Kein Ende der Geschichte um das Thurgauer Schloss Eugensberg. Der Solothurner Millionär Peter Buser, der beim Verkauf nicht berücksichtigt wurde, plant, Strafanzeige gegen den zuständigen Mann beim Konkursamt Thurgau einzureichen. Sein Vorwurf: Amtspflichtverletzung.
Die Sache lässt ihm keine Ruhe. Akribisch rollt Peter Buser, Millionär aus Solothurn, auf Facebook regelmässig die Ereignisse auf, die dazu geführt haben, dass er nicht Schlossherr wurde. Buser hatte ernsthaftes Interesse an Schloss Eugensberg. Ausgestochen wurde er vom IT-Unternehmer Christian Schmid. Am Geld, so Buser, könne es aber nicht gelegen haben.
Der 82-Jährige kommt zum Schluss: Hier ist nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Deshalb will er das Ganze auch nicht auf sich beruhen lassen. «Ich denke darüber nach, Strafanzeige gegen Martin Wenk einzureichen», sagt Buser gegenüber «Die Ostschweiz».
Wenk ist stellvertretender Leiter des Thurgauer Amts für Betreibungs- und Konkurswesen. Er hat seitens des Kantons den Schlossverkauf gehandhabt. Damit vertrat er indirekt auch die Interessen der vielen Gläubiger, die aus dem Schlossverkauf so schadlos wie möglich gehalten werden sollen.
Buser wirft Wenk konkret Amtspflichtverletzung vor. Das Gleichbehandlungsrecht von Bietern sei gemäss diverser Gerichtsurteile als hohes Gut zu wahren. Das sei hier nicht der Fall gewesen.
Aber wo wurde die Amtspflicht verletzt? Peter Buser ist überzeugt: Das Konkursamt hat in diesem Fall nicht im Interesse des Kantons gehandelt. «Man hätte aus dem Verkauf mehr Geld herausholen können, und das kann ich auch nachweisen», so der millionenschwere Mann. Das Konkursamt habe seine Pflichten also ungenügend wahrgenommen.
Er selbst wäre bereit gewesen, «gut und gern bis zu 45 Millionen Franken» für Schloss Eugensberg zu bezahlen. Wirklich geflossen sind – der exakte Preis ist unter Verschluss – dem Vernehmen nach etwas über 36 Millionen. Aber Peter Buser ist überzeugt: Der heutige Käufer Schmid hätte ihn selbst bei 45 Millionen noch überboten, denn der IT-Unternehmer habe stets betont, sich sofort in das Objekt verliebt zu haben.
Nach Busers Rechnung würden damit nun rund 10 Millionen mehr in der Kasse liegen beziehungsweise an die Gläubiger des früheren Schlossbesitzers Rolf Erb gehen. Wenn er denn wie geplant auf das letzte Gebot von Schmid hätte reagieren können beziehungsweise das Konkursamt Angebot aufgenommen hätte.
Dem Casanova aus Solothurn geht es aber um mehr als um die Tatsache, das Schloss nicht gekriegt zu haben. Er ist überzeugt, dass seine Strafanzeige zu einigen Erkenntnissen über den Verlauf der Dinge führen könnte. Buser vermutet, dass der Zuschlag zugunsten von Schmid auch aus Eigennutz – vielleicht mehrerer Personen – erfolgt sein könnte. «Geht man einer allfälligen Anzeige nach, würde sich das zeigen.» Er deutet also an, dass innerhalb der kantonalen Verwaltung der eine oder andere davon profitiert hat, dass Schmid den Zuschlag erhalten hat.
Um zu belegen, dass ihm übel mitgespielt wurde, listet Peter Buser die chronologischen Ereignisse auf. Diese zeigen laut ihm, dass beim Konkursamt keinerlei Interesse vorhanden war, dass er weiterbietet und die Kaufsumme steigt. Man habe unbedingt an Schmid verkaufen wollen, ist er sich sicher, eine andere Erklärung gebe es nicht.
Im Nachhinein sei er allerdings durchaus glücklich, dass es nicht geklappt hat mit dem Schloss. Zum einen wegen der drohenden Gefahr, dass in nächster Nähe ein Windpark entstehen könnte. Und zum anderen glaubt der 82-Jährige, dass ihm als Schlossherr kaum mehr Zeit für seine anderen Leidenschaften geblieben wäre. «Ich hätte mich bei der Renovation in jedes Detail verbissen», so Buser, «und nun kann ich stattdessen wieder vermehrt Gedichte schreiben, Konzerte veranstalten und philosophische Runden organisieren.»
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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