Die Ostschweiz erhält mit der neuen Olma-Halle einen weiteren Leuchtturm. Die Politik hat sich schon vor Jahren dafür ausgesprochen. Nun gilt es, das Feuer zu entfachen. Olma-CEO Christine Bolt zeigt sich wie erwartet optimistisch, nimmt aber auch die regionale Wirtschaft in die Pflicht.
Beim Rundgang durch die neue St.Galler Kantonalbank Halle der Olma Messen St.Gallen entstehen gemischte Gefühle. Einerseits ist das Bauwerk imposant. Als Ostschweiz darf man durchaus stolz darauf sein, ein solches Gebäude in der Region zu wähnen. Obwohl es äusserlich vielleicht etwas steif und herkömmlich wirkt, bietet der Bau im Inneren aufgrund der stützenfreien Umsetzung eine Atmosphäre, die man in dieser Gegend nirgendwo findet.
Es ist eine imposante Fläche mit einer ebenso imposanten Höhe, die mit dem einen oder anderen Anlass wohl schon bald für richtige Impulse sorgen wird. Aber eben, und hier kommt das zweite Gefühl hoch, es ist eine Halle, die mit Leben gefüllt werden muss.
Es ist dies die grosse Frage, die im Mittelpunkt steht: Wie schafft man das? Auch beim Bau des heutigen Kybunparks – damals noch AFG-Arena – wurde gross angekündigt, dereinst die ganz grossen Konzerte in diesem Umfeld zu veranstalten. Abgesehen von wenigen Durchführungen blieb es bei einem Versprechen. Der Kybunpark ist nach wie vor in erster Linie die Heimat des Fussballclubs. So ist auch die St.Galler Kantonalbank Halle in erster Linie eine Halle für Messen und Events wie Firmenanlässe. Man könnte sagen: «Schuster, bleib bei deinen Leisten».
«Jetzt legen wir los»
Wie dereinst die Auslastung der neuen St. Galler Kantonalbank Halle aussieht, wird sich zeigen. Für Olma-CEO Christine Bolt ist sie aber ein Schritt in eine neue Ära. Die Grösse würde neue Möglichkeiten bieten, für mehr Sichtbarkeit sorgen, die Wettbewerbsfähigkeit der Ostschweiz stärken und damit einen klaren Gewinn darstellen. Das Eröffnungswochenende Anfang März solle denn auch klar zeigen: «Jetzt zünden wir das Licht an, jetzt legen wir los.»
Die Feier sei den Verantwortlichen zu gönnen. Sie mussten sich während der Bauarbeiten für den normalen Arbeitsbetrieb in ein Provisorium zurückziehen. Und die kritischen Stimmen zur Halle verstummten auch nicht, nachdem der ordentliche politische Prozess zur Finanzierung des Ganzen schon längst abgeschlossen und unter Dach und Fach war.
Klar, da war auch noch Corona, eine Phase, die die Olma Messen in Schieflage brachte. Grosse Menschenansammlungen waren plötzlich nicht mehr möglich und man fragte sich, wie man künftig mit einer solch grossen Halle umgehen soll. Doch die Verträge mit den meisten Firmen waren bereits unterzeichnet und der Bau kam ins Rollen. Ein Zurück war plötzlich mit grösseren Hürden und Kosten verbunden, also «Augen zu und durch».
Kein reiner Selbstzweck
Nun steht sie, die neue St. Galler Kantonalbank Halle. Was aber wird sie in Zukunft beheimaten? Den Olma Messen und der gesamten Region muss es gelingen, dieses Bauwerk mit Veranstaltungen und Leben zu füllen. Christine Bolt sagt hierzu klar: «Uns allein kann das nicht gelingen. Wir brauchen die Firmen, die mitmachen.» Denn schliesslich seien die Olma Messen einst nicht zum Selbstzweck gegründet worden. Mit ihnen wolle man die Region vorantreiben – mit Publikumsmessen ebenso wie mit Fachmessen und Firmenevents.
Insofern stelle das Commitment der St.Galler Kantonalbank, die für mindestens zehn Jahre als Namensponsoring der neuen Halle fungiert, einen absoluten Glücksfall dar. «Es ist ein deutliches Zeichen für den Messeplatz und ein Vertrauen in die Strategie der Olma Messen», umschreibt es Christine Bolt.
«Unternehmertum braucht Mut»
Die Olma-CEO, welche diese Baustelle sozusagen «geerbt» hat, gesteht aber auch, dass es damals ein mutiger Entscheid war, sich für den Neubau zu entscheiden. Allerdings sei es ein unternehmerischer Entscheid gewesen: «Wenn man etwas bewegen will, muss man mitunter auch mutig sein, neue Wege beschreiten. Das ist Unternehmertum.»
Letztlich würden genau solche Projekte die gesamte Ostschweiz auch stärken und dafür sorgen, dass sie den Anschluss an andere Regionen nicht verpasst. Sichtbarkeit sei wesentlich. Ambitionen müssten spür- und erlebbar werden. Dafür brauche es entsprechende Meilensteine.
Die nächsten Herausforderungen
Mit der Eröffnung der neuen Halle kann die CEO wohl eine Pendenz abhaken, es stehen aber schon weitere Herausforderungen an – zusätzlich zu den unsichtbaren «Baustellen» wie beispielsweise das Fitnessprogramm für die Organisation, diverse IT-Projekte und Prozesse in der finanziellen Führung.
Einerseits könnte bald eine neue Baustelle folgen. Der Halle 9 droht einen Abbruch aufgrund des Baus der dritten Autobahn-Röhre. Auch hierzu laufen aktuell bereits wieder politische Diskussionen. Sinnvoll, Unsinn. Die Stadt St.Gallen und der Messeplatz benötigen eine klare Strategie mit ebenso klaren Statements dazu.
Neun Millionen fehlen noch
Und dann wäre da noch die Kapitalsuche. Nach wie vor fehlen rund neun Millionen Aktienkapital. Bis Ende des Jahres soll es mit zwei Dritteln aus der Wirtschaft und einem weiteren Drittel aus der Bevölkerung erreicht werden. Die Akquise bei mittleren und grossen Firmen läuft. Eine anspruchsvolle Aufgabe. «Wir sind optimistisch, rund um die OLMA 2023 haben wir etwa 1 Million Franken geholt», so Christine Bolt.
Es habe sich gezeigt, dass Personen und Firmen mehrmals angegangen werden müssten, bis ein Entschluss gefasst werde. Zum «worst-case» will sie sich noch nicht äussern. Nicht wenige Politiker sind sich aber sicher, dass sie schon bald erneut über eine Finanzspritze entscheiden müssen. Denn auch jetzt wäre der Weg zurück deutlich schlechter als die weiteren Schritte nach vorne. Die Olma Messen sind inzwischen «too big to fail».
Bald geht das Licht an
Die Olma Messen St.Gallen laden am ersten Märzwochenende die Ostschweizer Bevölkerung zu den Opening Days der St.Galler Kantonalbank Halle ein. Ein vielfältiges Rahmenprogramm für Familien, Jung und Alt markiert den gemeinsamen Start in eine neue Ära für Ostschweizer Events. Weitere Infos dazu finden Sie hier.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.