Auf Google sind die Rezensenten (meistens) über alle Masse begeistert und loben Pflegepersonal, Ärzte und Küche der Klinik Schloss Mammern in den höchsten Tönen. Der Familienbetrieb wird in der fünften Generation von Annemarie Fleisch Marx und ihrer Schwägerin Ruth Fleisch-Silvestri geführt.
Am Anfang war die Klinik Schloss Mammern eine Wasserheilanstalt, dann eine Kuranstalt, dann ein Akutspital für Innere Medizin mit integrierter Rehabilitation und ab 2012 ist aus dem Haus eine reine Reha-Klinik geworden. Seit 1889 gibt es aber eine Konstante: Die Klinik ist immer ein Haus der Gesundheit und stets ein Familienbetrieb geblieben. Seit 1997 führen Annemarie Fleisch Marx und ihre Schwägerin Ruth Fleisch-Silvestri den Betrieb als Chefärztinnen gemeinsam. «Wir denken die Klinik vom Patienten her. Alles, was wir machen, dient dem Ziel, dass es ihm besser geht», sagt Annemarie Fleisch Marx. Ihre Schwägerin pflichtet ihr bei und ergänzt: «Uns ist wichtig, dass Patienten und Besucher den Spitalcharakter unserer Klinik nicht sofort spüren. Das ist zwar nicht ganz einfach, weil wir ja in erster Linie Medizin machen.»
In der Tat wähnt sich der Besucher am Empfang eher in einem Nobelhotel: Die adrett uniformierten Rezeptionsangestellten empfangen die Gäste und Portiers kümmern sich um das Gepäck der An- und Abreisenden. Sässen diese nicht im Rollstuhl oder schöben einen Rollator vor sich her, würde gar nichts darauf schliessen lassen, dass sich hier Patienten von einer schweren Krankheit oder einer Operation erholen.
«Wir sind die Entscheidungsträgerinnen»
Die Klinik Schloss Mammern liegt mitten in einem 90'000 Quadratmeter grossen Park mit uraltem Baumbestand direkt am Bodensee. Schon früh wurde hier der positive Einfluss des Wohlbefindens auf den Heilungsprozess erkannt und zum Betriebsmotto erklärt. Mit Erfolg: Letzten Herbst konnte ein 50 Millionen Franken teurer Neubau für Privatpatienten eingeweiht werden. Ruth Fleisch-Silvestri sagt: «Unsere Infrastruktur stiess an ihre Grenzen. Wir erhielten immer mehr Anfragen und mussten zum Teil Patienten abweisen. Das wiederum verärgert die Zuweiser.» Ein Grund für die erhöhte Nachfrage dürfte neben der medizinischen Professionalität und dem hotelartigen Ambiente auch sein, dass seit 2012, als die Fallpauschalen in den Spitälern eingeführt wurde, die Reha einen höheren Stellenwert geniesst. Die Klinik wächst stetig und ist mit ihren 420 Mitarbeitenden, die sich 345 Vollzeitstellen teilen, eine bedeutende regionale Arbeitgeberin geworden. Die beiden Chefinnen teilen sich die Arbeit und Zuständigkeitsbereiche auf und schaffen es ohne Probleme, Privates und Geschäftliches voneinander zu trennen, wie sie versichern.
Mit welchem allgemein bekannten Führungsstil sie die Klinik führen, ist nicht einfach zu definieren. Zum einen sind sie Vorbilder, sind tagtäglich an der Front und so jeden Tag bei den Patienten und Mitarbeitenden. Andererseits ist ein Klinikbetrieb auch hierarchischer als andere Unternehmen organisiert. Das wolle aber auf keinen Fall heissen, beteuern sie, dass sie die anderen Führungskräfte bei wichtigen Entscheiden nicht miteinbezögen. Aber: «Letztendlich sind wir die Entscheidungsträgerinnen», sagt Annemarie Fleisch Marx und fügt an: «Das geht auch mit einer grossen Verantwortung einher.» «Ja», fügt Ruth Fleisch-Silvestri an, «Wir schauen zu unseren Mitarbeitenden, lassen sie nicht hängen; auf uns können sie sich verlassen.»
Schöner Job in der Pflege
Wie alle Betriebe im Gesundheitswesen ist auch die Klinik Schloss Mammern vom Fachkräftemangel betroffen. «Vor allem breitausgebildete Ärzte und qualifiziertes Pflegepersonal zu finden, das leistungsbereit ist, ist schwierig und wird immer schwieriger», sagt Ruth Fleisch-Silvestri. Sie ärgert sich: «Die Medien täten gut daran, nicht immer zu betonen, wie belastend die Arbeit im Gesundheitswesen sei,
sondern mehr das Positive der Arbeit mit Patienten hervorzuheben. Alles andere ist wirklich nicht hilfreich.» Der Pflegeberuf sei ein toller Job. Klar, wäre es schön, wen man nicht in einem Dreischichtenbetrieb arbeiten müsse, aber die Patienten seien nun mal 24 Stunden krank und nicht von Montag bis Freitag während der Bürozeiten. «Wir beobachten, dass sich die Einstellung zur sogenannten Work-Life-Balance in den letzten zehn Jahren stark verändert hat. Dabei ist das alles eine einfache Frage der Organisation», meint Annemarie Fleisch Marx. Mit ihren Mitarbeitenden seien die beiden – die von diesen gerne mit «AFM» und «RF» voneinander unterschieden werden –sehr zufrieden. Dass es ihrem Personal gut gehe, spiegle sich auch an der Patientenzufriedenheitsanalyse, die regelmässig erhoben wird und jeweils sehr gute Resultate liefere.
«Salus intrantibus» steht in grossen Lettern über dem alten Klinikeingang. Zu Deutsch: «Gesundheit für diejenigen, die eintreten» - Tatsächlich scheint diese Oase am Bodensee, die von den beiden Chefinnen mit viel Verve und Engagement geleitet wird, ein Ort zu sein, wo man gerne Zeit verbringt, um gesund zu werden.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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