Die Mieten steigen. Die Gesundheitskosten steigen. Die Strompreise steigen. In der Schweiz hat eine Bürgerin und ein Bürger Ende des Monats immer weniger im Portemonnaie – wenn es denn überhaupt noch etwas hat.
Wer tut etwas dagegen? Unsere Politiker offensichtlich nicht – und aktuell sind sie mit dem Wahlkampf beschäftigt.
Am Dienstag wurde bekannt, dass die Strompreise im nächsten Jahr um 18 Prozent steigen. Ein typischer Haushalt bezahlt somit jährlich rund 200 Franken mehr.
Hinzu kommen die Rechnungen für die Krankenkasse. Auch diese fallen künftig um bis zu neun Prozent höher aus.
Nicht besser sieht es mit den monatlichen Kosten für Haus und Wohnung aus. Im Gegenteil: Martin Tschirren, Chef des Bundesamts für Wohnungswesen, rechnet mit Erhöhungen von über 15 Prozent in den kommenden Jahren. Man darf – nein, muss – sich als Normalbürger fragen, wie diese Entwicklung in naher Zukunft weitergeht , und was die von uns gewählten Volksvertreterinnen und -vertreter dagegen tun.
Spricht man mit einem SVP-Politiker, sagt er, man müsse halt einfach auf die Lösungswege der SVP setzen. Bei der SP tönt es gleich. Mitte-Politikerinnen geben mitunter zu, keine Lösung in der Hinterhand zu haben. Es brauche eine Gesamtübersicht, es brauche ein Miteinander, es brauche Kompromisse. Verzeihung: Blablabla.
Kein Wunder, hat kürzlich eine repräsentative Befragung zum Ergebnis geführt, dass ein Grossteil der Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz wohl noch an die direkte Demokratie, nicht aber an die Lösungsfähigkeit der Politik glaubt.
Die Corona-Zeit hat sicher nicht zu einer Verbesserung dieses Bildes beigetragen.Hier könnte man einwerfen, dass die Situation neu war, dass man rückblickend immer alles besser weiss. Aber bei den eingangs erwähnten Themen wie Mieten, Krankenkassen und Energie gilt das nur begrenzt.
Dass am Stammtisch inzwischen noch heftiger darüber diskutiert wird, weshalb die Schweiz beispielsweise immense Summen in die Entwicklungshilfe steckt, zu Hause aber immer mehr Leute Schulden anhäufen, können unsere Parlamentarierinnen und Parlamentarier nicht mehr ignorieren.
Selbst Gutverdienende müssen inzwischen rechnen, um über die Runden zu kommen. Wer aber kann etwas gegen die Missstände tun? Eben: Unsere gewählten Politikerinnen und Politiker.
Diese befinden sich aktuell samt und sonders im Wahlkampf. Der eine oder die andere demokratisch Gewählte dürfte aktuell mehr Zeit in die Ausgestaltung seiner Webseite investieren als in die politischen Geschäfte.
Ihnen sei die Zeit bis zum 22. Oktober gegönnt. Doch anschliessend muss es heissen: Meine Damen und Herren, machen Sie ihren Job.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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