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Thurgauer Ständeratskandidatin im Interview

Brigitte Häberli-Koller, mussten Sie nochmals antreten, damit Ihre Partei den Sitz nicht verliert?

Seit 20 Jahren politisiert Brigitte Häberli-Koller bereits in Bern, seit 2011 als Thurgauer Ständerätin für die Mitte. Nun möchte sie ihren Sitz erneut verteidigen. Was hat sie bisher erreicht? Wo würde sie die nächsten Akzente setzen? Und würde sie die nächste Legislatur ordentlich beenden?

Marcel Baumgartner am 06. Oktober 2023

Für die zwei Thurgauer Sitze im Ständerat kandidieren offiziell sechs Personen: die beiden Bisherigen Brigitte Häberli-Koller (Die Mitte) und Jakob Stark (SVP) sowie Gabriela Coray (Wahlkomitee Gabi Coray, WkGC), Stefan Leuthold (GLP), Robin Spiri (Aufrecht Thurgau, AUFTG) und Kristiane Vietze (FDP).

«Die Ostschweiz» veröffentlich in diesen Tagen schriftlich geführte Einzelinterviews mit allen Kandidatinnen und Kandidaten.

Brigitte Häberli, gemäss einer neuen Umfrage könnte Ihnen die Wiederwahl bereits im ersten Wahlgang gelingen. Lehnen Sie sich nun etwas zurück?

Nein, in keiner Art und Weise. Mein Wahlkampf endet am Sonntag, 22. Oktober um 12.00 Uhr. Umfragen zeigen einfach eine Tendenz und das Wahlergebnis kann ganz anders aussehen. Ich werde weiterhin an verschiedenen Anlässen teilnehmen und den direkten Kontakt mit der Wählerin und dem Wähler pflegen. Natürlich freue ich über über die vielen positiven Rückmeldungen. Aber im Moment haben alle Kandidierenden null Stimmen.

Die Antwort war zu erwarten. Immerhin politisieren Sie schon lange in Bern, haben schon einige Wahlkämpfe hinter sich. Sind Sie grundsätzlich mit dem Erreichten zufrieden?

Grundsätzlich ja. Aber wir haben grosse Herausforderungen zu meistern. Die Umwelt, das Klima, die Versorgungssicherheit, unsere Sozialwerke und unser Gesundheitswesen verlangen nach umsetzbaren Lösungen. Die Situation im Asylwesen müssen wir dringend verbessern.

Was würden Sie rückblickend als absolutes Highlight bezeichnen?

Mein Präsidialjahr, welches am 4. Dezember 2023 endet, wird mir in bester Erinnerung bleiben. Die vielen Begegnungen und Gespräche als Präsidentin des Ständerates im In- und Ausland waren interessant und lehrreich. Ein Höhepunkt war, die Rede von King Charles III vor Ort im Deutschen Bundestag in Berlin zu erleben.

Wo würden Sie in der nächsten Legislatur Akzente setzen wollen?

Bei der Sicherung unserer Sozialwerke, bei den Infrastrukturen auf der Schiene und der Strasse, vor allem auch in der Ostschweiz, und bei einem modernen Gesundheitswesen, welches bezahlbar ist. Weiter werde ich mich für eine starke und gut ausgerüstete Armee engagieren, denn diese brauchen wir für unsere Sicherheit. Und die Abschaffung des Eigenmietwertes soll endlich gelingen. Weiter braucht der Agroscope Standort in Tänikon weiter Unterstützung; dank meiner Motion ist der Erhalt bisher gelungen.

Von 2003 bis 2011 waren Sie Mitglied des Nationalrats. Anschliessend wechselten Sie in die Kleine Kammer. Kann man Sie als klassische Berufspolitikerin bezeichnen?

Wir kennen in der Schweiz kein Berufsparlament. Neben meiner Aufgabe als Ständerätin bin ich zum Beispiel Mitglied des Hochschulrates der Pädagogischen Hochschule Thurgau und in verschiedenen Verbänden und Organisationen tätig.

Gewisse Stimmen behaupten, Sie hätten sich eigentlich gerne von Bern verabschiedet, mussten aber quasi nochmals antreten, weil die «Mitte» ansonsten den Sitz verlieren könnte. Wie viel Wahrheit steckt in diesem «Gerücht»?

Nach einem kurzen Gespräch mit der Parteileitung der Mitte Thurgau habe ich mit Freude und Überzeugung für eine Kandidatur 2023 zugesagt und mich über dieses Vertrauen sehr gefreut.

Werden Sie bei einer Wiederwahl die anstehende Legislatur ordentlich beenden – sofern nichts Unerwartetes passiert?

Ja.

Nicht zuletzt Ihre Partei ist mitverantwortlich dafür, dass wir dieses Jahr so viele Kandidaturen haben wie noch nie. Wird hier der Wählerschaft nicht zu viel zugemutet?

Die Auswahl und das Interesse an einem Sitz im Parlament ist tatsächlich gross. Dies zeigt, dass sich viele Leute aktiv in der Politik engagieren wollen und das ist positiv. Die Mitte hat sehr viele junge Kandidatinnen und Kandidaten, was mich besonders freut. Ich bin überzeugt, dass die Wählerinnen und Wähler die richtige Wahl treffen werden.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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