Die FDP Appenzell Ausserrhoden wird voraussichtlich nicht mitmischen beim Nationalratswahlkampf. Die vorgesehene Kandidatin Daniela Merz fällt aus. In der Pflicht stünde nun eigentlich die SP: Sie hat am heftigsten gegen den Ausserrhoder Nationalrat David Zuberbühler polemisiert.
Der Ausserrhoder SP-Präsident Jens Weber lässt kein gutes Haar am Ausserrhoder SVP-Nationalrat David Zuberbühler, und das bei jeder Gelegenheit. Wie ein Geschenk muss es ihm deshalb vorgekommen sein, als sich die FDP bereiterklärte, mit der SP zusammenzuspannen, um Zuberbühler abzuwählen. Dafür schluckte die SP sogar eine veritable bittere Kröte: Sie war bereit, die Juniorpartnerin zu spielen und eine FDP-Kandidatur zu unterstützen.
Diese gibt es nun aller Voraussicht nach nicht. Die FDP-Kronfavoritin Daniela Merz musste aus gesundheitlichen Gründen im letzten Moment absagen. Zwar wird pro forma noch gesichtet, ob sich eine andere Kandidatur auftreiben lässt, doch die Personaldecke ist dünn, und das Kaliber von Daniela Merz erreicht niemand, der spruchreif ist.
Wenn schon, müsste nun wohl die SP selbst aktiv werden, und es ist anzunehmen, dass die entsprechenden Gespräche in diesem Moment auch laufen. Aber auch die SP ist nicht reich gesegnet mit potenziellen Anwärtern. Ihr Kantonalpräsident Jens Weber trat vor vier Jahren an und ermöglichte so letztlich David Zuberbühler wohl auch die Wahl, weil sich dessen Gegenstimmen auf Weber und den FDP-Kandidaten Markus Bänziger aufteilten. Diese Situation wollten FDP und SP dieses Mal vermeiden.
Aber nach dem faktischen Rückzug wäre der Weg frei für eine «reine» SP-Gegenkandidatur. Kommt Jens Weber wieder? Dass ein SP-Kandidat einen amtierenden Nationalrat der SVP überrundet, ist schwer vorstellbar, denkbar ist aber eine «Kandidatur aus Prinzip»: Man will Zuberbühler kaum einfach so durchmarschieren lassen und zumindest eine Alternative bereitstellen.
Eine solche wäre aber eher ausserhalb der SP zu finden. Im Gespräch bei der FDP war auch schon Jennifer Abderhalden, die auch bei der Ausserrhoder Frauenzentrale aktiv ist und damit gewissermassen als Kandidatin aus diesen Reihen vermarktet werden könnte; die Parteimitgliedschaft wäre dann zweitrangig, und die SP könnte sicher auch gut mit Abderhalden leben.
Dass es am 20. Oktober eine einzige Kandidatur für den Nationalrat gibt, ist noch lange nicht gesagt. Aber eine konzertierte, sauber aufgegleiste Aktion von FDP und SP ist wohl Geschichte.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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