräsident Raphael Frei wollte gegenüber «Die Ostschweiz» keinen Kommentar zum laufenden Prozess abgeben. Beat Tinner erklärt auf Anfrage: «Als Kantonsrat, FDP-Fraktionspräsident und ehemaliger Präsident des Verband St.Galler Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten interessiert mich die kantonale wie auch die nationale Politik sehr. Aktuell konzentriere ich mich auf die Nationalratswahlen vom 20. Oktober. Über eine Kandidatur für die Regierung wird die Partei erst danach entscheiden. Für mich kommt eine Kandidatur nur in Frage, wenn mich die Partei unterstützt.»
Die Findungskommission hat am Montag, 12. August, die entscheidende Sitzung, in welcher abschliessend über die Kandidaturen diskutiert wird. Dann fällt der Entschluss. Dieser wird der Parteileitung der FDP vorgelegt, welche ihrerseits die Delegierten informieren wird.
Die offizielle Nomination der FDP-Kandidatin oder des FDP-Kandidaten erfolgt anlässlich der Delegiertenversammlung vom 24. Oktober 2019. Bis dahin haben alle Personen Zeit, sich im Vorwahlkampf in Position zu bringen, um die Delegierten von ihren Stärken, Chancen und der Wählbarkeit zu überzeugen.
Als Gradmesser dürften auch die Nationalratswahlen dienen. Dort kandidieren mit Raphael Frei, Beat Tinner und Jigme Shitsetsang drei der potenziellen Nachfolger von Martin Klöti. Wer bei diesen Wahlen deutlich abfällt, dürfte von den Delegierten kaum ins nächsten Rennen geschickt werden.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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