SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel kandidiert nun doch nicht für den Ständerat. Er sagt: «Dieses Mal stehen wir vor einer 'Frauenwahl'». Und er ist überzeugt, dass der SVP mit Esther Friedli der Einzug in die kleine Kammer gelingen wird.
Roland Rino Büchel, als Ständeratskandidat scheiterten Sie im November 2019 gegen Beni Würth und Paul Rechsteiner. Sie kündigten damals jedoch an, dereinst erneut zu kandidieren. Nun tun Sie es nicht. Wieso?
Es war immer klar, dass ich antreten würde, wenn es für die Partei Sinn macht. Daran hat sich nichts geändert. Das ist jedoch jetzt nicht der Fall, weil wir eine gut geeignete Kandidatin mit ausgesprochen guten Wahlchancen haben. Weil auch die anderen Parteien auf Frauen setzen werden, stehen wir dieses Mal vor einer «Frauenwahl»-
Die SVP versucht es mit Esther Friedli. Was raten Sie ihr?
Esther hat sich in den letzten drei Jahren in Bern einen guten Namen gemacht. Wir tauschen uns regelmässig aus. Da muss ich ihr nicht speziell etwas «raten». Im Wahlkampf werde ich sie voll unterstützen. Ich spüre seit Monaten wieder einen positiven Spirit in der SVP des Kantons St. Gallen. Das genügt aber noch nicht. Jetzt braucht es einen richtigen Ruck durch die Partei. Und die ländliche Bevölkerung sollte, ja muss, wieder in grösserer Zahl an die Urne gehen. Dann holen wir den Sitz von Paul Rechsteiner ins bürgerliche Lager zurück.
Ein Blick auf die vergangenen Wahlen zeigt jedoch: Wenn es Friedli nicht schon im ersten Wahlgang schafft, was unwahrscheinlich ist, kann die SVP eigentlich einpacken.
Dieses Mal wird es anders sein. Es ist eine Ersatzwahl; es geht nur um einen Sitz – und nicht um zwei. Das heisst: Es gibt weniger Durcheinander, weniger «Mischeln». Esther Friedli wird im ersten Wahlgang ganz klar obenaus schwingen, da mache ich jede Wette. Ich bin auch überzeugt, dass wir mit ihr im zweiten Wahlgang den Platz im Stöckli ergattern werden. Erinnern Sie sich noch an das Resultat vom ersten Ständerats-Wahlgang vom Jahr 2019?
Ja, klar. Warum?
Dann haben Sie sicher nicht vergessen, dass ich um die Hälfte mehr Stimmen holte als der erfolgreiche, bekannte Sportler und Unternehmer Marcel Dobler von der FDP. Sie werden mit mir einig gehen, dass der Rapperswiler ein sehr guter Kandidat war, der bürgerliche Werte vertritt. Die absehbaren Konkurrentinnen von Esther Friedli grasen alle im links-grünen Bereich. Esther wird die einzige Alternative für wirklich bürgerliche Wähler sein.
Schafft Friedli die Wahl in den Ständerat, fehlt der SVP ein Zugpferd für die Nationalratswahlen. Die Rückeroberung des fünften Sitzes dürfte utopisch sein. Muss man schon froh sein, wenn man die vier Sitze ins Trockene bringt?
Wieso kommen Sie zu diesem Schluss? Die SVP St. Gallen hat derzeit vier Zugpferde im Nationalrat. Vor drei Jahren holte Esther Friedli 39'500 Stimmen. Mike Egger und ich kamen auf 44'000 Stimmen; Lukas Reimann holte gar 51'500 Stimmen. Bei anderen Parteien reichten gut 10'000 oder gut 20'000 Stimmen für die Wahl.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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