logo

Besuch in St.Galler Tierarztpraxis

Wenn Dalmatiner Aramis sich auf Hautkrebs scannen lässt

Wie für Menschen kann auch bei Tieren eine frühzeitige Diagnose der wirksamste Schritt einer Krebsbehandlung sein. In einer St.Galler Tierarztpraxis steht das erste Gerät, mit dem sich Hautveränderungen bei Hunden auf ihr Krebsrisiko scannen lassen. Mit im Spiel ist die künstliche Intelligenz.

Odilia Hiller am 07. Dezember 2023
Tierarzt Hund Tierarzt Tierarzt Tierarzt Tierarzt Tierarzt Tierarzt Tierarzt HTVista

Krebs ist die häufigste Todesursache bei Hunden. Fast 50 Prozent aller Hunde über zehn Jahre erkranken in einer Form daran. Ein Drittel der Tumore befinden sich bei Hunden auf oder unter Haut.

Genau deshalb ist Aramis, ein zehn Jahre alter Dalmatiner, heute mit seiner Besitzerin Samantha Forrer aus Wolfhalden in die Tierarztpraxis von Filippo Bentivoglio im Westen der Stadt St.Gallen gekommen. Der Rüde hat einige «Büggel» unter der Haut, die seinem Frauchen seit einiger Zeit auffallen.

Nicht jede Wölbung ist ein bösartiger Tumor

Tierarzt Bentivoglio sagt: «Alles, was langsam wächst, ist tendenziell eher harmlos.» Will heissen: Lang nicht jede Wölbung ist ein bösartiger Tumor. Aramis hat unter dem Brustkorb zwei Knoten.

Seit kurzem steht in der Praxis von Bentivoglio ein neuartiges Gerät, das teure Behandlungen vermeiden kann, weil es gut- und bösartige Tumore frühzeitig erkennt. Innert weniger Minuten lässt sich mithilfe einer Art Tablet mit Scanner beurteilen, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Hauterscheinung krebsartig sein könnte.

Geduldig und einigermassen stressfrei

Die nichtinvasive Methode lässt Hund Aramis geduldig und einigermassen stressfrei über sich ergehen. Mit thermischen Prozessen und künstlicher Intelligenz untersucht das Gerät namens HT Vista, entwickelt vom Startup HTVet in Tel Aviv und vertrieben von Aveto mit Sitz in Uster, die betroffenen, für das Verfahren geschorenen Stellen. Der Scanvorgang, ausgeführt von der Praxisassistentin, erwärmt das Gewebe zehn Sekunden lang um etwa sechs Grad und lässt es anschliessend 40 Sekunden lang abkühlen.

Dabei werden die gemessenen Daten von einer optischen Infrarotkamera und mit Wärmesensorik im Profil des Hundes aufgezeichnet. Das Gerät analysiert die Daten und erkennt Anomalien.

Im Fall von Aramis ist das Ergebnis einigermassen überraschend: Während beim grösseren «Knollen» eine Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent herauskommt, dass dieser gutartig ist, lässt der Wert der kleineren Hauterhebung die Besitzerin aufhorchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine bösartige Hautveränderung handelt, liegt hier bei 61 Prozent. «Further investigation is needed», sagt das Gerät. Weitere Untersuchungen sind erforderlich.

«Und was heisst das nun?»

«Und was heisst das nun?», fragt Samantha Forrer den Tierarzt. Dieser rät zum vorsorglichen Herausschneiden der kleinen Tumore. Und zwar gleich alle. Dann sei Ruhe, verspricht er.

Es wird ein neuer Termin vereinbart. Die Hundebesitzerin ist erleichtert, dass es trotz kurzem Schreck über das besorgniserregende Resultat so einfach ist. Aramis schaut treuherzig zu ihr auf. Er wird unter Umständen dank der Vorsorgeuntersuchung noch lange ein gesundes, glückliches Leben als Dalmatinersenior führen.

So können Sie Ihren Hund selbst auf mögliche Anzeichen von Hautkrebs untersuchen:

  • Streicheln Sie und tasten Sie Ihren Hund regelmässig ab; dies ist auch eine gute Vorbereitung auf eine Untersuchung beim Tierarzt

  • Achten Sie auf Knoten auf oder unter der Haut, Verhärtungen, Beulen, Blasen, Hautwunden oder Verletzungen

  • Hat Ihr Hund Wunden, die nicht abheilen?

  • Hat Ihr Hund an bestimmten Stellen Juckreiz oder leckt er sich dort häufig?

  • Zeigt Ihr Hund Verhaltensänderungen oder zeigt er Probleme bei der Bewegung?

  • Gibt es Stellen, wo er sich nicht mehr streicheln lässt, oder hat er sogar Schmerzen bei Berührung?

  • Ist Ihr Hund vermehrt müde, isst er schlecht oder hat er stark zugenommen?

^

Wenn Sie etwas Verdächtiges bemerken, ein Knötchen oder einen Knoten unter der Haut finden, notieren Sie Tag, Position, Grösse und machen Sie ein Foto. Suchen Sie so bald wie möglich Ihren Tierarzt auf, vor allem wenn der Knoten:

- ungefähr ein Zentimeter (Grösse einer Erbse) gross ist

- seit über einem Monat vorhanden ist

- sich in Grösse, Form und Farbe verändert oder sich entzündet hat

Weitere Informationen zur Behandlung mit HT Vista finden Sie hier.

(Bilder: Odilia Hiller)

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Odilia Hiller

Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.