Acht Personen streben einen der zwei St.Galler Ständeratssitze an. Sechs wollen einen der Bisherigen verdrängen. «Die Ostschweiz» traf sich im Vorfeld mit allen Kandidaten zum Gespräch. Eine Zusammenstellung.
Die Redaktion von «Die Ostschweiz» hat sich bewusst gegen ein grösseres Podium entschieden. Zweimal vier Kandidaten oder gar einmal alle acht: Das hätte es nicht ermöglicht, in die Tiefe zu gehen.
Folglich organisierten wir Zweier-Gespräche – wobei das letzte zwischen der bisherigen SVP-Ständerätin Esther Friedli und SP-Kandidat Arber Bullakaj aufgrund einer Erkrankung leider nicht zustande gekommen ist und in der Folge auf Einzelgespräche umgeschwenkt werden musste.
Den Auftakt bildete das erstmalige Zusammentreffen zwischen Mitte-Ständerat Benedikt Würth und Patrick Jetzer von «Aufrecht». Es war ein Austausch zweier Personen, die schon mit Blick auf die Lebensläufe kaum Gemeinsamkeiten aufweisen – und schon gar nicht bei politischen Positionen.
Jetzer griff Würth in mehreren Punkten offensiv an. Würth, ein Politiker, der sich harte Schlagabtausche gewohnt ist, konterte entsprechend.
Etwas ruhiger war die Debatte zwischen Oskar Seger (FDP) und Meret Grob (Grüne), obwohl auch hier sehr gegensätzliche Ansichten vertreten wurden.
Entgegengesetzte Meinungen vertreten Grob und Seger beispielsweise beim Stimmrechtsalter 16, bei der Wahl eines Streiks, um sich Gehör zu verschaffen und in der Klimadebatte.
Für Meret Grob ist Streiken ein «wahnsinnig wichtiges politisches Mittel», auf das sie auch selbst schon zurückgegriffen hat. Seger sieht das anders: «Sich auf eine Strasse zu kleben, ist ein radikaler Schritt. Und Radikalität führt zu Gegenradikalität.»
Fast schon eine philosophische Komponente wies das Gespräch zwischen Andrin Monstein von der GLP und Stefan Hubschmid von Parteifrei auf.
Stefan Hubschmid will das System grundsätzlich verändern. Es müsse neu gedachte werden, damit die Kluft zwischen Reich und Arm nicht noch grösser werde. Und hier benötige es radikal neue Ideen. Hubschmid ist sich absolut bewusst, dass er mit seinen Vorschlägen keine Mehrheiten finden wird. «Aber irgendwo muss man ja anfangen», erklärt er.
Andrin Monstein macht den Vergleich mit einem Gebäude. Man könne es entweder von aussen mit Steinen bewerfen oder aber, nach innen gehen und selber dazu beitragen, dass schrittweise Verbesserungen erzielt werden.
Den Abschluss bildeten schliesslich die - bewusst kürzer gehaltenen - Einzelgespräche mit SVP-Ständerätin Esther Friedli und Arber Bullakaj von der SP.
Nach ihrer erfolgreichen Wahl in den Ständerat vor gerade einmal einem halben Jahr muss Esther Friedli bereits zur Wiederwahl antreten. Woher holt sie die Energie für diesen politischen Marathon? Und wie liegt ihr nach der Tätigkeit im Nationalrat die Arbeit in der Kleinen Kammer?
Arber Bullakaj setzt nicht wie Friedli alles auf eine Karte. Er kandidiert sowohl für den National als auch für den Ständerat. Eine Wahl ist nicht ausgeschlossen. Es wird für möglich gehalten, dass er eine der Bisherigen – wohl am ehesten Claudia Friedl – überholen könnte. Ebenso ist auch denkbar, dass die SP einen dritten Sitz holt.
Und selbst wenn nicht, selbst wenn es einmal mehr nur für den ersten Ersatzplatz reichen würde, kann sich Bullakaj schon vorbereiten. Ein weiteres Mal werden ihm die beiden SP-Genossinnen das Spiel wohl nicht verderben.
Ein Gespräch über die erleichterte Einbürgerung, Glück und Unglück bei der «Geburtenlotterie» und Kampagnen wie «Kosovaren schlitzen Schweizer auf».
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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