Die Jusos St. Gallen müssen es geahnt haben. Sie wollten den Auftritt der deutschen Punker Feine Sahne Fischfilet mit einem angeblichen Täter als Sänger verbieten. Sie warfen den Organisatoren Heuchelei vor, dass die sich nicht klar von der Kapelle distanzierten.
Allerdings war die Begründung der Jusos mindestens so schräg wie die Band selbst. Die jungen Rabauken von der SP hatten nämlich auf einer linksradikalen Webseite gelesen, dass gegen den Sänger der Band gehetzt wurde. Der habe sich angeblich «sexualisierter Gewalt» schuldig gemacht.
Diese Erkenntnis hatten die anonymen Schmierer auf der Webseite von einem anonymen Denunziationsblog aus Deutschland, der diese Behauptung im August letzten Jahres in die Welt posaunt hatte. Wer, wann, wo, mit wem, was war genau passiert? Dazu gab und gibt es keine Angaben. Kein Wunder, dass die Band und ihr Sänger diese Vorwürfe schon längst entrüstet zurückgewiesen hatten und gerichtlich als Verleumdung disqualifizieren liessen.
Alles keine Gründe für die hyperventilierenden Jusos, nicht mit scharfen Worten auf die Veranstalter der OASG und die Band loszugehen. Die Juso-Co-Präsidentin entblödete sich nicht, von einem «Täter» zu sprechen; das Wort Unschuldsvermutung ist ihr offenbar unbekannt, was Verleumdung bedeuten kann, ebenfalls.
Da ihr eigenes Motto auf Twitter lautet «mindestens eimol pro Tag s System figge», störte sich die Brachial-Politikerin überhaupt nicht an den gewaltverherrlichenden Texten der Band. So grölt ihr Sänger Jan Gorkow unter anderem: «Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein».
Vielleicht sieht Anna Miotto in ihm einen Bruder im Geist des «Systemfiggens». Natürlich wollte die Band bei ihrem Auftritt, der trotz den Zensurforderungen der Jusos stattfand, ihr linksradikales Image betonen. Also keifte Sänger Monchi zwischen zwei Songs: «Das nächste Lied, das heisst «Zuhause». Gegen diese Scheisswichser von der SVP.»
Was der Songtext («Reiß ihre Zäune ein, Reiß alle Zäune ein») mit der SVP zu tun haben sollte, erschliesst sich nicht wirklich. Verblüffend an dieser Rüpelei ist allerdings, dass SRF 3 sie zunächst in ihrer Übertragung ausstrahlte. Das wurde dann anschliessend mit dem Ausdruck des Bedauerns gelöscht.
Immerhin. Allerdings hatte das Vorstandsmitglied der Juso St. Gallen Robin Eichmann vor dem Festival angekündigt: «Wir werden Zeichen setzen, werden das Openair und seine Heucheleien kritisieren und wir werden im Sittertobel achtsam feiern.»
Es ist allerdings nicht bekannt, welches Zeichen die Juso gegen diese geschmacklose Beschimpfung des Sängers gesetzt hätten; ob Eichmann zu diesem Text «achtsam gefeiert» hat? Es ist schon grotesk: eigentlich hätte sich Feine Sahne Fischfilet gegen die Juso St. Gallen aussprechen müssen, die schliesslich die Band übel verleumdet haben und ihren Sänger als «Täter» beschimpft. Stattdessen rempelt der die SVP an, ohne Sinn und Verstand. Und die Jusos, die eigentlich für achtsames Feiern sind und immer bereit, ein «Zeichen» zu setzen, sagen keinen Ton zu diesem üblen Ausrutscher.
So wird aus Feine Sahne Fischfilet eher saure Sahne mit Grätenkopf, und aus den Jusos St. Gallen wird eine Lachnummer erster Güte.
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