Mit dem seit 2019 jährlich verliehenen «Prix Zora» will die Frauenzentrale Appenzellerland fünf Frauen für ihr spezielles Wirken und ihre Tatkraft, die oft im Verborgenen stattfindet, auszeichnen.
Es werden laut Medienmitteilung bewusst Frauen aus verschiedensten Lebenssituationen prämiert. Auch die Gründe sind vielfältig und soll die grosse Breite der Wirkungsfelder von Frauen in der Gesellschaft aufzeigen. Mit dem Anlass soll die Frauensolidarität gestärkt und das vielseitige Wirken der Frauen einer breiten Öffentlichkeit aufgezeigt werden.
Am Frauentag, dem 8. März, verleiht die Frauenzentrale Appenzellerland erneut den «Prix Zora». In Gonten werden fünf Frauen für ihr grosses Engagement ausgezeichnet.
In diesem Jahr werden Margrit Müller aus Hundwil, Eveline Göldi aus Herisau, Vreni Peterer aus Unterschlatt, Josi Koster aus Urnäsch und Angela Koller aus Herisau geehrt. Mit dem Preis zeichnet die Frauenzentrale fünf Frauen für ihr spezielles Wirken und ihre Tatkraft aus.
Die Verleihung beginnt um 19 Uhr im Gasthaus Krone in Gonten. Moderiert wird der Anlass von Helena Städler. Als Rahmenprogramm gibt es eine Modeschau von Huber Mode aus Herisau. Tickets sind hier erhältlich.
Margrith Müller aus Hundwil (Hauptbild)
In Hundwil geboren und aufgewachsen, zog es Margrith Müller für kurze Zeit ins Rheintal und nach Stein. Dem Turnverein Hundwil blieb sie jedoch bis zu ihrer Rückkehr nach Hundwil stets treu. In Hundwil übernahm sie dann das Elternhaus.
Mit 20 Jahren war sie bereits Präsidentin des Damenturnverein Hundwil und engagierte sich auch damals schon divers in ihrer Gemeinde. Es war bekannt, dass sie gute Führungskompetenzen hatte. Die gelernte Chemielaborantin arbeitete – bis ihre Kinder kamen – bei Metrohm und übernahm dort unter anderem auch den Posten der Auszubildenden, gab verschiedenste Kundenkurse und sammelte so schon früh Erfahrung, vor Menschen stehen und sprechen zu können.
Spezifisch in die Gemeindepolitik kam sie, als sie eine Anregung an die Schulkommission trug und diese sie prompt anfragte, Teil der Kommission zu werden. Margrith sagte zu und wurde kurz darauf auch in den Gemeinderat gewählt.
Margrith wurde als «extrem engagierte» Gemeindepräsidentin von Hundwil für ihr politisches Engagement und ihre ständige Erreichbarkeit, ihr offenes Ohr nominiert. Die Unterscheidung, wo beginnt Beruf und ab wann ist es ein freiwilliges Engagement, ist schwierig zu machen. Margrith ist zwar eine gewählte Person und muss ein gewisses Pensum erfüllen, es ist aber klar, dass die ganzen Aufgaben, die mit dem Amt der Gemeindepräsidentin einherkommen, mehr als die 35 Prozent abverlangt.
Das war Margrith aber schon immer klar und sie engagiert sich bewusst und gerne so sehr für ihre Gemeinde – auch im Kantonsrat, wo sie sich vor allem auch für Jugend- und Bildungsthemen einsetzt. Seit 2005 ist sie Gemeinderätin, ab 2011 Gemeindepräsidentin und Kantonsrätin.
Eveline Göldi aus Herisau ist Finanzplanerin, Sozialversicherungsfachfrau und Beraterin. In Teufen aufgewachsen, verschlug es sie an verschiedene Orte, darunter auch viele Jahre nach Mörschwil, bis sie dann mit ihrer Familie 2014 zurück nach Ausserrhoden nach Herisau zog. Eveline lebt in einer Patchwork-Familie, ist Mutter eines Kindes und hat zwei Stiefkinder.
Eveline Göldi war schon als Kind sehr kreativ und hat viel gemalt. In den 1990er Jahren war Eveline auf der Suche nach einem passenden Gemälde für ihre Wohnzimmerwand. Als sie nicht fündig wurde, dachte sie, sie nimmt die Sache selbst in die Hand und kaufte Leinwand und Malutensilien, um etwas eigenes zu kreieren.
Danach hat sie immer wieder etwas gemalt, um das Bild auszutauschen. Als vermehrt Freunde und Bekannte fragten, ob man ihre Bilder auch kaufen konnte, ergab sich nach zehn Jahren Experimentierfreude ihre erste Ausstellung in 2012/14.
Eveline Göldi malt seit Mitte der 1990er Jahren, das Malen bereitet ihr sehr grosse Freude. Für sie ist es kein Beruf, aber das Malen ist eben auch kein Hobby mehr. Ihre Tätigkeit als Künstlerin zu kategorisieren, möchte sie nicht, denn es ist ein Zustand, der gut so ist, wie er ist und für den es keine Kategorisierung braucht.
Im Oktober 2023 wurden ihre Bilder gross auf dem Time Square in NY abgebildet. Dazu kam es ganz klassisch durch ihre Bewerbung via einer Kuratorin, die ihre Bilder passend zum ausgeschriebenen Thema empfand. Dass sie zu den vier auserwählten Künstler:innen gehört, hat auch mit ein wenig Glück zu tun, was aber nicht zu sehen ist: Die vielen Male, bei denen Eveline Göldi es nicht in die Auswahl schaffte.
Sie bezeichnet den Erfolg für die Möglichkeit, ihre Bilder am Times Square auszustellen, als «ich bin einmal mehr aufgestanden».
Vreni Peterer aus Unterschlatt AI Frau Peterer ist in Altenrhein aufgewachsen, absolvierte eine KV-Ausbildung und war beispielsweise auf der Redaktion des Rheintaler oder beim Lokalradio angestellt. Der Liebe wegen zog sie dann nach Appenzell und legte nach der Geburt ihrer beiden Söhne eine Arbeitspause ein.
Seit 12 Jahren arbeitet sie als Betreuerin in der Appenzeller Tagesstätte für betagte Menschen. Ihre Arbeit mag sie sehr, sie empfindet sie auch als eine Art Auszeit von ihrem freiwilligen Engagement, denn durch ältere Menschen lerne man, zu entschleunigen und das tut gut.
Ihr Engagement als Präsidentin der IG für Missbrauchsbetroffene im kirchlichen Umfeld ist momentan noch freiwillig. An der nächsten Generalversammlung möchte der Verein jedoch Stellenprozente beantragen, denn ihr Engagement geht bereits über die Grenze der Freiwilligkeit hinaus.
Die viele Öffentlichkeitsarbeit, der sie nachgeht, ist sehr zeitintensiv und Vreni Peterer musste auf der Arbeit zurückstecken. Der Verein bietet Niederschwellige Hilfe für Betroffene. Vreni Peterer hat vor fast vier Jahren eine Selbsthilfegruppe gegründet, welche vor zwei Jahren zum oben genannten Verein wurde. Seit einem Jahr präsidiert sie den Verein.
Josy Koster ist in Gonten auf einem Bauernhof aufgewachsen. Auch nach ihrer Hochzeit blieb sie in der Landwirtschaft tätig. Zur Zeit der Trennung von ihrem Ehemann hörte ihre Tante in Urnäsch auf zu wirten. Dies kam für Josy Koster zu einem guten Zeitpunkt und so übernahm sie 2014 den Löwen von ihrer Tante. Seither wohnt sie mit ihren Kindern auch in Urnäsch und pflegt eine sehr enge Familienbindung. Auch wenn die Kinder teilweise bereits ausgezogen sind, kommen sie immer noch fast täglich zu ihr zum «z’Mittag».
Ihr Engagement findet im Rahmen ihrer Arbeit als Wirtin im Löwen statt. Josy Koster sei 17 bis 18 Stunden im Betrieb und nimmt sich stets Zeit für Gespräche, hört den Menschen zu und bietet Hilfe und Unterstützung an. Dies geht über den eigentlichen Tätigkeitsbereich der Wirtin hinaus. Viele ältere einsame Menschen kommen für ein Schwätzchen vorbei und dafür nimmt sich Josy Koster gerne auch lange Zeit. Sie hat ein besonderes «Gspüri» für ihre Gäste. Ausserdem unterstützt sie im Dorf auch für Vereine.
Sich für Mitmenschen einzusetzen und sich gegenseitig zu helfen, ist einerseits mit ihrem Elternhaus verwurzelt, hat seinen Ursprung jedoch auch aus prägenden Momenten in ihrem Leben. Ausserdem liegt es auch ein bisschen in der Natur von Josy Koster, aufeinander schauen zu wollen.
Angela Koller ist in Herisau aufgewachsen, ist alleinerziehend und lebt immer noch in Herisau in einem Haushalt mit vielen Tieren. Hauptberuflich arbeitet sie im Kaffee Gschwend. Ihr teils freiwilliges Engagement im Hospizdienst würde sie um nichts hergeben, sie geht dieser Arbeit sehr sehr gerne nach und kann dies unter anderem auch aufgrund ihres tollen Umfelds, das sie immer unterstützt.
In das Engagement im Hospiz ist sie eher unerwartet reingekommen. Angela hat schon früh ihre Mutter verloren. Nach der Pflege ihrer Mutter kam ein älteres Pärchen auf sie zu und bat sie um Hilfe für die Betreuung des von Demenz betroffenen Ehemanns.
An der Beerdigung dieses Mannes ist der Hospiz-Verein auf Angela zugekommen. Das eine ergab das andere und sie begann, als Freiwillige des Hospiz-Vereins kranke Menschen zu unterstützen. Dies tat sie für den Hospiz-Verein Speicher-Trogen-Wald, an den sich das Hinterland seit 2018 auch angeschlossen hat.
Damals waren zwei Einsatzleitungen tätig, die eine verliess den Job jedoch zwei Wochen nach Antritt bereits wieder. So wurde Angela angefragt, ob sie die zweite Einsatzleitung übernehmen würde. Nach anfänglichen Zweifeln, ob sie der Aufgabe überhaupt gewachsen sei, sagte Angela schliesslich zu und begann ihre Arbeit beim Hospiz-Dienst.
Büroarbeit, Telefonate und Sitzungen werden entschädigt, alle weitere Arbeit ist freiwillig. Dazu gehört auch viel Vernetzungsarbeit. Angela arbeitet hin und wieder aber auch noch als Freiwillige, die kranke Menschen begleitet. Seit 1.5 Jahren gibt es beim Verein nur noch eine Einsatzleitung: Angela Koller.
(Bilder: PD)
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