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Einkaufstourismus und Preisunterschiede

Windeln kosten das Doppelte: Warum man in der Schweiz für die gleichen Produkte so viel mehr zahlt als in Deutschland

Am heutigen Black Friday erreicht der Konsumwahn seinen Höhepunkt. Auch der Einkaufstourismus läuft auch Hochtouren. Weshalb zahlen wir Schweizer für das gleiche Produkt so viel mehr als die Deutschen? Die Antworten überraschen.

Manuela Bruhin am 24. November 2023

5.20 Franken kostet der Adidas-Deo beim Schweizer Grossverteiler, gerade einmal 2.75 Euro in einer deutschen Drogerie. Pampers-Windeln, 22 Stück, kosten die Schweizer Eltern 10.50 Franken, die deutschen nur 4.95 Euro. Ähnliche Beobachtungen gibt es bei der Aptamil-Säuglingsmilch: 27.95 Franken in der Schweiz, 19.95 Euro in Deutschland. Der L’Oréal-Foundation-Puder kostet hierzulade 22.95 Franken, in Deutschland gerade einmal 13.95 Euro. Ebenso die Colgate-Zahnpasta: 3.75 Franken in der Schweiz, 1.95 Euro in Deutschland.

Bundesrat reagiert

Exakt die gleichen Produkte, aber ein völlig anderer Preis. Die Liste liesse sich endlos weiterführen. Und wer bei der Einfuhr an der Grenze die Mehrwertsteuer noch zurückholt, erzielt gar einen noch günstigeren Preis. Kein Wunder, dass der Einkaufstourismus nach der Pandemie wieder so richtig Fahrt aufgenommen hat. Darauf reagiert nun auch der Bundesrat und beabsichtigt, dass Waren bereits ab einem Wert von 150 Franken – und nicht mehr erst ab 300 Franken – verzollt werden müssen.

Während der Kreuzlinger Gewerbeverein diese Massnahmen begrüsst, steht die Stiftung für Konsumentenschutz Schweiz dem Anliegen kritisch gegenüber, wie André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft, erklärt. Die Preisunterschiede derselben Produkte seien teilweise massiv, die Mehrwertsteuer spiele nur eine untergeordnete Rolle. «Deren Herabsetzung wäre nur eine Symptombekämpfung, welche aber die Ursache nicht beseitigt.»

Weniger einkaufen, mehr Fahrten

Stattdessen würde sie zu mehr Bürokratie am Zoll und für die Bevölkerung führen. Auch könnte die Massnahme dazu führen, dass die Leute öfter nach Deutschland fahren, dafür weniger einkaufen. Das Ziel müsse deshalb sein, dass die Preise in der Schweiz denen im Ausland angepasst würden, damit die Unterschiede nicht mehr ganz so frappant seien. Der Konsumentenschutz hat deshalb eine Petition eingereicht, um die Senkung der Wertfreigrenze zu verhindern.

Doch weshalb überhaupt kosten in Deutschland die exakt gleichen Produkte teilweise so viel weniger? Viele vermuten, dass die höheren Schweizer Löhne dabei eine Rolle spielen. Dies sei aber nicht der Grund, so Bähler.

«Die Preisdifferenzen sind einerseits auf die höheren Warenbeschaffungskosten in der Schweiz zurückzuführen. Die Detailhändler müssen bereits im Einkauf höhere Preise bezahlen. Aber auch die höheren Margen in der Schweiz haben Preisunterschiede zur Folge.» Den zweitgrössten Beitrag zu den Kostendifferenzen liefern die Vorleistungskosten – dazu gehören beispielsweise die Miet- und Transportkosten.

Weshalb Kosmetik?

Dass bei den Preisdifferenzen nicht der Lohn matchentscheidend ist, zeigt auch, dass nicht alle Produkte in der Schweiz teurer sind als im Ausland. Elektronikartikel und Computer beispielsweise sind hierzulande oftmals günstiger, als es in Deutschland der Fall ist. Bähler: «Spannend ist die Frage, weshalb gerade bei Kosmetikprodukten der Preisunterschied so ins Gewicht fällt.»

Fragen, die sich wohl auch am heutigen Black Friday gestellt werden müssen, wenn die Kreditkarten heisslaufen und die Detaillisten alle Hände voll zu tun haben. «Ein Einkauf am Black Friday kann sich lohnen, muss es aber nicht: Einige Produkte sind tatsächlich günstiger als üblich. Andere nicht, auch wenn sie mit grossen Rabatten beworben werden», sagt Bähler. «Konsumentinnen und Konsumenten sollten einen kühlen Kopf bewahren und die Preise mehrerer Anbieter vergleichen. Das teuerste Produkt ist dasjenige, das man gar nicht braucht.»

Der Konsumentenschutz hat die wichtigsten Tipps rund um die [Rabattschlacht]((https://www.konsumentenschutz.ch/online-ratgeber/was-muss-ich-am-black-friday-beachten/) zusammengetragen. Ob sich die Schnäppchen wirklich gelohnt haben?

(Bild: PD)

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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