Mobbt die Wiler Bauchefin Ursula Egli ihre Mitarbeitenden? Bereits eine zweite Person aus der Abteilung Stadtplanung hat gekündigt. Die Fraktionen möchten eine möglichst schnelle Klärung.
Die Mauer des Schweigens wird in Wil einmal mehr hochgezogen. Die Vorwürfe, die gegen die Stadträtin Ursula Egli erhoben werden, wiegen schwer: Bereits eine zweite Mitarbeitende der kleinen, aber gewichtigen Abteilung Stadtplanung habe gekündigt, meldet die «Wiler Zeitung». Schon nach der Kündigung der Stadtplanerin, die nun Vorsteherin der Orts- und Regionalplanung des Kantons Bern ist, waren Mobbingvorwürfe gegen die Wiler Bauchefin lautgeworden.
Anfang Oktober hatte der Grüne Guido Wick beim Stadtparlament eine Interpellation mit kritischen Fragen zum Wechsel in der Leitung der Stadtplanung eingereicht. Die ausgeschiedene Stadtplanerin war Beatrice Aebi, die Anfang 2023 gekündigt hatte.
Wick zeigte sich besorgt über die personellen Entwicklungen unter Bauchefin Ursula Egli – und wirft ihr Mobbing vor. Einerseits sei man nun im Bemühen um die Revision des kommunalen Richtplans und der Ortsplanung weit zurückgeworfen. Zudem «wurde die Leitung Stadtplanung in der Zwischenzeit überraschend durch eine Person besetzt, welche die fachlichen Anforderungen gemäss Stelleninserat nur teilweise erfüllt», hiess es in der Interpellation. Mit dieser Person ist Oliver Gröble gemeint, der zuvor als Gemeindepräsident in Wittenbach waltete, das Amt aber aufgrund von Erschöpfungszuständen niederlegte.
Der Druck steigt
Mit dem zweiten Abgang in der Abteilung steigt der Druck auf Ursula Egli. Noch hüllt sie sich in Schweigen. Ihre Partei, namentlich der Wiler SVP-Präsident Andreas Hüssy, möchte von den Vorwürfen nichts wissen und sagte Anfang Oktober gegenüber «Die Ostschweiz»: «Wir werten das als Bashing und Schmutzkampagne gegen unsere Stadträtin.» Man überlege sich gar, rechtliche Schritte einzuleiten.
Die Wiler Stadtparlamentsfraktionen zeigen sich beunruhigt über die neusten Entwicklungen. Mobbing sei kein Kavaliersdelikt, meinen sie übereinstimmend.
«Die Vorwürfe, die man Ursula Egli macht, sind gravierend», erklärt Adrian Bachmann, Fraktionspräsident FDP-GLP, auf Anfrage. «Daher ist der Wunsch nachvollziehbar, diese möglichst umfassend aufzuklären. Da eine solche Aufarbeitung bis anhin noch nicht stattgefunden hat, liegen die Fakten noch nicht abschliessend auf dem Tisch.» Vor diesem Hintergrund und auch mit Blick darauf, dass das Parlament nicht für Fragen der Personalführung in der Stadtverwaltung zuständig sei, verzichte die Partei zum jetzigen Zeitpunkt auf eine weiterführende Stellungnahme.
Nicht befriedigend
Ähnlich tönt es seitens der SP-Fraktion. Man habe die Antwort des Stadtrats auf die Interpellation von Guido Wick während der letzten Fraktionssitzung diskutiert und zur Kenntnis genommen, heisst es auf Anfrage. «Wir verstehen die Erläuterungen des Stadtrats, weshalb er auf die ersten drei Fragen nicht eingehen kann. Trotzdem sind die Aussagen für uns nicht befriedigend», so SP-Fraktionspräsident Christof Kälin. «Gerade wenn es um Kader- oder Schnittstellenfunktionen geht, irritiert es uns, wenn der Stadtrat auf die normale Fluktuation innerhalb des Departements Bau, Umwelt und Verkehr (BUV) verweist.»
Dass nun gemäss Zeitungsberichten bereits eine nächste Kündigung in der Verkehrsplanung eingegangen sei, die dem gleichen Bereich unterstehe, alarmiere die Fraktion. «Wir erwarten, dass der Stadtrat diese Entwicklung ernst nimmt und den Ursachen auf den Grund geht. Wir können uns einen solchen Wissensverlust in entscheidenden Ressorts nicht leisten, da der Ruf der Stadt Wil als attraktive Arbeitgeberin darunter leidet, und der Markt generell recht ausgetrocknet ist», so Kälin weiter. Als Fraktionspräsident erachte er eine baldige Berichterstattung an die Geschäftsprüfungskommission (GPK) und/oder das Präsidium als angebracht.
Wissen geht verloren
Die Mitte hält in einer Stellungnahme fest, dass die Kompetenz zur Anstellung von Kadermitarbeitenden jeweils beim entsprechenden Departement und dessen Vorsteherin oder Vorsteher liege. «Das Parlament und die Fraktionen haben dazu keine Befugnis, was im Sinne der Sache sehr verständlich ist», heisst es weiter. «Wenn in einem Departement eine erhöhte Kaderfluktuation erfolgt, ist dies unschön, und wertvolles Know-how geht verloren. Dass dies aktuell im BUV festgestellt werden muss, ist doppelt ärgerlich, da die gesamte Stadtplanung bereits unter Zeitdruck steht.»
Inwiefern das mit einer ungeschickten Führung zusammenhänge, werde gemäss vorliegenden Informationen in der GPK behandelt. Die Aufgabenteilung von Exekutive und Legislative sei aber klar. Die Mitte-Fraktion schliesst mit einer verschlüsselten Wahlempfehlung: «Konsequenzen aus der Angelegenheit können lediglich an der Urne erfolgen.»
(Bild: Archiv, pd)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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