Nach der dritten Runde steht in St.Gallen nicht der durchaus gelungene Saisonstart des FC im Mittelpunkt. Im Fokus stehen vielmehr eine Massnahme, die total gescheitert ist, und ein unrühmliches Verhalten nach Spielschluss.
Wenn der FC St.Gallen und der FC Luzern aufeinandertreffen, ist Spektakel angesagt.
Seit Jahren besteht zwischen diesen beiden Clubs eine grosse Rivalität, die jedoch abseits des Rasens schon lange ein ungesundes Ausmass angenommen hat. Immer wieder kommt es nach Partien – egal ob in Luzern oder in St.Gallen – zu wüsten Ausschreitungen.
Im vergangenen Mai führten die Randale im Anschluss an das Spiel in Luzern zu vier verletzten Menschen. Deshalb war am Sonntag im Kybunpark der Gästesektor gesperrt.
Doch die Massnahme – ausgesprochen von der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und Polizeidirektoren (KKJPD) – hat totalen Schiffbruch erlitten. Statt im Gästesektor standen mehrere Hundert Luzerner Fans im angrenzenden Sektor B2. Dort zündeten sie neben Familien verbotene Feuerwerkskörper. Das war wohl kaum die Idee des «Massnahmenerfinders».
Längst diktieren die Hardcorefans die Regeln
Wer jedoch tatsächlich geglaubt hat, die Innerschweizer würden wegen des gesperrten Gästesektors von der Reise in die Ostschweiz absehen, muss ziemlich blauäugig sein. Tatsache ist: Längst diktieren die Hardcorefans (auch) in den Schweizer Stadien die Regeln.
Das darf zwar nicht sein, doch ein probates Mittel, um des Problems Herr zu werden, gibt es nach wie vor nicht. In keiner Liga der Welt.
Fragwürdiges Verhalten auch anderswo
Ein anderes Problem, das unmittelbar nach dem Abpfiff wieder einmal zu Tage trat, kann der FC St.Gallen jedoch beheben: das Verhalten von Staff-Mitgliedern. Man darf am Ende einen Sieg bejubeln – keine Frage. Doch provokativ vor der gegnerischen Bank – das geht gar nicht. Überhaupt darf man sich grundsätzlich fragen, was Staff-Mitglieder nach Spielschluss auf dem Rasen zu suchen haben. Rein gar nichts.
Da gehören nur die Spieler und der Trainer hin. Dass es der sonst schon sichtlich angefressene Luzern-Trainer Mario Frick hinterher in aller Deutlichkeit angesprochen hat, war nicht mehr als recht.
Übrigens: In der Vergangenheit gab es beim FC St.Gallen Trainer, welche Staff-Mitglieder bei einem solchen Verhalten gleich vor die Türe gestellt hätten.
Markus Scherrer war langjähriger Sportjournalist, unter anderem für die ehemalige Tageszeitung «Die Ostschweiz». Er ist heute Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde Flawil
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