Im schweizweiten Vergleich von Energiepolitik und Klimaschutz landet St.Gallen lediglich auf Rang 14 unter allen 26 Kantonen. Das zeigt ein aktuelles Rating des WWF Schweiz. Demnach konnte St.Gallen bei der Elektromobilität zwar einige Punkte sammeln.
Im Klimarating 2024 des WWF Schweiz landet St.Gallen lediglich auf Platz 14 und damit im Mittelfeld der 26 Kantone. Ausschlaggebend ist die enorme Diskrepanz zwischen den Zielen einerseits und schwachen Massnahmen andererseits. Bei den Zielen platziert sich St.Gallen schweizweit in den Top 8. Das ist gut, aber noch nicht ausreichend. Für einen Absenkpfad gemäss dem Paris-Abkommen sind ambitioniertere Ziele nötig.
Doch auch starke Ziele sind nur mit starken Massnahmen zu erreichen. Bei den Massnahmen liegt St.Gallen mit sehr schwachen Instrumenten nur auf Rang 20. In allen Bereichen, von der erneuerbarer Stromerzeugung bis hin zur Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung, muss St. Gallen unbedingt zulegen. Dass die Massnahmen nicht ausreichen, zeigt sich an den Zahlen: Die Emissionen sowie der durchschnittliche Energieverbrauch der Gebäude sind erheblich höher als in den meisten anderen Kantonen. Dass es besser geht, zeigt der Kanton Genf. Eigentümer von ineffizienten Gebäuden, die zu viel Wärme verbrauchen, müssen auf eigene Kosten Sanierungsmassnahmen umsetzen um so den Wärmeverbrauch zu senken.
Kantone für Klimaschutz entscheidend
Die Kantone spielen für den Klimaschutz eine entscheidende Rolle. Vor allem im Gebäudebereich entscheiden sie selbstständig, dieser ist für 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und knapp ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dazu kommt das grosse Potenzial beim Ausbau der Solarenergie und der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Ohne die Kantone kann die Schweiz ihre klima- und energiepolitischen Ziele nicht erreichen.
Dabei können sie Vorschriften zur Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energie erlassen, finanzielle Anreize setzen und für eine Sensibilisierung und Beratung der Hauseigentümer sorgen. Die sogenannten Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich (MuKEn) dienen dabei als Leitlinien und geben einige Empfehlungen. Die aktuell gültigen MuKEn sind allerdings von 2014 und völlig veraltet.
Sie werden derzeit von den Energiedirektoren der Kantone gemeinsam überarbeitet, um auch die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu berücksichtigen. Während einzelne Kantone vorausgehen, hinken andere selbst den veralteten Empfehlungen noch deutlich hinterher. Das Kantonsrating des WWF sorgt hier für Transparenz.
Fünf Handlungsfelder analysiert
Analysiert wurden Zielsetzung, Massnahmen und tatsächliche Wirkung in fünf Handlungsfeldern: Energieeffizienz, erneuerbare Wärme, erneuerbarer Strom, Elektromobilität und Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung. Ebenfalls beurteilt wurde, inwieweit sich die Kantone auf einem Pfad in Richtung Netto-Null-Emissionen befinden. Diesen Zustand sollten sie spätestens 2037 erreichen, sodass die Schweiz als Ganzes ihre vom Volk gegebenen Klimaziele erfüllen kann. Noch ist kein Kanton auf diesem Weg.
Der WWF hat das Kantonsrating 2024 (siehe Anhang) beim Beratungsunternehmen EBP in Auftrag gegeben. Für die Gesamtbewertung der Kantone, wurden in den verschiedenen Handlungsfeldern lediglich Ziele und eingesetzte Massnahmen mit eingerechnet. Die tatsächliche Wirkung, beispielsweise hinsichtlich Emissionsreduktion, wurde nicht berücksichtigt. In das abschliessende Ranking der 26 Kantone hat der WWF diese Wirkungsindikatoren hingegen mit einfliessen lassen, weshalb die Rangliste teilweise etwas von der Gesamtbewertung im EBP-Bericht abweicht.
(Grafik: pd)
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