Glühende Hitze liegt über der kleinen Insel Peleliu in Mikronesien. Irgendwo verrotten in dichtem Grün auf blutgetränkter Erde vergessene Zeugen einer der grässlichsten Schlachten im Pazifik: ein namenloses Kreuz, Geschosshülsen, US-Flagge, Helm, Überreste persönlicher Ausrüstung.
Sie gehören einem der rund 75 Millionen Kriegsopfer des zweiten Weltkrieges. Möglicherweise war es John Scott, neunzehnjährig gestorben, geboren im Häusermeer von New York. Einberufen in die Army, verschlug es ihn zu jener Einheit, die Peleliu zu erobern hatten. Laut Admiral Nimitz, dem damaligen Befehlshaber «…ein leichtes Ding, innerhalb weniger Tage zu machen…». Als John bei der Landung unter schwerem Kugelhagel der Japaner von Todesangst getrieben über messerscharfe Korallen auf die Insel zukroch, ahnte er vielleicht auch, dass er nun alles geben musste für Vaterland, Ehre und Sieg.
Er wusste nicht, dass sich Nimitz fatal verschätzt hatte: Die Insel war von den Japanern zur schier uneinnehmbaren Festung ausgebaut worden, durchzogen von Höhlen, bestückt mit schwerstem Geschütz und bestens getarnt. Unter dem Kommando von Generalleutnant Sadae Inoue waren die Soldaten der 14. Division, einer kampferprobten Elite-Einheit, bereit für den Kaiser und den Sieg zu kämpfen und zu sterben. Der Kampf um Peleliu im Herbst 1944 dauerte 71 Tage, forderte rund 13'000 Menschenleben und rund 9'000 schwer traumatisierte Überlebende. Jedoch waren alle Opfer und der Sieg der Amerikaner sinnlos: Peleliu war im strategischen Gesamtkonzept völlig unbedeutend, hätte grossräumig umgangen werden können.
Der Schmerz, die Trauer und die Wut von damals sind vergessen. Wieder rasseln heute die Mächtigen der Welt mit ihren Säbeln. Und wieder geht es um Vaterland, Ehre und Sieg. Stimmen der Vernunft haben es schwer. Wie schon damals, als Marlene Dietrich sang: «Sag mir, wo die Soldaten sind… über Gräbern weht der Wind… wann wird man je verstehen, wann wird man je verstehen?»
Der Südseespezialist Hansjörg Hinrichs bereist Ozeanien seit über 30 Jahren. 2017 erschien sein Bildband «Sehnsucht Südsee». Als Impulsreferent zeigt er auf was nicht nur Manager von Urvölkern lernen können. Seine Reisemanufaktur PACIFIC SOCIETY bietet exklusive Erlebnisreisen in die Südsee an.
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