Das Stelleninserat des Kantons St.Gallen für das Präsidium des Universitätsrats der HSG.
Der St.Galler Kantonsrat hat am Mittwoch das neue Universitätsgesetz für die HSG verabschiedet. Erstmals in der Geschichte der Universität präsidiert nicht mehr der zuständige Bildungsminister das oberste Unigremium. Die neu geschaffene Stelle ist noch bis zum 20. Oktober 2023 ausgeschrieben.
Per Stelleninserat sucht der Kanton St.Gallen eine Präsidentin oder einen Präsidenten des Universitätsrats. Eine Premiere, hat doch bis anhin der zuständige Regierungsrat die Funktion inne.
Pensum: 30 Prozent - ein Nebenjob also. Profil: anspruchsvoll. Interessierte sollten verfügen über:
• einen Hochschulabschluss sowie Strategie- und Führungserfahrung
• Kenntnisse der nationalen und internationalen Hochschullandschaft sowie der politischen Rahmenbedingungen und Entscheidungsprozesse
• Ausgewiesene Fähigkeiten in der Gestaltung von Transformationsprozessen
• Fähigkeiten in der Risikobeurteilung von strategischen Entscheidungsprozessen
• Hohe Sozialkompetenz, Konfliktfähigkeit und Belastbarkeit
• Kommunikationsfähigkeiten im politischen Umfeld und mit den Anspruchsgruppen
• Fähigkeit, das Organ als Team zu führen
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Das Stelleninserat des Kantons St.Gallen für das Präsidium des Universitätsrats der HSG.
Bis zum 20. Oktober kann sich melden, wer sich davon angesprochen fühlt. Die Person wird Vorgesetze oder Vorgesetzer des Rektors sowie der Schulleitung und «präsidiert ein Gremium bestehend aus führenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sowie einer Vertretung der Kantonsregierung».
Möglich wird die Ausschreibung, weil der St.Galler Kantonsrat am Mittwoch das neue Universitätsgesetz verabschiedet hat, das am 1. Januar 2023 in Kraft tritt, sofern kein Referendum ergriffen wird. «Damit besteht nun ein verlässlicher Rahmen, um die HSG strukturell auf die Zukunft auszurichten und die nachgelagerten Erlasse anzupassen», so das Bildungsdepartement in seiner Mitteilung.
Seit 1988 das gleiche Gesetz
Das neue Universitätsgesetz löst seinen 35 Jahre alten Vorgänger ab und war von der St.Galler Politik mit Hochdruck in Angriff genommen worden, nachdem die HSG von verschiedenen Spesen- und anderen Skandalen in ihren Reihen durchgeschüttelt worden war. Mit dem neuen Gesetz würden die «Ansprüche der Öffentlichkeit an die Führung und Rechenschaftspflicht einer mit Steuergeld finanzierten Institution erfüllt», schreibt das Bildungsdepartement. Die Rollen in den verschiedenen Aufgabenbereichen Strategie und Aufsicht, Lehre, Forschung und Weiterbildung, personelle und finanzielle Führung, Rechtspflege würden entflochten.
Die Organe erhalten klare Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung. Der Rektorin oder dem Rektor kommt eine erweiterte Aufsichts- und Weisungsfunktion zu, besonders auch hinsichtlich der Institute. «Mit den entflochtenen und präzisierten Zuständigkeiten entspricht das neue Universitätsgesetz den heutigen Bedürfnissen nach Transparenz und stärkt die Akzeptanz der Universität in Politik und Gesellschaft.»
Die Stärken der HSG
Gleichzeitig halte der Kanton mit dem neuen Gesetz an den Stärken der HSG fest. Dazu gehört die internationale Ausrichtung der Universität mit einer regionalen Verankerung. Ebenso wichtig seien die teilautonomen, unternehmerisch geführten Institute als Alleinstellungsmerkmal.
«Die Professorinnen und Professoren sollen weiterhin Anreize für freiwillige Zusatzleistungen im Rahmen der Institute und der Weiterbildung haben – dies allerdings unter klaren Regeln und einer gestärkten Aufsicht durch das Rektorat für alle Beteiligten.» Die HSG soll laut Bildungsdepartement auch in Zukunft zu den führenden Wirtschaftsuniversitäten in Europa mit Schwerpunkt auf Rechts- und Sozialwissenschaften sowie Diversifizierung in ausgewählten weiteren Wissenschaften gehören.
Zudem stärke das neue Gesetz den Weiterbildungsbereich und schaffe neu die Möglichkeit, sich an öffentlich-rechtlichen oder privatrechtlichen Organisationen wie zum Beispiel Spin-Offs zu beteiligen. «Damit kann die HSG weiterhin Fach- und Führungskräfte anziehen sowie den Kanton St.Gallen als innovativen Forschungs- und Wirtschaftsstandort stärken.»
Neue:r Bildungsminister:in wird Mitglied ohne Führungsfunktion
Regierungspräsident Stefan Kölliker, Vorsteher des Bildungsdepartements, gibt im Zuge der Neuorganisation der Führungsgremien das Präsidium des Universitätsrates auf Ende der Amtsdauer 2020–2024 ab. Ebenso wird er als Regierungsrat zurücktreten.
Seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger wird künftig als Mitglied ohne Führungsfunktion Einsitz im Universitätsrat nehmen. Wer dies sein wird, klärt sich nach den kantonalen Erneuerungswahlen vom 3. März 2024.
Neuer Rektor ab 1. Februar 2024
Der künftige Rektor der Universität St.Galler heisst Manuel Ammann. Er ist ordentlicher Professor für Finance an der HSG und Direktor am Schweizerischen Institut für Banken und Finanzen. Zudem ist er Gründer und akademischer Programmleiter des Masterprogramms Banking and Finance (MBF-HSG).
Er tritt die Nachfolge des amtierenden Rektors Prof. Dr. Bernhard Ehrenzeller am 1. Februar 2024 an und wurde im vergangenen Dezember durch Senat und Universitätsrat gewählt und von der St.Galler Kantonsregierung genehmigt.
(Bild: Archiv, Screenshot: Die Ostschweiz)
Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.
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