Am Rheintaler Wirtschaftsforum hat sich Bundesrat Albert Rösti energiegeladen gezeigt - und blickte weiter voraus als geplant. Empfangen wurde er von einer Rheintalerin.
Der Bezeichnung «Energieminister» wurde Albert Rösti mehr als gerecht: Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus, von Berner Gemächlichkeit keine Spur. Das Skript brauchte er praktisch nicht. Der SVP-Bundesrat warb eindringlich für das Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung, das mit erneuerbaren Energien die Schweizer Stromproduktion erhöhen will und zur Abstimmung kommt: «Ich bitte Sie, stimmen Sie der Vorlage zu. Es geht um die sichere Stromversorgung.»
Nur, wenn die Stromversorgung gewährleistet sei, könne es Innovationen geben, zum Beispiel im Bereich der künstlichen Intelligenz. Damit war der Berner beim Thema des 29. Rheintaler Wirtschaftsforums: «Zukunftstechnologien als Wohlstandstreiber», hiess dieses.
Im Hinblick auf eine solche Zukunftstechnologie verplapperte sich Albert Rösti dann: «Am Schluss brauchen wir wahrscheinlich beides», sagte er und meinte damit die erneuerbaren Energien und neue Kernkraft-Technologien.
Eigentlich hütet sich Rösti momentan davor, zu viel über neue Kernkraft zu sprechen – zuerst soll sich der Bundesrat zu einer Kernkraft-Initiative äussern, die im Verlauf des Jahres eingereicht wird. Darum schob Albert Rösti nach: «Jetzt habe ich schon etwas viel gesagt.»
Eine Thalerin empfing den Bundesrat
Mit Kantonsratspräsidentin Andrea Schöb durfte eine Thalerin den Bundesrat empfangen. Während auf der Bühne Slam-Poetin Moët Liechti das Publikum unterhielt, wartete Schöb beim Eingang zur Aegetenhalle in Widnau auf die Ankunft des Bundesrats.
Nervös sei sie nicht, sagte sie. Der ebenfalls wartende St. Galler Regierungspräsident Stefan Kölliker scherzte, mit seiner Gesellschaft habe er Andrea Schöb (SP) bereits an die SVP gewöhnt. Schliesslich kam Rösti im E-Auto an. Nebst der gesamten St.Galler Regierung, Mitgliedern der Parlamente von Kanton und Bund sassen im Publikum zahlreiche Wirtschaftsführerinnen und -führer aus dem Rheintal.
Innovation kommt oft aus dem Ausland
Ökonomin Monika Bütler applaudierten sie gern, als diese die Ostschweiz als besonders innovativen Wirtschaftsstandort lobte. Bütler sprach über die Notwendigkeit von technologischem Fortschritt für nachhaltiges Wachstum. «Es ist ein Irrglaube, dass arme Länder ohne technologischen Fortschritt dem Ziel Netto-Null näher sind», sagte sie.
Für das Erreichen der Klimaziele brauche es Fortschritt. Bei ihren Ausführungen zu Unternehmensgründungen in der Schweiz dürften besonders die SVP-Politiker im Saal – auch Mike Egger und Roland Büchel hörten mit – hellhörig geworden sein. Innovationen kämen oft von Menschen aus dem Ausland, die das Umfeld in der Schweiz nutzen, sagte sie.
Doch brauche es die passenden Rahmenbedingungen. So entständen Innovationen oft in Ländern mit tiefen Steuern. Wie Albert Rösti äusserte sich auch Bütler zu einer Abstimmungsvorlage. Die 13. AHV-Rente kritisierte sie nach einer Publikumsfrage. Es seien die Jungen, die eine weitere AHV-Rente finanzierten.
Intelligenz der KI ist noch unter dem Durchschnitt
Spezifischer wurde es bei KI-Forscher Benjamin Grewe. Der ETH-Professor gab einen Einblick in die Funktionsweise von künstlicher Intelligenz, verglich sie mit dem menschlichen Gehirn.
Grewe schätzte, dass die aktuelle Gratisversion von ChatGPT etwa einen Intelligenzquotienten von 80 hat. Dies entspricht bei Menschen einem unterdurchschnittlichen Wert.
Als Stimme aus der Wirtschaft agierte am Freitagabend Urs Gantner. Er ist CEO der VAT-Gruppe mit Hauptsitz in Haag.
Die VAT-Gruppe stellt Vakuumventile und Halbleiter her. Gantner betonte die Wichtigkeit von Innovationen für den Erfolg des Unternehmens. «Vor 60 Jahren ging es nur um Vorsprung. Innovation ist die Wurzel für VAT.» Diesem Anspruch wolle man auch weiterhin gerecht werden.
(Bild: Yann Lengacher)
Hinweis: Dieser Text ist zuerst im «Rheintaler» erschienen.
Yann Lengacher ist Redaktor bei der Zeitung «Der Rheintaler»
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.