Warum nicht gleich so? Das dürften sich die 800 Luzerner Fans gedacht haben, als sie trotz Verbots an das Super League Spiel nach St.Gallen gereist sind – und auch noch Einlass ins Stadion erhalten haben. Ein peinliches Gastspiel aller Beteiligten.
Das Schlimmste, was man bei einem trotzigen Kleinkind wohl machen kann, ist nachzugeben. Und genau das hat die St.Galler Stadtpolizei nun getan. Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und Polizeidirektoren, KKJPD, beschloss nach den Randalen im Frühjahr 2023, dass der Gästesektor beim Spiel des St.Gallen gegen Luzern gesperrt bleibt. Auch eine geschlossene Anreise von mehr als zehn Personen war demnach verboten.
Eigentlich. Fakt ist jedoch, dass genau das passiert ist. Die Luzerner Fans hielten sich weder an das eine noch an das andere Verbot. Weshalb auch?
Gegen 800 Luzerner Fans liessen es sich nicht nehmen und reisten dennoch in die Ostschweiz. Bereits im Vorfeld war klar, dass sie im Besitz der Tickets waren – in verschiedenen Sektoren.
Vom Bahnhof Winkeln machten sie sich geschlossen Richtung Stadion auf. Und was machen die Verantwortlichen in der Ostschweiz? «Um die Sicherheit im Stadion zu gewährleisten, sah sich die Polizei kurzfristig gezwungen, den gesperrten Gästesektor freizugeben», teilt die Stadtpolizei St.Gallen mit.
«Wir sind hier!», verkündeten die Luzerner Fans stolz mit Plakaten, als sie den eigentlich gesperrten Gästesektor einnahmen. Und gleich zeigten, dass sie sich einen Dreck um Vorschriften scheren. Es wurden Knallköper und Pyros gezündet.
«Es zeigte sich zum wiederholten Male, dass eine Sperrung des Gästesektors in einem ausverkauften Stadion diverse Herausforderungen in Bezug auf die Sicherheit mit sich bringt und zukünftig weitere Massnahmen nötig sind», so die Stadtpolizei weiter.
Eine erste Aufarbeitung finde bereits in den kommenden Tagen im Rahmen eines Treffens mit Verantwortlichen des FC St.Gallen, der Fanarbeit und Fan-Vertretungen statt.
Nur: Die Luzerner Fans dürften sich angesichts dieser leeren Worthülsen ins Fäustchen lachen. Sie haben mit ihrem Verhalten einmal mehr bewiesen, dass sie offensichtlich Narrenfreiheit geniessen. Denn in welchen anderen Bereichen ausser dem Fussball könnte man es sich erlauben, sich über die Verbote hinwegzusetzen? Und die Gesetze so zu biegen, wie es gerade passt? Versuchen Sie es doch beim nächsten Mal, wenn Sie Ihr Auto irgendwo falsch parkiert haben oder fünf Stundenkilometer zu schnell gefahren sind.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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