Auswanderer aus dem Thurgau: Silvan Meier.
Über 70 Länder hat das Thurgauer Paar Silvan Meier und Veronica Pérez bereist – um schliesslich seine Ostschweizer Heimat gegen Bangkok einzutauschen. Ob die Familie ihre Zukunft längerfristig dort plant, ist aber noch ungewiss.
Der Zeitpunkt hätte wohl nicht schwieriger sein können. Als Corona im Jahr 2020 so richtig Fahrt aufnahm, sass Familie Meier im Kanton Thurgau auf gepackten Koffern. Die Wohnung war gekündigt, ebenso die Jobs, der Haushalt aufgelöst.
Dass ausgerechnet eine weltweite Pandemie den Auswanderungsplänen in die Quere kommen könnte, damit hatte die Familie nicht gerechnet. «Unser älterer Sohn hätte im August mit dem Kindergarten starten sollen», erinnert sich Veronica Pérez im Gespräch mit «Die Ostschweiz» zurück.
Auswanderer aus dem Thurgau: Silvan Meier.
Abwarten? Oder würde das Ziel Bangkok in noch weitere Ferne rücken? Diese Frage stellte sich das Paar unzählige Male, bis es dann doch noch schnell ging. «Innerhalb weniger Wochen haben wir schlussendlich unser Visum erhalten, die Auswanderung konnte starten», sagt Silvan Meier.
Mehr als 70 Länder bereist
Wagemutig war das Paar schon immer. Zusammen bereisten Silvan und Veronica Meier bereits über 70 Länder. «Wir haben stets gearbeitet, um uns die nächste Reise zu ermöglichen», so Silvan Meier. Längere Zeit hielt die beiden nichts in der Schweiz. Zu gross war das Feuer, das in ihnen loderte. «Die Welt hat so vieles zu bieten. Uns geht es nicht darum, schöne Selfies zu machen und sie über die Sozialen Medien zu teilen. Wir möchten wirklich die Menschen dort und ihre Kultur kennenlernen», so Silvan Meier.
Eines Tages fassten beide schliesslich den Entschluss, ihren Wohnort dauerhaft ins Ausland zu verlegen. Mehrere Länder kamen dafür in Frage, am Ende hat Thailand das Rennen gemacht. «Wegen der Kinder waren uns Stabilität und Sicherheit am neuen Ort sehr wichtig», sagt Veronica Pérez. Als Silvan Meier das Inserat der Schweizer Schule in Bangkok las, setzten sie alles auf eine Karte – und der Wunsch ging in Erfüllung.
Freundliche Menschen
Mittlerweile sind über dreieinhalb Jahre vergangen, und die Familie ist endgültig in Bangkok angekommen. Die Coronapandemie ermöglichte es ihnen, ihre neue Heimat ohne Touristen ausgiebig zu erkunden. Und auch heute noch ist die Familie oft und gerne unterwegs – weil Thailand einfach sehr viel biete. «Hier gibt es eine wunderschöne und abwechslungsreiche Natur, viele freundliche Menschen. Wir haben schon so viel erleben dürfen – das stimmt uns sehr dankbar», sagt Veronica Pérez.
Auch die Kinder schätzen ihre neue Heimat. Gerade der fünfjährige Sohn Jamiro habe kaum mehr Erinnerungen an die Schweiz. Der achtjährige Jimmy hingegen wünscht sich, demnächst die Schweiz besuchen zu können - wenn es hier so richtig kalt ist und Schnee liegt. «Für die beiden ist jedoch Bangkok ihre Heimat», sagt Veronica Pérez.
Auch von Thailand aus wird gereist
Die Reiselust ist auch in Bangkok nicht einfach versiegt. Gerade ist die Familie von einer Reise nach Australien zurückgekehrt. «Ein grosser Wunsch von uns ist es, einmal Japan kennenzulernen», sagen beide einstimmig. Ob sie langfristig in Bangkok bleiben, wissen sie derzeit noch nicht. «Wir leben hier unseren Traum», sagt Silvan Meier. «Aber wenn wir ein Angebot eines anderen Landes erhalten würden, warum nicht?»
Nach den Jahren im Ausland haben die beiden auch die Schweiz nochmals neu schätzen gelernt. Die Sauberkeit etwa, oder die wunderschöne Natur mit dem Säntis und dem Bodensee. «Wir sind nach wie vor stolz, Schweizer zu sein. Auch wenn wir nicht mehr da leben», sagt Silvan Meier.
Nicht alles ist Gold, was glänzt
Auch im Ausland ist nicht alles Gold, was glänzt. Man müsse, gerade in der Anfangszeit, hart arbeiten, und das Einleben sei nicht von heute auf morgen erledigt. Die Familie hatte aber das Glück, von Nachbarn und den Menschen in Bangkok sehr wohlwollend aufgenommen worden zu sein.
Die Sprache jedoch ist die grosse Knacknuss. Zwar hat Silvan Meier einen Kurs besucht – doch redet er Thai nur bedingt. Und das aus gutem Grund. «Alle reden Englisch mit uns», sagen beide und lachen. «Deshalb ist es eine grosse Herausforderung, sich einmal auf Thai verständigen zu können.»
Für ihn als Sprachlehrer war das in gewisser Weise ein «Ahaerlebnis» - hatte er früher doch immer angenommen, dass Expats die Sprache schnell und einfach lernen sollten. Arbeite man jedoch den ganzen Tag, und die Familie warte abends, sei es gar nicht so einfach, genug Zeit für das Erlernen der neuen Sprache zu finden – und das Gelernte dann auch umzusetzen.
FCSG-Spiele zu nachtschlafender Zeit
Nach wie vor war es für die Familie Meier die richtige Entscheidung, nach Bangkok zu gehen. Auch wenn man gewisse Sachen in der alten Heimat vermisse. Nebst dem Essen, Familie und Freunden ist das für Silvan Meier beispielsweise der FC St.Gallen.
Wegen der Zeitverschiebung finden die Spiele für ihn zu nachschlafender Zeit statt – und trotzdem lässt er sich diese Freude nur selten entgehen. Lachend sagt er: «Wüssten die Spieler, wie auch auf der anderen Seite der Erde mitgefiebert wird, würden sie wohl noch viel mehr Gas geben!»
Hinweis: Heute Dienstagabend startet die neue Staffel auf 3+ «Adieu Heimat – Schweizer wandern aus» ab 20.15 Uhr.
(Bilder: 3+)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.